Der Anlass war eigentlich sehr schön: Die Hexe Baba Yaga und Draculas Butler Renfield wollen sich das Jawort geben, ganz feierlich in einer Kirche. Zum Feiern ist aber niemandem mehr zumute, als auf einmal Mila Starr auftaucht, die Tochter des milliardenschweren Weltverbesserers Maddox Starr, und ihre alte Freundin entführt. Für Familie Wünschmann ist klar, dass sie dabei nicht tatenlos zusehen können. Und so verwandeln sich die vier, bei denen mal wieder der Haussegen schief hängt, erneut in die vier Monster. Dabei müssen sie bald feststellen, dass die Entführung Baba Yagas kein Einzelfall ist. Vielmehr haben es die Starrs auf alle Monster dieser Welt abgesehen. Und nur die Wünschmanns können sie noch aufhalten …
Alles (fast) auf Anfang
Auch wenn die Erwartungen höher gewesen sein mögen, für sich genommen war Happy Family durchaus erfolgreich. Rund 600.000 Besucher muss man bei einem deutschen Animationsfilm erst einmal schaffe. Umso mehr, wenn eben kein bekanntes Kinderbuch zugrunde liegt, von dessen Popularität man profitieren könnte. Zwar stammte die Vorlage von David Safier, der so manchen Bestseller verfasst hat. Wenn bei einem Film auf eine junge Zielgruppe geschielt wird, die mit dem Buch bzw. dem Autor keine Berührungspunkte hat, dann halten sich die Synergieeffekte jedoch in Grenzen – was die Sinnhaftigkeit ein wenig in Frage stellte. Was bringt es, ein Erwachsenenbuch als Kinderfilm zu adaptieren?
Bei Happy Family 2 hat sich dieses Problem erledigt. Zum einen kann man nun auf der Popularität des ersten Teils aufbauen, muss also nicht von vorne anfangen. Zum anderen gibt es hier erst gar keinen Roman, der zu adaptieren gewesen wäre. Safier ist dennoch weiterhin beteiligt, wie beim Vorgänger auch schrieb er an dem Drehbuch mit. Dafür hatte er ein anderes Problem beim Schreiben der Geschichte: Eigentlich waren die Wünschmanns am Ende des ersten Teils glücklich und hatte sich nach vielen Differenzen zusammengerauft, wodurch sich auch das Dasein als Monster erledigt hatte. Damit die vier erneut zu einem Monster werden können, muss also der alte Status Quo wiederhergestellt werden. Gewonnene Erkenntnisse? Waren dann doch nicht so toll.
Der erste Eindruck trügt
Solche Resets sind natürlich immer eine etwas billige Methode, um einen Nachfolger auspacken zu können. Sie entwerten zudem die Geschichte des Vorgängers, der dadurch ein Stück weit an Bedeutung verliert. Dafür muss man Happy Family 2 zugutehalten, dass nicht einfach nur der Inhalt wiederholt wurde. Zwar bleibt vieles zwangsläufig beim Alten: Erneut reist die zu Monstern verwandelte Familie durch die Welt, sieht die unterschiedlichsten Orte und Figuren, um am Ende ein bisschen schlauer geworden zu sein. Einen Bösen, der die vier zur Zusammenarbeit zwingt, gibt es ebenfalls. Ohne Druck scheint bei den Wünschmanns nichts zu funktionieren. Inhaltlich werden aber andere Schwerpunkte gesetzt. So soll es diesmal darum gehen, dass manches nicht das ist, wonach es aussieht. Monster sind keine Monster, Helden keine Helden. Die vier dürfen also lernen, dass erste Eindrücke täuschen können, das junge Publikum damit gleich mit.
Originell ist das nicht unbedingt, sympathisch prinzipiell schon. Gleiches gilt für die Aussage, dass niemand perfekt sein muss. Kleine Macken gehören dazu, machen Menschen aus. Die Ansprüche, mit Happy Family 2 etwas auszusagen, waren also schon da. Nur wurde das erneut in einen recht generischen Animationsfilm gepackt, der viel auf Slapstick und die üblichen Mechanismen setzt. Der zudem nicht sonderlich viel Sinn ergibt. Gerade zum Ende hin, wenn es um den Kampf gegen die Bösen geht, ist das alles nicht sonderlich durchdacht. Beim Thema Glück und wie man dieses findet gab man sich ebenfalls nicht so wahnsinnig viel Mühe. Man merkt hier doch recht eindeutig, dass die Prioritäten woanders lagen.
Erneut schön anzusehen
Dafür gibt es bei Regisseur Holger Tappe wieder ordentlich etwas zu sehen. Schon Happy Family war gemessen an den finanziellen Möglichkeiten ein durchaus ansehnlicher Animationsfilm. Beim Nachfolger wurde noch einmal etwas obendrauf gelegt. Die vielen unterschiedlichen Locations machen Laune, technisch gibt es an all dem nichts zu meckern. Designtechnisch hat sich ohnehin nicht viel getan: Die Figuren sind alle eher drollig angelegt, die unheimlichsten Monster gibt es hier in der putzig-Variante. Wer den Vorgänger mochte, schaut deshalb auch beim zweiten Abenteuer der Monsterfamilie rein, zumal die große Konkurrenz in Form von Hotel Transsilvanien 4 aus nicht ganz nachzuvollziehenden Gründen auf 2022 verschoben wurde. Aber es fehlt doch erneut etwas, um aus dem Animationswerk mehr als eines unter vielen zu machen.
OT: „Happy Family 2“
Land: Deutschland, UK
Jahr: 2021
Regie: Holger Tappe
Drehbuch: David Safier, Abraham Katz
Was reizte ihn an der Geschichte des Films? Und was für ihn Glück aus? Diese und weitere Fragen haben wir Regisseur Holger Tappe in unserem Interview zu Happy Family 2 gestellt.
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