Die kalifornische Kleinstadt Woodsboro ist eine beschauliche Gemeinde, in der die Gärten makellos sind und die Reihenhäuser adrett aufeinander abgestimmt. Doch mit der Idylle ist nach der Ermordung der Schülerin Casy Becker Schluss: Nicht nur, dass seit dem Ereignis die Medien wie auch die Polizei auf der Woodsboro Highschool ein und aus gehen, eine Ausgangssperre setzt dem Partytreiben ebenfalls ein Ende. Derweil ist Sidney (Neve Campbell) schockiert darüber, wie ihre Freunde auf die blutige Tat reagieren, wobei sich die derben Späße Stuarts (Matthew Lillard) abwechseln mit dem Versuch des Cineasten Randy (Jamie Kennedy) die Taten des Mörders im Rahmen bekannter Erzählmuster in Horrorfilmen zu betrachten. Nur ihre beste Freundin Tatum (Rose McGowan) hält zu ihr und steht ihr bei, während ihr Schwarm Billy (Skeet Ulrich) vor allem auf eine Chance hofft, die Beziehung zu Sidney auf die nächste Stufe zu bringen.
Der Mörder hat es aber anscheinend auf Sidney abgesehen, denn nur knapp kann sie einem Anschlag auf ihre Leben entgehen, was sie nicht nur interessant für die Polizei macht, die sofort Tatums Bruder, Deputy Dwight Riley (David Arquette), genannt „Dewey“, zu ihrem ständigen Begleiter machen, sondern auch für Reporter wie Gale Weathers (Courteney Cox). Schließlich ist es Weathers, die eine Verbindung sieht zwischen dem Mord an der Schülerin und der Ermordung von Sidneys Mutter.
Ein einziger großer Film
Laut seiner eigenen Aussage war es ein junger Fan, der Regisseur Wes Craven eines Tages fragte, wann er denn endlich wieder einen „richtigen Film“ mache, was dessen Rückkehr zum Horrorgenre beschloss. Ursprünglich hatte Craven die Regie abgelehnt, auch wenn ihn die Geschichte des zunächst mit Scary Movie betitelten Drehbuchs Kevin Williamsons durchaus interessierte. Mit Scream – Schrei! legte er schließlich nicht nur einen der besten und erfolgreichsten Filme der 1990er Jahre hin, sondern gab seiner Karriere neuen Antrieb, wobei die Parallelen zu seinen früheren Werken, insbesondere den Nightmare on Elm Street-Filmen nicht zu übersehen sind. Heute, 25 Jahre nach seinem Kinostart, ist Scream nach wie vor wichtiger Film des Genres, der dank einer Neuauflage in 4K nicht nur in neuem Glanz erstrahlt, sondern zugleich deutlich macht, wie aktuell er nach wie vor ist.
Als besonderes Aushängeschild für Cravens Film gilt bis heute die Meta-Ebene der Geschichte, welche sich nicht nur bewusst auf andere Vertreter des Genres bezieht, sondern diese in vielerlei Hinsicht abstrahiert. Auf der einen Seite mag man dies mit den Filmen eines Quentin Tarantino vergleichen, ebenfalls wichtige Filme des Jahrzehnts, welche sich auf der einen Seite als eine Hommage an andere Werke der Filmgeschichte verstanden, diese jedoch innerhalb eines modernen Erzählrahmens in die Gegenwart katapultierten. Im Falle von Cravens Films sind dies nicht einfach nur Erwähnungen von Werken wie Der Exorzist, Carrie – Das Satans jüngste Tochter oder Halloween – Die Nacht des Grauens. Vielmehr scheinen sich die Figuren dieser Geschichten und Figuren bewusst zu sein, von ihnen geprägt zu sein und sich, mit Ausnahme der von Neve Campbell gespielten Sidney Prescott, einem Stereotyp anzunähern. Medien und Filme sind wichtige Texte, welche diese Jugend ausmachen, sind Wege des Verstehens und gleichzeitig eine Abkapselung von den Erwachsenen, die in Scream, wie auch den Fortsetzungen, ohnehin keine große Rolle spielen und ihre Söhne und Töchter ohnehin nicht verstehen.
Die Jugend Amerikas
Dabei bleibt Scream der Formel dieser Filme treu, ist sich dieser aber auch gleichzeitig bewusst, was zum großen Teil die Attraktivität der Geschichte ausmacht. Aus heutiger Sicht jedoch erscheinen diese Bezüge noch in einem ganz anderen Licht, denn das Ausweichen auf ein fiktionales Narrativ wirkt auch wie eine Form der emotionalen Distanzierung. Gerade vor diesem Hintergrund wirken Szenen wie die in der Schule, welche die schockierten Schüler zeigen sowie die lange Reihe von Journalisten und Polizisten, wie Bilder, die leider schon Ende der 1990er eine traurige Wirklichkeit wurden nach einer ganzen Reihe von Amokläufen an Schulen. Der Murder-Mystery-Plot erhält so eine seltsam aktuelle Note, besonders wenn er die unterschiedlichen Reaktionen auf den Mord zeigt, bei denen Witze und Bezüge zu Horrorfilmen unbeholfene Mittel darstellen, der Tat einen Sinn zu geben oder diese in ein Narrativ zu betten.
Darüber hinaus ist Scream nach wie vor ein exzellentes Beispiel für einen Ensemble-Film. Nicht nur Neve Campbell weiß zu überzeugen in der Hauptrolle, auch Courteney Cox und David Arquette, sowie Drew Barrymore in einer der wohl bekanntesten Filmszenen der 90er Jahre, legen Akzente. Daneben ist auch die Filmmusik Marco Beltramis eine wahre Bereicherung für den Film, betont die spannenden, die humorvollen wie auch die schockierenden Momente dieses Filmes.
OT: „Scream“
Land: USA
Jahr: 1996
Regie: Wes Craven
Drehbuch: Kevin Williamson
Musik: Marco Beltrami
Kamera: Mark Irwin
Besetzung: Neve Campbell, Courteney Cox, David Arquette, Skeet Ulrich, Matthew Lillard, Rose McGowan, Jamie Kennedy, W. Earl Brown, Liev Schreiber, Drew Barrymore
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