Entführt - Der Usedom-Krimi
© NDR/Razor Film/Oliver Feist

Der Usedom-Krimi: Entführt

Inhalt / Kritik

Der Usedom Krimi
„Entführt – Der Usedom-Krimi“ // Deutschland-Start: 4. November 2021 (Das Erste)

Eigentlich freute sich Kriminalhauptkommissarin Ellen Norgaard (Rikke Lylloff) darauf, nach der Babypause wieder mit der Arbeit anfangen zu dürfen. Doch schon am ersten Tag kommt es zu einer Katastrophe, als ihr einjähriger Sohn Jesper entführt wird, während sich dieser bei der Tagesmutter befand. Kommissar Rainer Witt (Till Firit) und Ex-Staatsanwältin Karin Lossow (Katrin Sass) setzen daraufhin alles daran, das vermisste Kind wiederzufinden. Doch wer könnte es auf den Jungen abgesehen haben? Und was beabsichtigte derjenige oder diejenige damit? Tatsächlich dauert es nicht lange, bis sie bei den Ermittlungen herausfinden, wer dahintersteckt. Ausgerechnet Patricia Hardt (Marion Kracht), die vor mehr als 30 Jahren verschwundene Mutter von Ellen hat Jesper entführt. Für Lossow, die seinerzeit selbst eng mit Hardt befreundet war, steht fest, dass nur sie das Kind zurückholen kann …

Zwischenmenschlich viel kaputt

Rund ein Jahr mussten die Fans der ARD-Krimireihe Der Usedom-Krimi darauf warten, dass es Nachschub gibt. Nun gibt es ein Wiedersehen mit den zum Teil seit 2014 ermittelnden Figuren. Ein dreifaches sogar: Entführt markiert den Auftakt von gleich drei Fällen, die im wöchentlichen Abstand ausgestrahlt werden. Das bedeutet wieder diverse schöne Bilder von der titelgebenden Ostseeinsel, auf der die Geschichten spielen. Im Gegensatz zu anderen nordischen Krimireihen wie Friesland und Nord Nord Mord gibt es hier aber keinen auflockernden Humor, der zusammen mit den idyllischen Bildern für Kontraste sorgt. Auf der deutsch-polnischen Insel mag man es lieber ein bisschen düster.

Bei Entführt – Der Usedom-Krimi, dem 14. Teil der Reihe, geht man noch einmal etwas stärker in die dramatische Richtung. Schließlich geht es hier nicht allein um eine Entführung, auch wenn diese natürlich die Mitte des Geschehens bildet. Wichtiger als die Jagd auf die Entführer und die Suche nach dem Kind sind die zwischenmenschlichen Beziehungen der Figuren. Genauer ist es das Dreieck Ellen, Karin und Patricia, welches Drehbuchautorin Dinah Marte Golch besonders interessiert. Alle drei sind über langjährige Verbindungen aneinander gekettet. Verbindungen, die alles andere als einfach sind. Patricia hegt noch immer einen Groll gegenüber Karin, die Ellen wie ihre Tochter ansieht. Die wiederum will von ihrer wahren Mutter nichts wissen.

Wenig nachvollziehbar, kaum spannend

Als Konstellation sorgt das natürlich fast zwangsläufig zu Konflikten. Entführt – Der Usedom-Krimi macht diese dann auch zum Mittelpunkt der Geschichte. Zum Teil mit Erfolg: An manchen Stellen wird doch deutlich, wie tief die Verletzungen sind, welche das Trio mit sich herumträgt. So ganz nachvollziehbar ist das Ganze jedoch nicht, auch weil das Drehbuch vorsieht, dass Patricia größere psychische Probleme hat. Tatsächlich vertieft wird der Aspekt nicht. Zwischendurch gibt es einen kleinen Seitenhieb auf die unzulängliche Betreuung der Frau, was die Möglichkeiten für eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit dem Gesundheitssystem eröffnen würde. So richtig interessiert sich der Fall dafür aber nicht. Die Krankheit ist vielmehr ein bloßer Anlass für die Entführung, was schon irgendwie billig ist.

Wenn der Film wenigstens spannend wäre. Aber auch in der Hinsicht hat Entführt – Der Usedom-Krimi so seine Defizite. Bei einem Film, der eine Entführung zum Thema hat, die von einem kleinen Kind obendrein, sollte man eigentlich meinen, dass dies eine große Beanspruchung des Nervenkostüms mit sich bringt. Stattdessen ist die Suche aber recht langweilig. Klar, große Verfolgungsjagden waren nicht zu erwarten, wenn eine ältere Frau einer zweiten nachspürt. Aber so ganz ohne nennenswerte Handlung ist dann doch etwas wenig. Für die schönen Bilder kann man sicher mal reinschauen. Richtig viel verpassen würde man aber nicht, wer hier nicht mit am Start ist.

Credits

OT: „Entführt – Der Usedom-Krimi“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Felix Herzogenrath
Drehbuch: Dinah Marte Golch
Musik: Colin Towns
Kamera: Lars R. Liebold
Besetzung: Katrin Sass, Rikke Lylloff, Till Firit, Marion Kracht, Max Hopp, Tilo Nest, Merab Ninidze, Rainer Sellien

Bilder

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In „Entführt – Der Usedom-Krimi“ wird ein Kleinkind entführt, die Täterin entpuppt sich als die vor langer Zeit verschwundene Großmutter. Als Figurenkonstellation ist das nicht uninteressant. Der Film selbst ist jedoch wenig spannend, da wurde weder aus der Entführung, noch den Charakteren etwas Nennenswertes gemacht.
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