Viola (Amelie Kiefer) und Faraz (Reza Brojerdi) sind schon seit einigen Jahren liiert und führen eine glückliche, liebevolle Beziehung. Dieses Glück soll bald schon komplettiert werden, ihr erstes Kind ist auf dem Weg. Wären da nur nicht ihre jeweiligen Eltern. Während Violas Eltern Holger (Dominic Raacke) und Beatrice (Victoria Trauttmansdorff) darauf bestehen, dass das Enkelkind katholisch erzogen und auch getauft wird, steht es für die aus dem Iran stammenden Masud (Ramin Yazdani) und Anoushe (Sima Seyed) völlig außer Frage, dass der Nachwuchs muslimisch und beschnitten sein soll. Das junge Paar, für welches Religion bislang kein großes Thema war, steht plötzlich zwischen den Fronten – auch weil es sich selbst nicht ganz klar ist, was es will …
Kulturknatsch als Mittel der Komik
Wenn in einem Land Menschen unterschiedlicher Kulturkreise leben, dann führt das oft über kurz oder lang zu Reibungen, wenn nicht gar Konflikten. Zumindest wenn diese Menschen in einem engen Kontakt stehen. Das spiegelt sich auch in Filmen wieder, die immer mal wieder solche Auseinandersetzungen und potenziellen Konfliktherde thematisieren. Das kann auf sehr ernste Weise geschehen. Gerade im deutschsprachigen Raum scheint man darin aber in erster Linie ein größeres komisches Potenzial zu sehen. Ob nun Servus, Schwiegermutter!, Matze, Kebab und Sauerkraut oder Kebab extra scharf!, die Liste an TV-Produktionen, die solche Culture-Clash-Konstellationen nutzen wollen, um das Publikum ein bisschen zum Lachen zu bringen, ist lang.
Mit Familie ist ein Fest – Taufalarm startet nun der nächste Anlauf. Und wie bei den obigen Beispielen auch hält sich der Spaß schon sehr in Grenzen. Die Idee, zwei auf ihre jeweilige Weise sehr traditionellen Elternpaare gegeneinander zu hetzen und es ziemlich böse krachen zu lassen, ist nun wirklich nichts, was man guten Gewissens tatsächlich eine „Idee“ nennen könnte. Vielmehr handelt es sich um mehrfach aufgewärmte Reste-Verwertung. Das Ergebnis ist entsprechend fade. Auch wenn sich das Drehbuchduo Julie Fellmann und Stefani Straka darum bemüht, die Figuren zu überzeichnen und damit irgendwie witzig zu machen: Der ARD-Film ist eine dieser vielen deutschen TV-Produktionen, bei denen man nur anhand der offiziellen Beschreibung weiß, dass sie eine Komödie sind. Die kläglichen Humorversuche lassen eine solche Einteilung nicht zu.
Lauter nichtssagende Figuren
Bei der Figurenzeichnung ist der Film ähnlich wenig ambitioniert. Die jeweiligen Eltern werden darauf reduziert, dass sie ihren Glauben und ihren Willen durchsetzen wollen und im Zweifel ein bisschen hinter den Kulissen intrigieren. Viel mehr hat Familie ist ein Fest – Taufalarm über die vier nicht zu sagen. Den Kindern ergeht es dabei aber nicht besser. Viola und Faraz sind nie mehr als ein Mittel zum Zweck, entwickeln keine eigene Persönlichkeit. Stattdessen sind sie dadurch geprägt, dass sie eben nichts gegen ihre Eltern auszurichten wissen. Die beiden sind einfach nur irgendwie da und mit der Situation überfordert. Das mag durchaus nachvollziehbar sein, die Lage ist nicht einfach, die Eltern sind es auch nicht. Spannend ist es nicht.
Erst im letzten Drittel wird es interessanter. Das liegt zum einen daran, dass sich die Spannungen der Eltern auf die Kinder übertragen. Das an und für sich harmonisierende Paar liegt sich auf einmal in den Haaren, ohne dass es genau versteht warum. Vor allem aber die Überlegungen zu Tradition und den eigenen Wurzeln heben Familie ist ein Fest – Taufalarm von den thematisch ähnlich gelagerten Filmen ab. Zwar machte man es sich auch hier recht einfach, zum Schluss wird es auf einmal versöhnlich, ohne dass dafür viel gearbeitet wurde. Dennoch gibt es an diesen Stellen zumindest Gedanken, bei denen es sich lohnt, sie über den Abspann hinaus ein bisschen weiter zu verfolgen. Denn so wichtig es ist, seinen eigenen Weg zu suchen. Man sollte zwischendurch auch innehalten und schauen, wo man her kommt.
OT: „Familie ist ein Fest – Taufalarm“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Sebastian Hilger
Drehbuch: Julie Fellmann, Stefani Straka
Musik: Stefan Benz
Kamera: Birgit Gudjonsdottir
Besetzung: Amelie Kiefer, Reza Brojerdi, Sima Seyed, Ramin Yazdani, Victoria Trauttmansdorff, Dominic Raacke
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