Swap Shop Netflix
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Swap Shop – Staffel 1

Inhalt / Kritik

Swap Shop Netflix
„Swap Shop – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 9. November 2021 (Netflix)

Etwas über 4000 Leute leben im beschaulichen Rogersville, Tennessee. Unter ihnen hat sich eine feste Fanbase etabliert, welche von Montag bis Samstag jeden Morgen den Radiosender WRGS einschaltet – und das kontinuierlich seit dessen Gründung Ende der 1950er-Jahre. Es blieb und bleibt allerdings nicht nur beim passiven Zuhören, viele bringen sich auch aktiv mit ein. Sechsmal die Woche läuft morgens nämlich der „World Famous“ Swap Shop, ein Segment, bei dem Einwohner aus der Region Name und Telefonnummer hinterlassen, sodass interessierte Käufer sich bei ihnen bezüglich der feilgebotenen Waren melden können. Dabei kann es sich um alles Mögliche handeln, Autos, antike Figurinen, Sneaker … des einen Müll, des anderen Schatz und das ganze Brimborium eben.

Wer nach der zweiten der sechs etwa halbstündigen Episoden ungeduldig auf die Uhr schaut, die Einleitung langsam für abgeschlossen hält und sich fragt, wann denn nun endlich das kriminelle Treiben einer organisierten Bande im Verborgenen enthüllt wird, welche das System zu ihren Gunsten ausnutzte und mittels ausgeklügelter Codewörter öffentlich ihre Kumpanen über Drogenübergabeplätze informierte, und welch glücklichem Zufall oder scharfsinnigem Zuhörer es wohl zu verdanken war, dass ihr das Handwerk gelegt wurde – dem sei gesagt, dass das alles valide Fragen sind, es sich bei Swap Shop aber tatsächlich um eine reine Realityshow und nicht um eines der zahlreichen True-Crime-Formate auf Netflix handelt. Es geschehen wohl doch noch Zeichen und Wunder.

Sympathische Menschen beim Feilschen

Als solche ist sie dann auch ganz brauchbar. Die kolportierte Kleinstadtidylle mit den sympathischen Rogersvilleianern sorgt für eine unterhaltsame Zeit, schließlich ist das hier keine dröge Dokuserie über den Radiosender beziehungsweise das betreffende Segment an sich; hier werden die frischgebackenen Handelspartner in spe zu den Deals begleitet, es wird gefeilscht, und natürlich dürfen sie zwischendurch in die Kamera schauen und ein wenig über sich selbst erzählen. Aufgrund des repetitiven Ablaufs ließe sich argumentieren, dass die erste Staffel vielleicht mit ein bis zwei Episoden zu viel aufwartet, andererseits zeigen Erfolgsformate wie Storage Wars – Die Geschäftemacher oder das etwas bessere Die drei vom Pfandhaus sowie das hiesige Bares für Rares, dass so einem Konzept durchaus Langlebigkeit bescheinigt werden kann – es ist wie mit den angebotenen Waren bei „World Famous“ Swap Shop: Irgendein Abnehmer findet sich immer.



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Die größte Überraschung, die „Swap Shop“ bereithält, ist dass es anscheinend immer noch Leute gibt, die ernsthaft Radio hören. Ansonsten handelt es sich um eine Realityshow mit sympathischen Charakteren, welche nicht zu viel Aufmerksamkeit verlangt und ähnlich einem Rundfunkempfangsgerät gut dafür geeignet ist, den Hintergrund mit Geräuschen zu füllen.
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10