Für Max Wemmer (Ulrich Noethen) bricht eine Welt zusammen, als sein Sohn, der als Offizier beim Militär tätig ist, bei einem Munitionstest schwer verwundet wird und ins Koma fällt. Da das Militär ihm keine wirklichen Antworten geben will, zündet er aus Protest vor einer Bundeswehrkaserne eine Deutschlandflagge an und muss sich deshalb vor dem Gesetz verantworten. Als Eva Maria Prohacek (Senta Berger) und André Langner (Rudolf Krause) die Ermittlungen aufnehmen, finden sie einen verzweifelten Mann vor, der sich gerade erst seinem entfremdeten Sohn wieder annäherte. Dabei wird schnell klar, dass an der Geschichte tatsächlich mehr dran ist und jemand etwas vertuschen möchte …
Wer ist hier zuständig?
30 Filme lang ermittelte Senta Berger in der Rolle der Dr. Eva Maria Prohacek in den unterschiedlichsten Fällen, bevor sie sich 2019 mit Evas letzter Gang aus der Reihe Unter Verdacht verabschiedete. Die thematische Bandbreite war dabei immer hoch. So hoch, dass die Fälle oft etwas beliebig wirkten. Irgendwie durfte alles erzählt werden, Hauptsache, es war irgendjemand aus dem Staatsdienst beteiligt. Die Position spielte dabei keine Rolle, ebenso wenig, ob es einen Zusammenhang zwischen dieser Position und dem jeweiligen Verbrechen gab. Das war meistens nur Zufall, wie man an dem Beispiel Verschlusssache sieht. Ein Beamter versucht, mehr über den Unfall seines Sohnes herauszufinden, und macht sich dabei strafbar. Schon ist Prohacek zur Stelle.
So richtig einleuchtend ist das mit der Zuständigkeit nicht. Andererseits wird mit eben dieser Frage nach Zuständigkeiten sehr viel in Unter Verdacht: Verschlusssache hantiert. Irgendwie scheint in dieser Geschichte jeder mit drin zu stecken, während gleichzeitig anderen vorgeworfen wird, sich unpassend einzumischen. Da geht es viel um Machtgerangel, schließlich will da jeder das letzte Wort haben. Es müssen anderen schon Grenzen aufgezeigt werden, damit die bloß nicht zu viel abbekommen. Das gilt insbesondere, wenn andere nicht wissen dürfen, was man da tut. Und das kommt hier recht oft vor. Hier haben so viele Leute etwas zu verbergen, dass man irgendwann verzweifelt nach überhaupt jemandem sucht, der noch aufrecht und ehrlich ist, nicht nur zum eigenen Nutzen etwas tut.
Wirkungsvoll, aber voller Klischees
Im Grunde ähnelt Unter Verdacht: Verschlusssache damit den immer wieder beliebten Verschwörungsthrillern. Die können die unterschiedlichsten Bereiche des öffentlichen Lebens betreffen. Schmutzige Geschäfte? Skrupellose Machtmenschen? Geheime Hinterzimmer-Machenschaften? Das gibt es praktisch überall, sei es Wirtschaft oder Politik, hängt dann doch mehr mit der menschlichen Natur zusammen, weniger mit dem Betätigungsfeld. Wenn sich irgendwo die Möglichkeit ergibt, Geld und Einfluss zu erlangen, da sagt man schon nicht Nein. Entsprechend deprimierend ist das im Film vermittelte Menschenbild. Auch wenn es vereinzelt schon Leute gibt, die versuchen, in dieser verkorkst-korrupten Welt für Gerechtigkeit zu sorgen. So richtig viel lässt sich da gar nicht machen, selbst mit besten Absichten.
Das, was hier erzählt wird, verfehlt deshalb seine Wirkung nicht. Mit dem Thema korrupte Mächte, gerade bei der Verzahnung von Wirtschaft und Politik, kann man dem Publikum immer wieder eine Freude machen. Zumindest einem solchen, das gerne über die da oben schimpft. Es gelingt bei Unter Verdacht: Verschlusssache aber nicht, aus diesem Standard wirklich mehr herauszuholen. Man versuchte es nicht einmal: Der Film rattert die üblichen Klischees herunter, die Figuren sind nicht mehr als Karikaturen, auch beim Ablauf der Geschichte gibt es keine Überraschungen. So beliebig die Krimireihe oft war, so beliebig ist die Kritik am System. Aus Prohacek ist ohnehin auch gegen Ende der im ZDF und auf Arte ausgestrahlten Reihe kein ansprechender Charakter geworden. Höchstens der Hang zum Reißerischen fällt tatsächlich auf, jedoch auf keine besonders gute Weise. Wer sich aufregen will, schaut sich das an. Überzeugend ist der plump zusammengestellte Film aber kaum.
OT: „Unter Verdacht: Verschlusssache“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Ulrich Zrenner
Drehbuch: Mike Bäuml
Musik: Sebastian Pille
Kamera: Johannes Kirchlechner
Besetzung: Senta Berger, Rudolf Krause, Gerd Anthoff, Ulrich Noethen, Bruno Sauter, Johannes Zirner, Felix Vörtler
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