Alles bloß das nicht! Als Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier) zusammen mit seiner Kollegin Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen) eine Explosion mit Todesfolge untersuchen soll, hat er darauf so gar keine Lust. Schließlich fand besagte Explosion in einem Schrebergarten statt. Und Harald hasst Schrebergärten, empfindet sie als das Symbol deutscher Spießigkeit. Und überhaupt, warum sollen sie einen simplen Unfall untersuchen? Da hat er nun wirklich Besseres zu tun. Zu seinem Pech bestätigt sich aber der Verdacht, dass da etwas nicht mit rechten Dingen vor sich geht. Irgendjemand hat die Gasleitung zuvor manipuliert, wodurch aus dem vermeintlichen Unfall doch noch ein Mord wird. Aber wer könnte ein Interesse daran gehabt haben, ein harmloses Vorstandsmitglied der Kleingartenanlage zu töten?
Tatort Schrebergarten
München Mord ist einer dieser Krimis, bei denen man das mit den Morden alles nicht so todernst sieht. Nur weil gerade ein schreckliches Verbrechen begangen wurde, bedeutet das schließlich nicht, dass man sich hiervon die gute Laune verderben lassen muss. Und so setzt die ZDF-Krimireihe auf kuriose Figuren und zuweilen eher unorthodoxe Methoden bei der Jagd auf den oder die Täter. Im letzten Teil Der Letzte seiner Art ging es beispielsweise in die Münchner Unterwelt, bei der so eigenwillige Gestalten wie der Pate des Bahnhofsviertels mit auffälliger Kleidung herumstolzieren. Das ergab dann zwar nicht unbedingt alles wirklich Sinn. Aber es war doch amüsant genug, damit man sich anderthalb Stunden vor dem Fernseher vertreiben konnte, ohne sich allzu sehr ärgern zu müssen.
Bei München Mord: Das Kamel und die Blume, dem 13. Teil der Reihe, sieht es da leider etwas anders aus. Dabei war das Setting eigentlich vielversprechend. Sicher hat der Schrebergarten eine gewisse Image-Aufwertung erfahren im Zuge der Corona-Pandemie: In Zeiten, in denen man eben nicht mehr einfach so in die Natur fahren konnte, waren sie ein willkommener Trostpreis, um wenigstens ein bisschen Grün um sich herum zu haben. Doch noch immer verbinden viele mit diesen Gartenkolonien vor allem das Bild des kleingeistigen, spießigen Deutschen, der selbst für solche Orte unzählige Regeln aufstellt. Das wiederum wäre ein dankbarer Aufhänger für ein wenig Satire gewesen. Hinzu kommt: Diese Anlagen sind ein prima Anlass, um die unterschiedlichsten Leute zusammenzuführen.
Wo sind all die Leute hin?
Doch gerade das geschieht hier nicht. Das mag auch mit der Corona-Lage zu tun haben, welche die Dreharbeiten des Films bestimmt haben. Wo jeder Mensch zu einer potenziellen Gefahrenquelle wird, da wird nach Möglichkeit schon gespart und lieber mit wenigen Figuren gearbeitet. Das ist verständlich, im Fall von München Mord: Das Kamel und die Blume aber ein besonderer Verlust. Nicht nur, dass es hier sehr viel weniger Grund zur Erheiterung gibt, als man im Vorfeld hatte erwarten dürfen. Auch Zuschauer und Zuschauerinnen, die in erster Linie des Rätselfaktors wegen einschalten, müssen hier die Ansprüche nach unten schrauben: Es tauchen in dem Film so wenige Leute auf, die überhaupt für einen derartigen Mord in Frage kommen, dass man kaum Gelegenheit hat, irgendwelche Hypothesen aufzustellen oder sich wenigstens überraschen zu lassen.
Wenn denn wenigsten der Fall und die damit zusammenhängende Auflösung irgendwie interessant wären. Dem Drehbuchduo Friedrich Ani und Ina Jung ist in der Hinsicht aber nicht so wahnsinnig viel eingefallen. Zwar versucht es, der Geschichte noch ein bisschen mehr Relevanz zu verleihen, indem das Ganze mit einem aktuellen Thema verbunden wird. Aber das wird nicht konsequent genug durchgezogen, München Mord: Das Kamel und die Blume verliert sich zwischen persönlichem Drama, komisch gemeinter Überspitzung und warnendem Zeigefinger. Das macht nicht wirklich Spaß, bringt kaum Spannung, für nachhaltigen Eindruck mit der ernsten Thematik ist der TV-Krimi zu seicht. Trotz vereinzelter netter Momente: Das ist zu wenig.
OT: „München Mord: Das Kamel und die Blume“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Matthias Kiefersauer
Drehbuch: Friedrich Ani, Ina Jung
Musik: Stephan Massimo
Kamera: Thomas Etzold
Besetzung: Bernadette Heerwagen, Marcus Mittermeier, Alexander Held, Christoph Süß, Lena Meckel, Timur Bartels, Hassan Akkouch, Helmfried von Lüttichau
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