Seit einer Weile schon kriselt die Ehe von Emma (Jill Awbrey) und Henry (Bart Johnson). Da kommt ein gemeinsames Wochenende in einem Luxushaus, wo sie sich mal auf sich selbst konzentrieren können, ganz recht. So dachten sie zumindest. Aber schon am nächsten Morgen müssen sie feststellen, dass das alles ganz furchtbar schied läuft. Während sie schliefen, ist jemand ins Haus eingedrungen, hat sie umgezogen und alle Klamotten ausgetauscht. Schlimmer noch: Ihnen wurde etwas implantiert, das ihnen regelmäßig Stromstöße verpasst, sollten sie sich nicht nach den Regeln verhalten. Und von denen gibt es einige, wie ihnen eine Computerstimme mitteilt. Nur wenn sie streng den Vorgaben folgen, sind sie sicher und dürfen vielleicht irgendwann wieder nach draußen …
Privatsphäre war gestern
Dass wir zu Sklaven der Technik werden, davor haben natürlich nicht wenige gewarnt. Das kann die Abhängigkeit von unserer Alltagstechnologie sein wie Handys oder das Internet. In vielen Situationen unseres Lebens haben wir uns auch so sehr an die Bequemlichkeit der Elektronik gewöhnt, dass wir schon gar nicht mehr wissen, wie es ohne geht. Aber während diese Fälle bei allem Ärger noch verkraftbar sind, zeigen andere Filme, dass das alles noch eine ganze Spur heftiger geht. So auch Held, bei dem ein Paar in einem Smarthome Erholung und Gemeinsamkeit sucht, dabei aber plötzlich um sein Leben fürchten muss. Außer es macht alles, was Papa Technik von ihnen will. Und das ist einiges: Privatsphäre gibt es in dem Haus keine mehr. Die zwei stehen immer unter Beobachtung.
Ein bisschen erinnert das an Das Honeymoon-Experiment. Auch da war es ein Paar, das in einem speziellen Haus gefangen war und bei allem beobachtet wurde, was es tat. Der Unterschied: Wo bei diesem Titel herausgefunden werden sollte, wie sich eine Beziehung in einem solchen Rahmen verändert, da wird bei Held vorgegeben, was am Ende rauskommen soll. Anfangs ist das noch ein bisschen offen, das Drehbuch spricht zunächst von irgendwelchen ominösen Regeln, ohne spezifisch zu sein. Erst einmal darf niemand das Haus verlassen, der Rest ist Nebensache. Bald schon wird aber klar, dass die monotone Stimme aus dem Off ein offensichtlicher Verfechter traditioneller Rollenbilder ist: Der Mann macht die Tür auf, die Frau sagt brav Danke und darf danach ab in die Küche, ihr eigentliches Territorium.
Wichtiges Thema an einen mäßigen Film verschenkt
Das eine irritierende Element – wieso sperrt jemand die beiden an und zieht sie anders an? – macht einem zweiten Platz: Warum sollte man so viel Zeit und Mühe investieren, um ein jahrzehntealtes Geschlechterbild rekonstruieren zu wollen? Zunächst heißt es an der Stelle ein bisschen rätseln, weil das alles wenig Sinn ergibt. Irgendwann ist aber doch eine grobe Ahnung da, was und wer dahinterstecken könnte. Held bestätigt diese Vermutung dann auch, schafft es aber, die ohnehin schon kaum plausible Theorie noch einmal deutlich idiotischer zu machen. Da dürften so manche vor den Bildschirmen sitzen und bei der als große Wendung verkauften Szene denken: Das ist doch jetzt bitte nicht euer Ernst, oder?
Leider meinte Jill Awbrey, die nicht nur die weibliche Hauptrolle spielte, sondern auch das Drehbuch schrieb, diese Geschichte tatsächlich ernst. Das dahinter steckende Thema ist es natürlich. Es ist auch wichtig. Held führt vor Augen, mit welcher absurden Vehemenz an etwas festgehalten wird, das der Vergangenheit angehört. Nur nimmt sie diese Absurdität nicht wirklich an. Was eigentlich prädestiniert gewesen wäre für eine bittere Satire, bleibt dann irgendwo zwischen albern und langweilig stecken. Da fehlt der Biss. Es fehlen aber auch die Ideen, wie sich die Geschichte vorantreiben oder wenigsten variieren lässt. Stattdessen kommt es zu einer Reihe von Wiederholungen, was bei einem Film, der nur wenig mehr als anderthalb Stunden dauert, schon ziemlich auffällt. Der Thriller bietet zu wenig.
Gefährlich unspannend
Er bietet vor allem auch zu wenig Spannung. Der eher gemächliche Einstieg geht dabei noch in Ordnung. Danach aber hätte es doch ein bisschen konkreter und brisanter werden dürfen. Selbst in der Szene, in der es schließlich ans Eingemachte geht und zumindest potenziell interessant wird, entsteht nicht so wirklich das Gefühl einer Gefahr. Dafür ist die Scharade zu offensichtlich. Gegen Ende, wenn der Thriller alle Masken ablegt und in die Gänge kommt, stört hingegen, wie konstruiert das alles ist, wie dämlich sich auch die Menschen verhalten, die bei jedem Schritt in irgendein Logikloch plumpsen. Spätestens an der Stelle wird auch den Letzten klar, dass Held eine interessante Grundidee ziemlich in den Sand gesetzt hat. Das ist mal schrecklich überzogen, mal kaum ausgearbeitet. Das Potenzial, welches das Szenario schon hatte, wurde an einen mäßigen Film vergeudetet.
OT: „Held“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Travis Cluff, Chris Lofing
Drehbuch: Jill Awbrey
Musik: Richard Breakspear
Kamera: Kyle Gentz
Besetzung: Jill Awbrey, Bart Johnson, Travis Cluff
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