Was sehen wir wenn wir zum Himmel schauen
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Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?

Inhalt / Kritik

Was sehen wir wenn wir zum Himmel schauen
„Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen“ // Deutschland-Start: 7. April 2022 (Kino) // 2. Dezember 2022 (DVD)

Es passiert vor einer Schule. Ein Mann und eine Frau prallen zusammen, offensichtlich aus Unachtsamkeit. Ein Buch fällt dabei zu Boden, der Mann hebt es auf. Wenig später der gleiche Vorfall, nur mit vertauschten Richtungen. Das sehen wir, indem die Kamera Beine und Füße zeigt, vom Knie abwärts, sonst nichts. Dann wird es Nacht, wieder begegnen sich die Unbekannten. Noch immer erblicken wir ihre Gesichter nicht, hören lediglich ihre Stimmen. Die verabreden sich für den nächsten Abend. Was da im Unsichtbaren geschah, offenbart sich erst, wenn Lisa (Ani Karseladze) und Giorgi (Giorgi Bochorishvili) erstmals ins Bild treten, jeder für sich allein. Beide schweben auf Wolke sieben. Ob sie sich wiedersehen werden oder ob sie das Schicksal daran hindert, ist sicher keine genreuntypische Frage. Wohl aber die Art der Hürden, auf die sie treffen.

Liebe und sonstige Magie

Das georgische Kino hat eine lange Tradition und bringt immer neue Talente hervor. Eines davon ist der in Berlin lebende Alexandre Koberidze. Schon mit seinem zweiten Spielfilm schaffte er es in den Wettbewerb der diesjährigen Berlinale. Das hat damit zu tun, das er einem Genre neue Seiten abgewinnt, dessen Regel kaum noch revolutionierbar zu sein scheinen: dem Liebesfilm. Wie man sämtliche Regeln der Romanze auf den Kopf stellt und dennoch etwas Zauberhaftes schafft, zeigt der Georgier in zweieinhalb Stunden, die sich jede Menge erzählerische Freiheiten nehmen, aber nie langweilig werden. Vielleicht deshalb, weil Koberidze das Wunder der Liebe noch mit allerhand anderem Magischen anreichert.

Schon bald kann die Kamera (Faraz Fesharaki), die in den ersten Minuten nah bei den Gesichtern war, die Perspektive weiten und die Landschaft ebenso wie eine reizvolle kleine Stadt in den Blick nehmen. Etwa den reißenden Fluss, der durch das georgische Kutaissi rauscht, seine Brücken, seine Cafés, seine Hunde und vor allem seine Kinder. Es ist Sommer und Fußballweltmeisterschaft. Da scheint es kein Wunder, wenn Magisches und Alltag wie selbstverständlich ineinanderfließen. Man muss gar nicht die „Hand Gottes“ zitieren.

Es genügt die Beobachtung, dass auch Hunde zum Public Viewing gehen. Wenn dann der Erzähler im Off einer Hündin unterstellt, sie habe sich dort mit einem Artgenossen verabredet, diesen aber genauso verfehlt wie es den beiden menschlichen Protagonisten ergeht, dann entsteht ein Tonfall, der mühelos zwischen Realismus und Magie schwebt. Wie schleicht sich das Unsichtbare zwischen die Bilder, etwa die Liebe, die doch mehr zu sein scheint als körperliche Anziehung? Das ist das große Thema, das Alexandre Koberidze sichtlich umtreibt. Er umspielt es mit großer Gelassenheit, verschmitztem Humor und sommersatter Lebensbejahung.

Musik als Kontrapunkt

Es würde in die Irre führen, wenn man die guten Geister und die bösen Kräfte, die jene Stadt bevölkern, als Metaphern deuten wollte – im Versuch, die vom Film aufgegeben Rätsel zu entziffern. Statt auf überzogenen Intellektualismus setzt Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen auf die Dinge des Lebens, auf kleine Episoden und liebevoll betrachtete Momente, in denen die Sehnsucht des georgischen Regisseurs nach seiner Heimat mitschwingt.

Es seien harte Zeiten, behauptet der Off-Erzähler auf der Tonspur. Aber die Bilder widerlegen ihn ebenso wie die Musik, die Koberidzes Bruder Giorgi komponiert hat. Oft setzt sie emotionale Kontrapunkte. Etwa wenn die unglückliche Lisa aus Geldnot einen neuen Job suchen muss: Perlende Klavierläufe nehmen eine Lebensfreude vorweg, von der die Filmfigur noch nichts ahnt. Lange scheint es sogar, als könnte vor allem eine Musiklehrerin den Bann der Liebenden brechen. Aber dann gibt es auch noch die Magie des Kinos, die da ein Wörtchen mitredet. Denn auch ein Liebesfilm der ganz anderen Art ist immer noch ein Liebesfilm.

Credits

OT: „Ras vkhedavt, rodesac cas vukurebt?“
Land: Deutschland, Georgien
Jahr: 2021
Regie: Alexandre Koberidze
Drehbuch: Alexandre Koberidze
Musik: Giorgi Koberidze
Kamera: Faraz Fesharaki
Besetzung: Giorgi Bochorishvili, Vakhtang Panchulidze, Ani Karseladze, Giorgi Ambroladze, Oliko Barbakadze

Bilder

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Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen?
fazit
„Was sehen wir, wenn wir zum Himmel schauen“ ist eine Hommage an eine Reihe von Dingen, die auf den ersten Blick nicht zusammenzupassen scheinen: an die ehemalige Hauptstadt von Georgien, an den Fußball und an das Filmemachen. Wie das alles untereinander und zudem noch mit der Liebe als solcher zusammenhängt, führt zu einem Reigen der sehenswerten Art.
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