The Summer Palace

The Summer Palace

Inhalt / Kritik

Was bei einer Stadtbesichtigung oder einem Urlaub für viele nur ein Abstecher ist, kann eine Reise in die Geschichte eines Landes oder einer Kultur sein, wenn man sich entschließt, eine der vielen Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. In den Urlaubsbildern vieler Familien sind die Sagrada Familia in Barcelona, der Louvre in Paris oder das Brandenburger Tor in Berlin kaum mehr wegzudenken und in mehr als nur einer Hinsicht Aushängeschilder der Kultiviertheit und des Wohlstandes, kann man sich das Reisen an diese Orte doch leisten. Andererseits bleiben sie im Kontext der Aufnahmen von Sonnenuntergängen oder Stränden nicht mehr als Postkartenmotive oder eben Stationen, die man als Tourist abarbeitet, ohne dass man von ihnen, abgesehen von besagtem Foto natürlich, viel mitnimmt. Dabei lohnt es sich bei vielen dieser Bauwerke, sich näher mit diesen zu befassen, Zeit mit ihnen zu verbringen und vielleicht sogar mehr als nur einmal diese zu besuchen, denn gerade sie enthalten oft einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis eines Landes und dessen Kultur.

Wie viele seiner Kollegen auf dem Feld des Dokumentarfilms sieht auch der in Deutschland geborene Produzent und Regisseur Michel Noll die Chance einer solchen Begegnung mit der Vergangenheit bei der Besichtigung der historischen Bauwerke einer Nation. Als Kurator von vier Filmfestivals (China Screen, Focus Coreé, Docs d’Afrique und GrecDoc) hat er sich bereits einen Namen gemacht, wie auch als Filmemacher von Dokumentarfilmen, die sich unter anderem mit der chinesischen Kultur befassen. In seiner 2011 fertiggestellten Dokumentation The Summer Palace, die im Rahmen des diesjährigen Chinesischen Filmfest München zu sehen ist, befasst er sich mit einem der bekanntesten Bauwerke Chinas, nämlich dem Sommerpalast, welcher bis heute Scharen von Touristen aus aller Welt anzieht. Neben den unterschiedlichen Bauwerken, den Pagoden wie auch den Tempeln der weitläufigen Anlage und deren Geschichte, geht es dabei nicht zuletzt immer wieder um die Bedeutung des Bauwerkes für die chinesische Kultur, ihre Vergangenheit, Gegenwart wie auch Zukunft.

Der Garten aller Gärten

Es braucht nicht lange und der Zuschauer von The Summer Palace merkt, welches Unterfangen eine Dokumentation über dieses Bauwerk und seiner Geschichte ist. Wahrscheinlich hätte es gereicht, wenn sich Noll und sein Team auf nur ein Element der unglaublichen Anlage, die auch das „Versailles des Ostens“ genannt wurde, konzentriert hätten. Bilder der Halle der Freude und der Langlebigkeit, des Osttors oder des Pavillons des Buddhistischen Wohlgeruchs zeugen zum einen von der Schönheit und Anmut der einzelnen Gebäude, zeigen diese aber zum anderen im Kontext der Anlage an sich, welche Bedeutung sie für damalige Herrscher und Feldherren hatten und was heutige Besucher in ihnen sehen können. Die Aussicht auf die prächtige Natur wie auch die umliegenden Inseln unterstreichen die Idee einer Verbindung von Harmonie und Kontemplation, fernab des urbanen Lebens oder der Hektik des Alltags, was ebenfalls in vielen der Bilder eingefangen wird.

Interessant wie ein Rundgang durch die Anlage ist The Summer Palace durchaus, auch wenn die Informationsdichte bisweilen sehr hoch ist. Die Ambition Nolls und seines Teams ist groß, was man alleine schon an den angesprochenen Bildern und dem Skript merkt, welches auf den historischen, politischen wie auch gesellschaftlichen Kontext der einzelnen Bauwerke hinweist. Insgesamt jedoch überwiegt der Mehrwert für den Zuschauer bei dieser umsichtig recherchierten Dokumentation.

Credits

OT: „The Summer Palace“
Land: China, Frankreich
Jahr: 2011
Regie: Michel Noll
Drehbuch: Michel Noll, Wei Zhao, Na Sai, Ma Lizhi
Musik: Olivier Lafuma, Liu Yuan
Kamera: Ma Lizhi



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"The Summer Palace" ist eine Dokumentation über eines der wichtigsten und schönsten Bauwerke Chinas. Basierend auf einer sorgfältigen Recherche zeigt Michel Noll in teils überwältigenden Bildern die Bedeutung der Anlage für die heutige Zeit, ihre Geschichte und warum sie bis heute noch viele Menschen anzieht.
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