Sicher, The Prince (Rami Jaber), Ringo (Nick Cannon), Wick (Mike Angelo) und Violet (Jamie Chung) sind Verbrecher. Aber sie sind Verbrecher mit Prinzipien: Sie stehlen grundsätzlich nur von anderen Verbrechern. Von den ganz Schlimmen sogar, die es irgendwie verdient haben, dass man sie beklaut. Ein solcher ist Abu (Mansoor Alfeeli), der mit seinen Terroristen für Angst und Schrecken sorgt. Höchste Zeit, ihn um ein wenig Gold zu erleichtern und somit die Finanzierung für weitere Anschläge zu erschweren. Doch bei diesem Coup braucht es noch ein bisschen Expertise, weshalb sie die Hilfe eines weiteren versierten Diebes suchen: Pace (Pierce Brosnan). Der ist ein Krimineller alter Schule und hat für die Weltverbesserungspläne der Misfits nur Spott übrig. Als er erfährt, dass es um jede Menge Gold geht, wird er jedoch hellhörig – zumal seine eigene Tochter Hope (Hermione Cornfield) in der Sache drinsteckt …
Wenn Verbrecher zu Helden werden
Üblicherweise sind es in Filmen diejenigen, die Verbrecher jagen, welche vom Publikum angefeuert werden sollen. Aus naheliegendem Grund: Sie sind die Guten. Und so jemand lässt sich leichter als Held verkaufen. Bei Heist Movies ist das per Definition schwierig, wenn auf einem Leute aus dem organisierten Verbrechen zu Protagonisten und Protagonistinnen gemacht werden. Da braucht es schon eine gewisse Rechtfertigung, warum man ausgerechnet für diese sein sollte. Immer wieder beliebt ist es in solchen Fällen, die auszuraubenden Leute selbst zu Verbrechern zu erklären, im Idealfall deutlich schlimmere Verbrecher. Sind diese nur böse genug, relativiert sich das mit der Moral. Dann darf man alles, ist ja gewissermaßen für einen guten Zweck – und sei es nur das befriedigende Gefühl, so jemandem ans Bein gepinkelt zu haben. Das ist ein bisschen billig, funktioniert aber.
The Misfits – Die Meisterdiebe ist in dieser Hinsicht sogar ganz besonders billig. Ist der Gegner ein Terrorist, darf man praktisch alles machen. In einer Zeit, in der das Böse nur noch schlecht an einer Nationalität aufgezogen werden kann – der Russe als Feindbild zieht nur noch bedingt – nimmt jeder, dem nichts Besseres einfällt, einfach eine Terrororganisation. Schließlich fällt es schwer dagegen zu argumentieren, dass eine solche ganz abscheulich ist und jedes Mittel recht ist, um sie aufzuhalten. Hier ist diese Organisation auch noch im islamischen Umfeld angesiedelt, was nicht nur in Katar für Ärger sorgte. Das ist mindestens ein Stereotyp, welches hier bedient wird, wenn nicht gar latent rassistisch. Immerhin: Bei der Besetzung des Heldenteams war man um Diversität bemüht. Außerdem ist der von Tim Roth gespielte Gefängnisleiter ebenfalls Teil der Gegenseite, was die Problematik etwas entschärft.
Durchwachsener Comeback-Versuch
Ansonsten ist The Misfits – Die Meisterdiebe sicherlich kein Film, der durch übermäßige Kontroversen in Erinnerung bleibt. Dafür ist das Drehbuch viel zu wenig ambitioniert. Die Geschichte ist wie so oft bei Heist Movies erst einmal damit beschäftigt, irgendwie den großen Coup zu planen. Dabei geht erfahrungsgemäß nicht immer alles gut, manchmal müssen da auch die Waffen sprechen. Wo gehobelt wird, da fallen Späne – und manchmal eben auch Terroristen, wenn die irgendwie im Weg stehen sollten. Die damit verbundenen Actionszenen sind nicht überragend. Da hätte man von Regisseur Renny Harlin, der mit Filmen wie Stirb Langsam 2 und Cliffhanger – Nur die Starken überleben eigentlich seine Affinität zu diesem Genre gezeigt, irgendwie doch mehr erwartet. Sonderlich inspiriert ist seine Arbeit nicht gerade.
Ein bisschen besser sieht es im Hinblick auf den Humor aus, der gelegentlich zu Zwecken der Auflockerung eingebaut wird. Auch bei dem hat man sich sicherlich nicht übermäßig verausgabt, wenn es um den Einfallsreichtum angeht. Dass Ringo regelmäßig auf seinen berühmten Namensvetter Ringo Starr verweist, ist beispielsweise sicherlich nicht der Gipfel der humoristischen Kreativität. Aber es geht in Ordnung. Außerdem ist da ja noch Pierce Brosnan, der eigentlich als Verbrecherjäger bekannt wurde, erst mit der Serie Remington Steele, später als James Bond. Der darf dieses Mal die Seiten wechseln und selbst zum Verbrecher werden, was ihm sichtlich Spaß macht. Er bringt ein bisschen Eleganz und Snobismus unter die Gruppe ans selbsternannten Weltverbesserern. Dank seiner Hilfe reicht das dann auch zu einem durchschnittlichen Genrevertreter, wenn man mal wieder Laune auf einen solchen hat. Zu mehr als das hat es aber leider nicht gereicht.
OT: „The Misfits“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Renny Harlin
Drehbuch: Robert Henny, Kurt Wimmer
Musik: Lasse Enersen, Trevor Rabin
Kamera: Denis Alarcón Ramírez
Besetzung: Pierce Brosnan, Rami Jaber, Hermione Corfield, Jamie Chung, Mike d Angelo, Tim Roth, Nick Cannon
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