Nicht schon wieder allein zu Haus Home Sweet Home Alone Disney+
© 2021 20th Century Studios

Nicht schon wieder allein zu Haus

Inhalt / Kritik

Nicht schon wieder allein zu Haus Home Sweet Home Alone Disney+
„Nicht schon wieder allein zu Haus“ // Deutschland-Start: 12. November 2021 (Disney+)

Jeff (Rob Delaney) und Pam McKenzie (Ellie Kemper) stehen vor einer schwierigen Entscheidung: Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, müssen sie wohl ihr Haus verkaufen. Aber vielleicht haben sie ja doch Glück und die eine Puppe mit dem deformierten Kopf hat tatsächlich Sammlerwert. Doch gerade als Jeff sich dieser Puppe annehmen möchte und herausfinden will, ob sie diese zu Geld machen können, stellt er fest, dass der potenzielle Schatz spurlos verschwunden ist. Dabei hat er eine Idee, wer dahinterstecken könnt. Nachbarsjunge Max (Archie Yates), dem er zuvor die Puppen gezeigt hat, ist Tatverdächtiger Nummer eins. Dabei ist der gerade ganz anderweitig beschäftigt. Schließlich haben ihn seine Eltern (Aisling Bea, Andy Daly) auf dem Weg zum Familienurlaub in Tokio einfach zu Hause vergessen …

Erinnerung an bessere Zeiten

Eines muss man den Leuten lassen, die sich den deutschen Titel Nicht schon wieder allein zu Haus ausgedacht haben: Sie dürften ziemlich vielen aus der Seele sprechen. Klar, Kevin – Allein zu Haus war seinerzeit ein Monsterhit. Die Geschichte um einen Jungen, der an Weihnachten von der Familie vergessen wird und plötzlich sein Zuhause gegen böse Einbrecher verteidigen muss, traf bei Kindern wie Erwachsenen gleichermaßen einen Nerv. John Hughes, der in den 1980ern mit Filmen wie Breakfast Club – Der Frühstücksclub quasi die Stimme schlechthin für junge Menschen wurde, kreierte mit der von ihm geschriebenen Komödie einen der modernen Weihnachtsklassiker. Nur: Wie das so ist bei großen Erfolgen, die Versuchung ist groß, diesen wiederholen zu wollen. Während Kevin – Allein in New York ebenfalls ein Kassenschlager wurde, interessiert sich mit dem Weggang von Macaulay Culkin niemand mehr für die Reihe. Die späteren Filme waren reine TV-Wegwerf-Produktionen.

Mit Nicht schon wieder allein zu Haus versucht man sich an einem Mittelweg: Fürs Kino hält man das Franchise wohl nicht mehr ganz tauglich. Stattdessen soll mit der Neuauflage Disney+ um eine Attraktion reicher werden. Das passt zum Image des Streamingdienstes bzw. dem vom Disney im allgemeinen: Kein Filmstudio versucht derart krampfhaft, alte Erfolge wieder und wieder und wieder auszuschlachten. Ob das hiermit jedoch gelingt, das bleibt fraglich. Fans des Originals waren im Vorfeld mindestens skeptisch, nicht wenige hassten den Film schon, noch bevor er erschienen ist. Neue Fans erreicht man hiermit aber ebenfalls nicht unbedingt, dafür ist die Konkurrenz einfach zu groß. Zumal es kein plausibles Argument gibt, warum man selbst als Spätgeborener nicht den echten ersten Teil stattdessen anschauen sollte.

Verbrecher, die keine Verbrecher sind

Wobei man dem Drehbuchduo Mikey Day und Streeter Seidell zugutehalten muss, dass es kein reines Remake geschrieben hat. Klar, das Grundprinzip ist gleich: Ein Kind wird an Weihnachten vergessen und muss sein Haus gegen Einbrecher verteidigen. Überraschenderweise sind die Kriminellen in Nicht schon wieder allein zu Haus aber gar nicht wirklich kriminell. Zum einen wollen sie kein fremdes Eigentum stehlen, sondern eine Puppe, die ihnen selbst gehört und von der sie glauben, dass sie das besagte Kind gestohlen hat. Zum anderen brauchen sie diese Puppe nicht zur Bereicherung, sind nicht einfach gierig oder gemein, sondern verzweifelt: Finden sie das verlorene Objekt nicht, müssen sie das Familienheim aufgeben und damit ihren Kindern die Heimat nehmen.

Damit einher geht eine Perspektivenverschiebung. Anstatt wie in der Reihe üblich das Kind in den Mittelpunkt zu rücken, muss sich dieses den Platz mit seinen vermeintlichen Gegnern teilen. Überweite Strecken interessiert sich Nicht schon wieder allein zu Haus sogar mehr für diese als das belagerte Kind. Ob das als Grundidee so schlau ist, darüber kann man sich streiten. Vor allem aber führt es zu einer Reihe von Problemen. Zum einen findet sich hier kein wirklicher Grund, weshalb man Max anfeuern sollte. Zum anderen versuchte man, das verzweifelte Ehepaar gleichzeitig gut und böse erscheinen zu lassen, was in Kombination einfach nicht funktioniert. Der Film ist viel zu unschlüssig, kann sich nicht entscheiden, ob er das Erfolgsrezept kopieren oder auf den Kopf stellen will.

Auf der Suche nach dem Witz

Und als wäre das nicht alles schon unglücklich genug, versagt Regisseur Dan Mazer (Dirty Grandpa) ausgerechnet bei der wichtigsten Disziplin: der Komik. Man muss hier schon sehr geduldig sein, um mal tatsächlich witzige Szenen sehen zu dürfen. Nicht einmal die diversen Fallen von Max, mit denen er die Eindringlinge aufhalten will, tragen nennenswert zum Unterhaltungsfaktor bei. Natürlich darf man darüber lachen, wie die Unglückseligen sich verletzten, von irgendwelchen Sachen getroffen werden oder auf die Schnauze fliegen. Aber es gehört schon noch ein bisschen mehr dazu, daraus auch wirklich Humor zu machen. Insgesamt ist Nicht schon wieder allein zu Haus damit eine dieser Neuauflagen, mit denen man eigentlich niemandem einen Gefallen tut. Früher war sicherlich nicht alles besser. Manches aber schon.

Credits

OT: „Home Sweet Home Alone“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Dan Mazer
Drehbuch: Mikey Day, Streeter Seidell
Musik: John Debney
Kamera: Mitchell Amundsen
Besetzung: Archie Yates, Ellie Kemper, Rob Delaney, Aisling Bea, Kenan Thompson, Andy Daly

Bilder

Trailer

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„Nicht schon wieder allein zu Haus“ versucht, an den Komödienhit von 1990 anzuschließen, indem dessen Formel kopiert wird, gleichzeitig aber abgewandelt. Der Versuch einer neuen Perspektive ist zwar löblich, funktioniert hier aber so gar nicht, da die Mischung nicht harmoniert. Außerdem ist der Film trotz zahlreicher Slapstickszenen alles andere als lustig.
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