Tatort Dreams
© Hendrik Heiden / Hendrik Heiden / BR

Tatort: Dreams

Inhalt / Kritik

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„Tatort: Dreams“ // Deutschland-Start: 7. November 2021 (Das Erste)

Es ist eine ungewöhnliche Geschichte, mit der die aufstrebende Geigerin Marina Eeden (Jara Bihler) bei der Polizei auftaucht. Sie habe ihre beste Freundin und gleichzeitig Konkurrentin um einen Platz im Orchester im Traum ermordet. Schön ist das nicht, sicher aber auch nicht strafbar. Doch was, wenn es kein Traum war? Denn die junge Frau ist sich da selbst nicht sicher, umso mehr da das Opfer seither spurlos verschwunden ist. Nicht ganz schlüssig, was sie von der wirren Aussage halten sollen, begeben sich Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) auf Spurensuche. Dabei tauchen sie nicht nur in die gnadenlose Welt der Orchestermusik ein, in der jeder gegen jeden kämpft. Sie erfahren auch von einem Schlaflabor, das ganz spezielle Ziele verfolgt …

Die Grenzen zur Realität

Was ist real und was nur eingebildet? Das scheint zuletzt ein Dauerthema beim Tatort zu werden. Bei Wo ist Mike? hat ein junger Mann mit psychotischen Schüben zu kämpfen. In Luna frisst oder stirbt werden die Grenzen zwischen Literatur und Außenwelt aufgehoben, wenn eine junge Autorin das Leben anderer zweckentfremdet. Bei Dreams, der Titel kündigt es bereits an, ist es nun die Welt der Träume, die uns vor die Aufgabe stellt, das Wahre vom Unwahren zu trennen. Sofern man das eine überhaupt vom anderen trennen kann. Der TV-Krimi macht das Publikum mit dem Thema des luziden Traums bekannt, in denen die Träumenden sehr wohl wissen, dass sie träumen, und entsprechend den Verlauf beeinflussen können. Da trifft dann das Bewusste auf das Unbewusste.

Allzu viel sollte man sich in der Hinsicht aber nicht von Tatort: Dreams erwarten. Der 1177. Teil der ARD-Krimireihe befasst sich vorrangig mit den Hintergründen des Orchesterwesens. Dass dieses nicht ganz so harmonisch ist, wie es einen die aufgeführten Stücke glauben machen wollen, das dürfte niemanden überraschen. Wie diverse Dramen um ambitionierte Nachwuchstalente – Whiplash oder Prélude kommen einem da in den Sinn – macht auch der TV-Film klar, dass eine Karriere in diesem Bereich mit einem mörderischen Konkurrenzkampf verbunden ist. Wenn es nur wenige, dafür umso begehrtere Plätze gibt, dann sinken schon einmal die Hemmungen bei dem Versuch, sich einen davon zu krallen. Aber bedeutet dies auch, dass jemand dafür morden würde? Und das auch noch die beste Freundin?

Mehr Gesellschaftsporträt als Krimi

Formal verbindet das Drehbuch dieses Milieuporträt mit einem klassischen Whodunnit-Krimi. Auch wenn natürlich die zweifelnde Geigerin im Mittelpunkt steht als Hauptverdächtige, weitet sich die Geschichte mit der Zeit aus. Auch andere könnten ein Motiv daran haben, die junge Frau irgendwie auszuschalten. Der Part fällt jedoch ein bisschen mager aus. Wer einfach nur einen klassischen Krimi will, bei dem man lange rätseln darf, wer denn nun der Mörder ist, der wird mit Tatort: Dreams weniger glücklich. Dafür ist der Film etwas zu abgehoben, bewegt sich gleich in mehrfacher Hinsicht in anderen Sphären. Dem Publikum darf es da wie den beiden Polizei-Urgesteinen gehen, die oft ein bisschen ratlos vor dem Ganzen stehen und nicht mehr verstehen, wo oben und unten ist und was das überhaupt alles soll.

Der interessanteste Aspekt ist dabei, wie sehr das Leben von Effizienz und dem Bestreben nach Perfektion dominiert wird. Das ist sicher keine neue Entwicklung, das dürfte die meisten aus eigenen Erfahrungen kennen. Perfide ist jedoch, wie sich dieser Druck nun auch im Schlaf fortsetzt. Tatort: Dreams zeigt eine Welt, in der die ohnehin schon brüchig gewordenen Grenzen zwischen Privatem und Beruflichem, zwischen Individualität und Zweckerfüllung, völlig aufgehoben wurden. Das geht dann zwar ein bisschen in Richtung Science-Fiction, was ebenfalls nicht allen gefallen dürfte. Die grundsätzliche Ausrichtung kommt einem aber auf so erschreckende Weise bekannt vor, dass der Krimi doch noch seine Spuren hinterlässt. Und das nicht nur im Traum.

Credits

OT: „Tatort: Dreams“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Boris Kunz
Drehbuch: Moritz Binder, Johanna Thalmann
Musik: David Reichelt
Kamera: Volker Tittel
Besetzung: Udo Wachtveitl, Miroslav Nemec, Ferdinand Hofer, Stefan Betz, Jara Bihler, Dorothée Neff, Theo Trebs, Lisa Marie Janke

Bilder

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In „Tatort: Dreams“ träumt eine junge Geigerin davon, jemand anderen getötet zu haben, und weiß anschließend nicht, ob es nicht doch Wirklichkeit war. Als Krimi ist das hier eher weniger interessant. Eindrucksvoller ist, wie der Film eine Welt aufzeichnet, in der nicht einmal mehr der Schlaf frei von einem Wettbewerbskampf ist.
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