Der russische Gangsterboss Terek Murad (David Hayman) ist niemand, mit dem man sich anlegen sollte. Und so denkt er nicht einmal im Traum daran, es einfach auf sich beruhen zu lassen, als sein Bruder in einem Nachtclub vom FBI erschossen wird. Einfach nur den Schützen dafür zu bestrafen, das ist ihm jedoch zu wenig. Er hat es gleich auf jemand ganz oben abgesehen, der mit seinem Leben für diesen Frevel bezahlen soll. Das lässt sich Murad auch einiges kosten. Niemand Geringeres als der berüchtigte Schakal (Bruce Willis), einer der gefürchtetsten Auftragskiller, wird mit der Aufgabe betreut, den Mann auszuschalten. Das FBI wiederum sucht die Unterstützung des Ex-IRA-Scharfschützen Declan Mulqueen (Richard Gere), der seinerseits Jagd auf den Schakal machen und ihn ausschalten soll, bevor er sein Ziel erreicht …
Ein bekannter Auftragsmörder in neuem Umfeld
Was einmal geht im Filmgeschäft, das geht auch mehrfach. Zumindest ist es den Versuch wert. Und so entschied man sich rund ein Vierteljahrhundert nach dessen Erscheinen, den Thriller Der Schakal noch einmal neu zu drehen. Damit das mit der Kopie nicht so auffällt oder um dem Egozentrismus des heimischen Publikums entgegenzukommen, sah man es als eine gute Idee an, den Schauplatz von Frankreich in die USA zu verlegen und auch den zeitlichen Kontext zu ändern. Ging es sowohl in dem 1971 erschienenen gleichnamigen Roman von Frederick Forsyth wie auch der zwei Jahre später veröffentlichten Verfilmung um die geplante Ermordung des französischen Präsidenten Charles de Gaulle, soll dieses mal ein hohes amerikanisches Tier dann glauben. Damit einher geht auch eine Änderung des Motivs. Sollte der Präsident in dem an ein tatsächliches Attentat von 1962 angelehnten Buch für dessen Anerkennung von Algerien bestraft werden, geht es hier mal wieder „nur“ um Rache und verletzte Eitelkeit.
Das ist schon ziemlich schade, da mit dem Verlust des ursprünglichen Kontextes auch einiges an Flair verlorengegangen ist. Dass ein Großteil der Bösen nur aus Russen besteht, war 1997 schon nicht wirklich spannend. Einige Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wäre ein neues Feindbild vielleicht nicht verkehrt gewesen, anstatt sich einfach nur auf Klischees auszuruhen. Wenn man schon eine bewährte Geschichte umschreibt, dann sollte man ihr schon etwas hinzufügen. Der Schakal geht den entgegengesetzten Weg und wird während seiner Verschiebung ins Amerika der damaligen Neuzeit ein ganzes Stück generischer, als es die Vorlage war.
Weg mit dem Kanonenfutter
Nun kann ein Thriller auch innerhalb eines solchen austauschbaren Szenarios spannend sein. Schließlich geht es hier um eine Katz-und-Maus-Jagd zwischen einem Auftragskiller und einem Scharfschützen. Und wenn zwei sich in einem Duell begegnen, die Meister in der Kunst des Tötens sind, dann ist das nicht die schlechteste Voraussetzung für ein bisschen Nervenkitzel. Allerdings hebt sich Der Schakal das, wie so oft bei derartigen Jagdgeschichten, für das Finale auf. Anstatt die beiden Hauptfiguren in einen direkten Kampf zu schicken, dürfen erst einmal andere ran. Und wie das ausgeht, kann man sich denken: Dem Antagonisten darf nichts geschehen, da ansonsten die Geschichte schon vorbei wäre. Und damit diesem auch nichts geschieht, nimmt man einfach einen Haufen irgendwie beschränkter Leute, die fast von alleine draufgehen.
An manchen Stellen ist das schon ein wenig absurd. Verstärkt wird das durch die irgendwie immer zu umständlichen und aufwendigen Pläne des Schakals. Eine Schiffsregatta zu nutzen, um sich von den USA nach Kanada einzuschleichen, das ist beispielsweise sicher nicht der naheliegendste Weg. Wenn der Meisterverbrecher für seine Dienste 70 Millionen Dollar fordert, darf man sich auch an die legendären Witze aus Austin Powers – Das Schärfste, was Ihre Majestät zu bieten hat erinnern. Nur dass Der Schakal eben ernst gemeint war. Die diversen komischen Momente, bei denen schon der Gedanke aufblitzt, der Film ist in Wahrheit eine Parodie, sind tatsächlich ernst gemeint. Der Thriller soll düster sein, mit richtig viel Nervenkitzel und brenzligen Situationen, die einen so sehr fesseln, dass man gar nicht mehr merkt, was da geschieht.
Spaß am Diabolischen
Dann und wann gelingt Regisseur Michael Caton-Jones (Asher, Our Ladies) das tatsächlich. Ein Pluspunkt dabei ist Bruce Willis, der die Rolle des Auftragsmörders übernommen hat. 1997 fällt noch in die Phase seiner Karriere, als er ein tatsächliches Interesse an der Schauspielerei hatte, anstatt einfach nur einen Scheck fürs Rumsitzen einzustreichen. Es gelingt ihm dann auch, das Groteske der Geschichte mit dem Diabolischen zu verbinden, eine Kaltschnäuzigkeit, die in Menschen maximal ein Mittel zum Zweck sieht. Richard Gere, der ursprünglich für die Rolle des Gegenspielers vorgesehen war, dann aber doch lieber der Held sein wollte, bleibt da schon eher blass. Überhaupt handelt es sich bei Der Schakal um einen dieser Filme, bei denen mit großem Aufwand verdeckt werden soll, dass er nicht wirklich interessant ist. Damit kann man sich sicherlich die Zeit vertreiben. Man kann es aber auch lassen.
OT: „The Jackal“
Land: USA
Jahr: 1997
Regie: Michael Caton-Jones
Drehbuch: Chuck Pfarrer
Musik: Carter Burwell
Kamera: Karl Walter Lindenlaub
Besetzung: Bruce Willis, Richard Gere, Sidney Poitier, Diane Venora, Mathilda May, J. K. Simmons
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