Könige des Betrugs Netflix
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Könige des Betrugs

Inhalt / Kritik

Könige des Betrugs Netflix
„Könige des Betrugs“ // Deutschland-Start: 3. November 2021 (Netflix)

Netflix heißt True Crime und True Crime heißt Mord und Totschlag – zumindest überwiegend. So ganz ab und zu gibt es dann ja doch einmal noch etwas anderes; zumindest vermittelt Könige des Betrugs den Eindruck, die aktuelle Ausnahme zu sein. Darin geht es um eine Handvoll Franzosen, welche das System des EU-Emissionshandels ausnutzten, um innerhalb eines Jahres die ein oder andere Million zu scheffeln, etwa 283 davon genauer gesagt. Das klingt für sich genommen schon nach recht viel, wird im Gesamtkontext aber schnell relativiert; in Deutschland wurden mit der gleichen Methode etwa 850 Millionen erschwindelt, insgesamt bereicherten sich Verbrecher in allen Teilnehmerstaaten um gut fünf Milliarden Euro. Bewerkstelligen ließ sich das Ganze mit der Mehrwertsteuerrückerstattung beim Verkauf von Emissionsrechten, was – sofern es sich nicht gerade um einen der Profiteure handelt – für die meisten alles eher recht langweilig sein dürfte. Könige des Betrugs geht da auch nicht sonderlich ins Detail, wohl damit es nicht allzu trocken wird.

Ein einnehmender Charakter

Dass Regisseur Guillaume Nicloux sich dazu entschied, ausgerechnet diese Gruppe Menschen für Könige des Betrugs auszuwählen, lag wohl kaum an reiner Bequemlichkeit, das eigene Land nicht verlassen zu müssen. Protagonist Marco Mouly ist ein äußerst einnehmender Charakter; so einnehmend, dass die Dokumentation öfter ihren Fokus verliert und in eine de facto ein-Mann-Show abdriftet, selbst wenn Mouly mit seinen Kompagnons inter- oder eben nur auf sie reagiert. Vor dem Hintergrund, dass etwa Crime Stories: India Detectives oder Das Motiv Dokuserien sind, welche längenmäßig deutlich gestreckt sind, ist es ziemlich überraschend, dass Könige des Betrugs lediglich ein für sich stehender Film ist und nicht dieselbe Behandlung erfuhr; gerade Mouly hätte sicher genug zu sagen, um ein paar Staffeln zu füllen. Repetitiv ist hier zwar eher wenig, das Pacing leidet aber doch unter den erzählerischen Sprüngen. Mit einer Laufzeit von 105 Minuten ist die Doku somit auch etwas zu lang geraten.

Eine Begegnung voller Lügen

Nach etwa einer Stunde enthüllt die Könige des Betrugs einen weiteren Aspekt des vergleichsweise harmlosen Betrugs und spätestens da können wir uns den Eingangssatz wieder ins Gedächtnis rufen und uns in unseren Vorurteilen bestätigt sehen, die das Leben einfacher machen. Gerüchteweise soll Mouly auch in diese Sache verwickelt gewesen sein, rechtlich wurde er dafür aber nie verfolgt. Was er dazu zu sagen hat, spielt eigentlich keine Rolle – erstens würde er sicher nichts vortragen, was ihn selbst belastet, zweitens haben wir es hier mit jemandem zu tun, der nach eigenen Angaben erst 2013 bei der Anklage davon erfuhr, womit er gehandelt hat; bis zu diesem Zeitpunkt sei er überzeugt gewesen, „carbon“ wäre Sauerstoff für Feuerwehrleute. Mouly ist ein charismatischer, wortgewandter Betrüger. Gegen Ende unterzieht er sich einem Lügendetektortest, was ein wenig wie eine Farce wirkt, aber immerhin stellt die Doku klar, dass dieses Verfahren in Frankreich keine rechtliche Gültigkeit besitzt (wie auch eigentlich sonst nirgendwo). Im Anschluss allerdings folgen einige Texteinblendungen, welche klare Fakten widergeben, wer wofür angeklagt und verurteilt wurde und so weiter. Das ist vielleicht auch das einzige, worauf sich der Zuschauer felsenfest verlassen kann, dann da sich die Beteiligten immer wieder gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben, ist es nicht immer einfach nachzuvollziehen, was nun stimmt und wo geflunkert wird.

Credits

OT: „Les rois de l’arnaque“
Land: Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Guillaume Nicloux
Drehbuch: Olivier Bouchara
Musik: Charlie Ngyuen Kim
Kamera: Romain Fisson-Edeline
Mitwirkende: Marco Mouly

Trailer

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„Könige des Betrugs“ beleuchtet eine Gruppe Menschen, welche mit Karussellgeschäften Millionen einfuhren. Das ist nicht immer stringent erzählt, der Fall als solcher aber dennoch interessant; der charismatische Protagonist tut sein Übriges.
Leserwertung20 Bewertungen
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