Euch zu lieben ist mein Leben C’est ça l’amour
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Euch zu lieben ist mein Leben

Inhalt / Kritik

Euch zu lieben ist mein Leben C’est ça l’amour
„Euch zu lieben ist mein Leben“ // Deutschland-Start: 17. November 2021 (Arte)

Seitdem Armelle (Cécile Rémy-Boutang) ihre Familie verlassen hat, steckt diese in einer ziemlich starken Krise. Zwar tut Mario (Bouli Lanners) alles, um für seine beiden Teenager-Töchter Frida (Justine Lacroix) und Niki (Sarah Henochsberg) ein guter Vater zu sein. Vor allem die jüngere Frida tut sich aber schwer mit der Situation, vermisst ihre Mutter sehr und kämpft zudem mit Gefühlen für eine Schulkameradin, welche diese nicht erwidert. Aber auch Mario gelingt es nicht loszulassen. Um seiner Frau nahe zu sein, schließt er sich einer Laiengruppe an, die in dem Theater spielt, an der auch Armelle arbeitet. Doch selbst dort geht sie auf Abstand und lässt niemanden an sich heran …

Das Leben nach der Trennung

Schön sind Trennungen natürlich nie. Auch wenn es oft gute Gründe gibt, weshalb Paare auseinandergehen, es sogar etwas Befreiendes an sich haben kann, wieder einen eigenen Weg zu gehen und neue Orientierungspunkte zu suchen: Einfach ist die Zeit danach nur in den seltensten Fällen. Euch zu lieben ist mein Leben schildert dabei einen besonderen Härtefall. Nicht allein, dass das Paar zwei Kinder hat, was eine solche Trennung zwangsläufig verkompliziert. Wer kümmert sich um diese? Wer darf wann wen sehen? Zudem war es keine gegenseitige Trennung: Mario kann nicht von seiner Frau lassen, will es auch gar nicht. Für ihn gibt es keine wirkliche Erklärung dafür, dass Armelle weg ist, weshalb er unbeirrt daran festhält, dass sie zu ihm zurückkommen wird.

Regisseurin und Drehbuchautorin Claire Burger bleibt dabei nah bei ihrem Protagonisten, lässt uns seine Situation durch seine Augen sehen. Weitergehende Informationen sind rar gesät. Wie Armelle stellt sie das Publikum in Euch zu lieben ist mein Leben vor vollendete Tatsachen. Wir bekommen keine Erklärungen für die Trennung, sehen keine Flashbacks, die uns mehr über die Zeit davor verraten würden. Einiges lässt sich zwar erschließen, wenn die Mutter im späteren Verlauf doch noch eine größere Rolle einnimmt, wenngleich ein wenig widerwillig. Aber das steht nie im Mittelpunkt. Stattdessen geht es überwiegend um die Frage, wie die drei zurückgelassenen Familienmitglieder mit dieser für sie so ungewohnten Situation umgehen.

Aus den Fugen geratenen Familiendynamik

Dabei ist es eigentlich nur Niki, die sich wacker schlägt. Mario läuft Armelle auf unwürdige Weise hinterher. Frida wiederum geht voll auf Konfrontation, scheint ihren Lebenszweck darin zu sehen, ihren Vater zu quälen und für die Situation zu bestrafen. Ob dies geschieht, weil sie ihm tatsächlich die Schuld an der Situation gibt oder einfach nur das hormonelle Chaos ihrer Pubertät sie überfordert, in Verbindung mit einer unglücklichen Liebe, lässt Burger offen. Das ist nicht einfach nur eine nachlässige Leerstelle in Euch zu lieben ist mein Leben, sondern das direkte Ergebnis einer aus den Fugen geratenen Familiendynamik. Da Vater und Tochter an dem Konzept einer Kommunikation scheitern, stehen beide hilflos vor dem sich immer weiter intensivierenden Unglück. Und das Publikum gleich mit, das angesichts der ständigen Schwierigkeiten und mangelnden Perspektiven verzweifeln darf.

Burger verzichtet dabei jedoch darauf, die Figuren für ihre diversen Fehler zu verurteilen oder sich auf Schuldzuweisungen einzulassen. Sie begegnet ihnen vielmehr mit einer Mischung aus Verständnis und beobachtender Distanz. Euch zu lieben ist mein Leben zeichnet sich besonders durch ein Einfühlungsvermögen aus, welches ohne Kitsch oder sonstige Zuspitzungen auskommt. Das bedeutet nicht, dass es hier nicht schon auch mal zur Sache gehen kann. Das Drama, welches bei den Filmfestspielen von Venedig 2018 Premiere feierte und anschließend von Festival zu Festival weitergereicht wurde, lässt gerade zum Ende hin die Lage schon eskalieren. Das ergibt sich jedoch aus einer sich ohnehin zuspitzenden Situation, bei der es kaum Annäherung mehr gibt.

Zwischen Abnabelung und Selbstfindung

Dadurch gelingt es dem insgesamt eher dokumentarisch anmutenden Film, trotz dieser Entgleisung nicht die eigene Glaubwürdigkeit zu verlieren. Euch zu lieben ist mein Leben zeigt anschaulich, wie schwierig es ist, in einer auseinanderbrechenden Familie und einer sich damit verändernden Situation noch selbst wiederzufinden. Bei Frida kommt die Doppelbelastung der Pubertät hinzu, wenn sie gerne schon eine Frau wäre, aber noch deutlich kindliche Züge trägt. Gleichzeitig macht der Film Mut, dass es trotz dieser fordernden Übergangsphase ein Leben danach geben kann: Burger erzählt von einer schmerzhaften Abnabelung ebenso wie von einer allmählichen Selbstfindung, die auch außerhalb des Konstrukts Familie Bestand hat, unabhängig vom Alter der jeweiligen Person.

Credits

OT: „C’est ça l’amour“
IT: „Real Love“
Land: Frankreich
Jahr: 2018
Regie: Claire Burger
Drehbuch: Claire Burger
Kamera: Julien Poupard
Besetzung: Bouli Lanners, Justine Lacroix, Sarah Henochsberg, Cécile Rémy-Boutang, Antonia Buresi, Célia Mayer, Lorenzo Demanget

Bilder

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„Euch zu lieben ist mein Leben“ erzählt von einer Familie, die nach dem Weggang der Mutter in eine tiefe Krise schlittert. Das weitestgehend dokumentarisch anmutende Drama erzählt dabei beobachtend und doch einfühlsam, wie schwierig es sein kann, sich während eines solchen Zusammenbruchs selbst zu finden und weiterzumachen.
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