The Fall 2018

The Fall (2018)

Inhalt / Kritik

The Fall 2018
„The Fall“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Viele Jahre hat der Geschäftsmann und Ingenieur Lin (Zhou Lidong) darauf verwendet, eine Firma für Maschinenteile aufzubauen. In seiner Familie läuft es jedoch  nicht mehr so gut, denn seine Frau, die einem anderen Land arbeitet und lebt, ist ihm schon lange fremd geworden. Sein Sohn lebt in der geräumigen Wohnung und lernt für sein Eintrittsexamen an der Universität, wonach er hofft, in den USA studieren zu können. Den Umgang, den er mit seinem Vater pflegt, ist freundschaftlich, aber distanziert. Darüber hinaus hat Lin eine Affäre mit der viele Jahre jüngeren Dingzi (Ya Luyang), die sich mehr von der Beziehung verspricht, wohingegen der Geschäftsmann diese als nichts Ernstes betrachtet.

Allerdings ist Lins Leben in letzter Zeit besonders stressig, denn ein großer Auftraggeber will nicht zahlen und reagiert nicht auf die zahlreichen Mahnungen, die Lins Firma bereits versendet hat. Um die Zahlung voranzutreiben, lässt Lin daher nichts unversucht und trifft sich mit einem Sprecher der Firma (Lu Daju), der ihn aber auch nur vertröstet. Immer mehr wird sich Lin bewusst, dass sein bisheriges Leben dem Untergang geweiht ist, wenn seine Firma nicht bald das Geld erhält. Immer mehr verfällt er in Depressionen, was bald auch seinem Sohn und den anderen Mitarbeitern der Firma auffällt.

Ein Gefühl der Ohnmacht

Bevor er mit The Fall, der im Rahmen des diesjährigen Chinesischen Filmfest München gezeigt wird, sein Spielfilmdebüt vorlegte, arbeitete Zhou Lidong viele Jahre in der Betriebsleitung verschiedener Unternehmen und schließlich auch als Übersetzer, wobei er, wie er in Interviews sagt, immer die Liebe zum Film sowie dessen Sprache faszinierte. Aus dieser Erfahrung entstand das Drehbuch zu The Fall sowie das Fundament der einzelnen Figuren, wobei ein Drama entstand, welches versucht, die privaten wie auch beruflichen Aspekte eines Lebens zu zeigen, welches in einem Prozess der Veränderung begriffen ist. Der im Titel angesprochene Herbst ist damit nicht nur eine Anspielung auf das Alter des Protagonisten, wie der Regisseur zugibt, sondern letztlich eine Aussage auf die Welt in der Wirtschaftskrise und des gnadenlosen Wettbewerbs.

Es sind besonders jene stillen, kontemplativen Momente, die dem Zuschauer einen Einblick in den Charakter und den Seelenzustand eines Menschen wie Lin erlauben. Unfähig auszusteigen, verbleibt er in seinem Auto, blickt von seinem Firmenparkplatz auf seine Umgebung und wirkt auf einmal so, als wäre er außerhalb jener Routine, die er sich sowohl im Privaten wie auch Beruflichen angeeignet hat. Regisseur Zhou Lidong spielt diesen Mann mit einer unprätentiösen Art, ohne großes Drama und mit einer gewissen Nüchternheit, die man auch den semi-dokumentarischen Bildern von The Fall anmerkt. Trotz seiner finanziellen Sicherheit und seiner bisherigen Erfolge überwiegt das Gefühl der Ohnmacht und der Machtlosigkeit bei diesem Mann, der die Ereignisse versucht zu beeinflussen, aber dabei immer wieder versagt, weil sein Gegner, wenn man dieses Wort überhaupt benutzen kann, unsichtbar und damit unantastbar bleibt.

Das Ende des self-made man

Lin, wie auch seine Partner in der gemeinsamen gegründeten Firma, sind jene self-made men, die sich über Jahre, wie der Regisseur selbst, eine Existenz aufgebaut haben. Kurzerhand wird der Koffer selbst in die Hand genommen und es geht zu Fuß zum nächsten Meeting, welches hoffentlich neue Erkenntnisse bringt. Das Lachen und die Witze sind wie Echos einer vergangenen Zeit, als sich die Herren noch sicher sein konnten, sie säßen am längeren Hebel, wobei bereits im nächsten Bild eine erneute Ernüchterung ins Haus steht. Dies geschieht nicht als großes Melodram, sondern über subtile Momente, wie die seltsamen Geräusche, welche Lin in der Nacht in seiner Firma hört und die er auf einen Vogel zurückführt, der gegen die Außenwand fliegt. Die Unruhe, die dieses Ereignis in ihm auslöst, scheint wie ein Hinweis nicht nur auf eine emotionale Lage zu sein.

Vielleicht ist The Fall nicht unbedingt der spannendste Film, den es zu diesem Thema gibt, doch aufgrund seines minimalistischen Ansatzes, des naturalistischen Schauspiels sowie der Bilder bleibt die Geschichte nicht ohne eine gewisse Wirkung beim Zuschauer, der besonders von Zhou Lidongs Darstellung als Lin überzeugt sein dürfte.

Credits

OT: „The Fall“
Land: China
Jahr: 2018
Regie: Lidong Zhou
Drehbuch: Lidong Zhou
Musik: Christopher Young
Kamera: Yutang Lin
Besetzung: Lidong Zhou, Jiaming Ma, Gang Chen , Mingyi Yang, Daju Lu

Trailer

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„The Fall“ ist ein Drama über das Gefühl der Ohnmacht gegenüber einer drohenden Krise. Zhou Lidong erzählt, einem dokumentarischen Ansatz folgend, von einem Gefühl der Unruhe eines Mannes, dessen Leben mehr und mehr außer Kontrolle gerät.
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