Ein Hauch von Amerika
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Ein Hauch von Amerika

Inhalt / Kritik

Ein Hauch von Amerika
„Ein Hauch von Amerika“ // Deutschland-Start: 1. Dezember 2021 (Das Erste) // 4. März 2022 (DVD)

1951 in der pfälzischen Provinz: Der Zweite Weltkrieg liegt inzwischen einige Jahre zurück. Doch noch immer ist Deutschland geprägt von den vergangenen Ereignissen, die Siegermächte wachen darüber, dass alles seine Ordnung hat. Nicht alle sind darüber glücklich, dass in der Gegend inzwischen die Amerikaner das Sagen haben. Während Bürgermeister Friedrich Strumm (Dietmar Bär) von der Anwesenheit der zahlungskräftigen Besatzer profitiert und seine Tochter Erika (Franziska Brandmeier) das Lebensgefühl liebt, welches sich seit ihrer Ankunft in Kaltenstein ausbreitet, ist deren beste Freundin Marie Kastner (Elisa Schlott) alles andere als begeistert. Schlimm genug, dass die Idioten die Ernte ruinieren, soll auch noch ihr Vater (Aljoscha Stadelmann) sein Land abtreten. Doch dann lernt sie dank Amy McCoy (Julia Koschitz), der Frau von Colonel Jim McCoy (Philippe Brenninkmeyer), ganz neue Seiten kennen. Vor allem entwickelt sie Gefühle für den Soldaten George Washington (Reomy D. Mpeho), der aufgrund seiner dunklen Hautfarbe unentwegt diskriminiert wird – zum Leidwesen ihres Verlobten Siegfried (Jonas Nay), der gerade aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrt ist …

Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg

Kaum ein historisches Ereignis wird vergleichbar oft in Filmen abgearbeitet wie der Zweite Weltkrieg. Jedes Land hat dabei seine eigenen Geschichten zu erzählen. Während hierzulande oft der zeitlich damit einhergehende Holocaust thematisiert wird, stehen bei anderen Heldenepen auf dem Programm. Nur zu gerne erinnert man sich bis heute daran, wie die Nazis besiegt wurden. Doch was war eigentlich danach? Wie ging es weiter, nachdem Deutschland gefallen ist? Darüber wird sehr viel weniger gesprochen. Es gab zwar eine kurze Phase der sogenannten Trümmerfilme Ende der 1940er, als Werke wie Die Mörder sind unter uns mit der Frage haderten, wie es eigentlich weitergehen soll. Später beschäftigte man sich aber mit anderen Themen. Ausländische Filmstudios hatten sowieso wenig Verwendung für das Nachkriegsdeutschland, zumindest bis der Kalte Krieg zum Publikumsmagnet wurde.

Ein Hauch von Amerika ist in der Phase dazwischen angesiedelt. Zwar ist der Krieg vorbei, gleichzeitig aber immer noch nicht so wirklich. Die Serie beginnt mit der Explosion einer alten Fliegerbombe, Panzer fahren durch die Provinz. Und dann wäre da noch Siegfried, der einige Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft war und durch diese Erfahrung zerstört wurde. Ein anderer Zeuge der Vergangenheit ist Schwiete (Samuel Finzi), ein jüdischer Mitbürger, der von den Nationalsozialisten enteignet wurde. Offiziell waren diese Anfang der 1950er ausgemerzt, seinen Besitz bekam er trotzdem nicht zurück. Denn da sind immer noch Nutznießer wie Strumm, die von dem Krieg profitiert haben, ohne sich direkt daran zu beteiligen. Die Grenzen zwischen Täter und Mitläufer sind fließend. Die Geschichte spielt zu einer Zeit, als die Schuld nur oberflächlich beglichen wurde, auch weil das Interesse dafür fehlte.

Zwischen Aufbruch und Aufarbeitung

Doch bei Ein Hauch von Amerika geht es nicht allein um eine nicht aufgearbeitete Vergangenheit und wie sich diese auf die Gegenwart auswirkt. Vielmehr beschreibt die ARD-Serie eine Zeit des Umbruchs. Die Amerikaner sind da und damit neue Kulturgüter, etwa die Musik, die plötzlich gehört wird. Es bedeutet aber auch neue Konzepte gerade im Hinblick auf die persönliche Freiheit. Die kleine Dorfgemeinschaft, fest in Traditionen und katholischer Frömmigkeit verhaftet, darf plötzlich erkennen: Es gibt noch eine Welt da draußen, die ganz anders funktioniert. Das bedeutet aber nicht, dass deswegen alles gut ist und die Amerikaner reine Befreier sind. Nicht nur, dass es dort ganz eigene Probleme gibt, Rassismus dabei weit oben stehend. Es laufen bei der Army auch nicht unbedingt die großen Sympathieträger herum. Das ist mehr ein Fall vom Regen in die Traufe.

Diese Ambivalenz ist die größte Stärke von Ein Hauch von Amerika: Man merkt der Serie an, dass sie viele Themen diskutieren und von verschiedenen Perspektiven aus beleuchten will. Gleichzeitig wird ihr das streckenweise aber auch zum Verhängnis. So tauchen beispielsweise so viele Figuren auf, dass zwangsläufig einige davon nicht wirklich ausgearbeitet sind. Da sind schon einige dabei, die sehr stereotyp beschrieben sind oder deren Verhalten mehr der Notwendigkeit der Geschichte folgt, weniger einer inneren Logik. Selbst die sich anbahnende Liebesgeschichte ist ein bisschen holprig. Manche Themen bleiben zudem eher plakativ behandelt, weil sechs Folgen à 45 Minuten einfach nicht genug sind, um allem ganz gerecht zu werden. Wer sich damit abfinden kann, dass die Serie nicht jedes Versprechen einlöst, das es zwischenzeitlich gibt, findet hier jedoch eine TV-Produktion, bei der sich durchaus ein Reinschalten lohnen kann – und sei es für die diversen Denkanstöße sowie den Einblick in ein Deutschland auf der Selbstsuche.

Credits

OT: „Ein Hauch von Amerika“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Dror Zahavi
Drehbuch: Johannes Rotter, Jo Baier, Christoph Mathieu, Ben von Rönne
Musik: Martin Stock
Kamera: Gero Steffen
Besetzung: Elisa Schlott, Reomy D. Mpeho, Franziska Brandmeier, Jonas Nay, Anna Schudt, Dietmar Bär, Julia Koschitz, Philippe Brenninkmeyer, Winnie Böwe, Aljoscha Stadelmann, Paul Sundheim, Samuel Finzi, Nina Gummich, Artjom Gilz, Godehard Giese

Bilder

Interviews

Ihr wollt mehr über die Serie erfahren? Wir haben uns zum TV-Start von Ein Hauch von Amerika im Interview mit Elisa Schlott und Jonas Nay über ihre jeweiligen Rollen und über die Arbeit an dem Historiendrama unterhalten.

Elisa Schlott [Interview]

Jonas Nay [Interview 2021]

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„Ein Hauch von Amerika“ spielt in einem kleinen pfälzischen Dorf 1951, in dem die Anwesenheit der amerikanischen Besatzung alles durcheinanderbringt. Die Serie behandelt dabei einerseits die Auswirkungen der Vergangenheit, zeigt aber auch eine Zeit des Umbruchs. Das geht mit einer Reihe wichtiger Themen einher und ist löblich um Ambivalenz bemüht, bleibt aber zwangsläufig etwas plakativ.
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