Wenige Jahre nach dem Ende des Amerikanischen Bürgerkrieges (1861 bis 1865): Jane (Natalie Portman) genießt mit ihrem Mann Ham (Noah Emmerich) und der kleinen Tochter ein zurückgezogenes Familienglück. Doch Ham war nicht immer der friedliche Farmer. Auf seinen Kopf stehen 2000 Dollar. Als Mitglied der berüchtigten Bande um John Bishop (Ewan McGregor) hat er einiges auf dem Kerbholz. Schlimmer noch: Die einstigen Waffenbrüder rechnen mit dem Abtrünnigen ab. Ham kommt mit fünf Kugeln im Leib nach Hause. Bald wird die Bande auf der abgelegenen Ranch auftauchen und ihn vollends fertigmachen. Aber Jane hat nicht nur ein Gewehr, wie der Titel verrät. Sie ist auch bereit, ihr Zuhause und ihren schwer verwundeten Mann bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen. Ausgerechnet Janes ehemaliger Geliebter Dan (Joel Edgerton) soll dabei helfen.
Moderne Dreiecksgeschichte
Dreiecksdrama und Western reiten also gemeinsam der Sonne entgegen, wie überhaupt eine Menge moderner Stoff in altertümlichen Klamotten steckt. Dabei muss man Natalie Portman zugutehalten, dass sie es mit der Reform der weiblichen Western-Klischees (Huren oder Heimchen am Herd) richtig ernst meint. In ihrem Film hat eine Frau das Sagen, was durch die Dreieckskonstellation noch verstärkt wird. Das ist in Ordnung und passt besser in die heutige Zeit als das doch etwas angestaubte Genre der Revolverhelden. Portmans Jane ist dabei nicht einfach ein Mannweib, sondern zieht die Register des modernen Beziehungsmanagements ebenso routiniert wie ihre Colts.
Schon als Koproduzentin hatte Portman während der langen und komplizierten Entstehungsgeschichte von Jane Got a Gun die Hosen an. Reihenweise stiegen namhafte Schauspieler wie Michael Fassbender oder Jude Law in das Projekt ein und wieder aus. Auch bei der Regie wurden die Pferde gewechselt, von Lynne Ramsay zu Gavin O’Connor. Aber die Hauptdarstellerin saß die ganze Zeit fest im Sattel.
Knallharte Männer, plötzlich ganz soft
Kein Wunder, dass die Endfassung des Drehbuchs (Brian Duffield und Anthony Tambakis) komplett auf die starke Frau im Zentrum der Handlung zugeschnitten ist. Die Cowboys dienen lediglich als Männer an ihrer Seite. Und so macht sich für die Hauptfigur die Kombination von Drama, Western und Romanze ganz hervorragend. Zudem stehen ihr Revolvergürtel und Westernhut fast allzu gut. Dagegen legen die schießwütigen Helden einen Spagat hin, der nicht immer gelingt: einerseits knallhart gestählt in unzähligen Schlachten, andererseits soft in Beziehungsfragen und nie um eine Träne verlegen.
Bis hinein in die Bildsprache wirkt der romantische Touch. Zwar sind sämtliche Westernmythen eindrucksvoll versammelt: grandiose Steinwüsten, galoppierende Pferde und die spürbare Bedrohung aus dem Hinterhalt. Doch alles gerät oft einen Tick zu glatt, streift immer mal wieder die Hochglanzoptik von Modezeitschriften, vor allem in den Rückblenden, in denen die Romanze von Jane und Dan in goldgelbe Felder und schmeichelndes Licht getaucht wird. Da merkt man deutlich den Kontrast zu einem Film wie Kelly Reichardts Meek’s Cutoff, der die Neuinterpretation des Frauenbildes in unverbrauchte Bilder packt.
OT: „Jane Got a Gun“
AT: „Die Unbeugsame – Jane Got a Gun“
Land: USA
Jahr: 2015
Regie: Gavin O’Connor
Drehbuch: Brian Duffield, Anthony Tambakis
Musik: Marcello De Francisci, Lisa Gerrard
Kamera: Mandy Walker
Besetzung: Natalie Portman, Joel Edgerton, Ewan McGregor, Noah Emmerich, Boyd Holbrook
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