Seit vielen Jahren schon war Claire Redfield (Kaya Scodelario) nicht mehr in ihrer alten Heimat Raccoon City gewesen. Und eigentlich hätte sie es auch gern dabei belassen, zu hässlich sind ihre Erinnerungen an die Kindheit, die sie in dem lokalen Waisenhaus verbracht hat. Doch als ein Verschwörungstheoretiker spurlos verschwindet, der die dort ansässige Umbrella Corporation untersuchte und von finsteren Machenschaften überzeugt war, beschließt sie, doch noch einmal zurückzukehren, zumal ihr Bruder Chris (Robbie Amell) immer noch dort wohnt. Dessen Begeisterung hält sich in Grenzen, als Claire plötzlich vor ihm steht, nimmt er es ihr doch noch immer übel, damals einfach abgehauen zu sein. Bald aber hat er andere Sorgen: In einer nahegelegenen Villa soll eine Leiche gefunden worden sein. Und so macht er sich mit Jill Valentine (Hannah John-Kamen), Albert Wesker (Tom Hopper) und anderen auf, dort nach dem Rechten zu sehen. Währenddessen soll Leon S. Kennedy (Avan Jogia) bei der Polizeiwache die Stellung halten. Einfach ist das nicht, scheint doch plötzlich die ganze Stadt verrückt zu spielen …
Ein Erfolg, der keiner sein durfte
Filmische Adaptionen von Videospielen, das ist oft so eine Sache. Auch wenn es schon irgendwie naheliegend ist, von der Popularität eines Games profitieren zu wollen, indem man daraus einen Film macht, nur selten überzeugen die Ergebnisse. Gute Kritiken sind in dem Bereich so gut wie nie zu finden. Und auch kommerziell gesehen lohnen sich die Umsetzungen eher selten. Zu oft sind die Ergebnisse recht ernüchternd. Eine der wenigen Ausnahmen ist dabei Resident Evil. Obwohl die Kritiken verheerend waren und die Filme nur oberflächlich auf den Spielen basieren, erfreuten sich diese größerer Beliebtheit. Mehr noch, sie wurden mit der Zeit immer erfolgreicher. Spielte der erste Teil 2002 noch rund 100 Millionen Dollar ein, waren es beim sechsten Film Resident Evil: The Final Chapter mehr als das Dreifache, bei nahezu gleich gebliebenem Budget.
Entsprechend neugierig darf man sein, wie sich Resident Evil: Welcome to Raccoon City schlagen wird. Anstatt die Reihe wie bisher fortzusetzen, heißt es beim siebten Film jedoch zurück zu den Anfängen. Und das gilt gleich doppelt. Nicht nur, dass der Streifen die Ereignisse der ersten beiden Spiele aufgreift, welche 1996 und 1998 erschienen und das bis heute beliebte Franchise begründeten. Vor allem wollte man sich hier stärker am klassischen Horror orientieren. Denn so erfolgreich die filmischen Adaptionen auch gewesen sein mögen, der berüchtigte Regisseur Paul W. S. Anderson (Monster Hunter) hatte dann doch mehr Interesse daran, seine Ehefrau Milla Jovovich in möglichst vielen Actionszenen möglichst cool unterzubringen. Das war mehr Spektakel als Grusel.
Alles noch mal von vorne
Regisseur und Drehbuchautor Johannes Roberts (47 Meters Down, The Strangers: Opfernacht) wollte das ändern und den Fans der Vorlage endlich eine würdige Version anbieten. Zumindest an manchen Stellen ist ihm das auch gelungen. Wenn wir im Prolog von Resident Evil: Welcome to Raccoon City dem Waisenhaus einen Besuch abstatten, in dem das Übel seinen Anfang nahm, dann ist zwar nicht übermäßig originell, aber doch stimmungsvoll umgesetzt. Auch später gibt es ein paar Momente, die einen daran glauben lassen, dass hier alles gut gehen könnte. Gerade die Polizeiwache und die Villa, die Schauplatz des ersten Spiels war, können sich sehen lassen und tragen jeweils zur Atmosphäre bei. Wo Erstere zum Ort einer Belagerung wird, da ist das prachtvolle Anwesen gefüllt mit Geheimnissen und verborgenen Schrecken.
Problematisch ist aber der Versuch, beide in denselben Film zu packen, da auf diese Weise beide Orte nicht die Zeit bekommen, die sie verdienen würden. Und das gilt nahezu für alles und jeden in Resident Evil: Welcome to Raccoon City. Der Film hetzt von einer Location zur nächsten, ohne dem Publikum oder den Figuren mal eine Pause zu gönnen. Letztere sind deshalb auch überwiegend Wegwerfware. Nicht einmal die Geschwister Redfield verfügen über eine nennenswerte Persönlichkeit. Das Ziel war vermutlich, das Gefühl der Rastlosigkeit zu erzeugen, auch mit den ständig eingeblendeten Uhrzeiten. Stattdessen verkommt es aber zur Beliebigkeit: Da es nahezu unmöglich sich, emotional in irgendeiner Form mit den beiden oder anderen mitzugehen, spielt es keine wirkliche Rolle, wer nun überlebt und wer unterwegs draufgeht. Spannung gewinnt man auf diese Weise nicht.
Vor lauter Hektik verpufft
Vor allem zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse komplett. So etwas kann gutgehen. Hier tut es das nicht: Das große Finale bekommt gar nicht erst die Zeit, mal richtig Wirkung zu erzielen. Der Endkampf verpufft, ohne dass man viel davon mitbekommt. Da wäre es letztendlich doch besser gewesen, sich für die einzelnen Segmente und Charaktere mehr Zeit zu nehmen, anstatt alles durchpeitschen zu wollen. Resident Evil: Welcome to Raccoon City hat zuweilen weniger etwas von einem in sich geschlossenen, tatsächlich narrativen Werk. Stattdessen fühlt man sich hier so, als hätte man einen Zusammenschnitt einer ganzen Serie gesehen, die auf eine folgende zweite Staffel vorbereiten soll: „Previously on Resident Evil“. Ob es eine solche wirklich braucht, darüber kann man jedoch geteilter Ansicht sein. Auch wenn phasenweise der Film gelungen ist, gerade auch im Vergleich zu den „Vorgängern“: Das große Horror-Highlight sollte man hier nicht erwarten.
OT: „Resident Evil: Welcome to Raccoon City“
Land: USA, Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Johannes Roberts
Drehbuch: Johannes Roberts
Musik: Mark Korven
Kamera: Maxime Alexandre
Besetzung: Kaya Scodelario, Hannah John-Kamen, Robbie Amell, Tom Hopper, Avan Jogia, Donal Logue, Neal McDonough
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