Annie (Sophia Reid-Gantzert) weiß genau, was sie zu Weihnachten will: ein Handy! Dummerweise will ihr Vater Jake (Neil Patrick Harris) davon aber nichts hören und lässt sie eiskalt abblitzen. Stattdessen erzählt er ihr die Geschichte, wie er als Junge (Winslow Fegley) unbedingt eine Nintendo-Konsole haben wollte, der letzte Schrei in den späten 1980ern. Dummerweise war die ebenso selten wie teuer, weshalb nur ein einziger Junge in der Stadt das Gerät hat. Und der war ein Idiot. Außerdem konnten seine Eltern Kathy (June Diane Raphael) und John (Steve Zahn) mit diesem neumodischen Kram so gar nichts anfangen, weshalb die Chancen ausgesprochen mies waren. Doch dann hatte seine Schwester Lizzie (Bellaluna Resnick) einen Einfall, wie sich sein spielerischer Traum vielleicht doch noch erfüllt …
Sentimentalität hoch zwei
Weihnachten ist bekanntlich die Zeit des Jahres, zu der die Menschen praktisch automatisch sentimentaler werden. Da passt es doch ganz gut, wenn diese allgemeine Stimmungslage mit gezielter Nostalgie angereichert wird. Diese verkauft sich zurzeit in Filmen immer gut, besonders wenn die 1980er wiederbelebt werden sollen, wie aktuell in Ghostbusters: Legacy. Weihnachtsjagd: Das Fest der Spiele tut genau das, indem die Sehnsucht nach der Vergangenheit und die Sehnsucht nach familiärem Zusammenhang Hand in Hand gehen. Dafür arbeitet der Film mit zwei Erzählebenen. Die eine bildet die Rahmenhandlung, wenn der erwachsene Jake seiner Tochter etwas mit auf den Weg geben will. Die andere, die Haupthandlung, erzählt von dem jungen Jake und seinen zahlreichen Versuchen, doch noch irgendwie an ein Nintendo Entertainment System zu kommen, das damals so begehrt war, dass es mehr unter Legende fällt.
Das erinnert zwangsläufig an andere schwer gefragte Objekte, die gerade zur Weihnachtszeit aufgrund ihrer mangelnden Erhältlichkeit für viele lange Gesichter sorgten – etwa an den entfernten Verwandten Playstation 5. Tatsächlich macht sich Kevin Jakubowski, der sowohl den zugrundeliegenden Roman wie auch das Drehbuch geschrieben hat, einen Spaß daraus, diverse Parallelen zu ziehen. So gibt es in beiden Strängen ein Kind, das unbedingt ein Gerät will, aber bei den Eltern auf wenig Verständnis stößt. Ohnehin wird in Weihnachtsjagd: Das Fest der Spiele deutlich, wie sehr sich Verhältnisse zwischen den Erwachsenen und den Kindern wiederholen. So war früher immer alles besser und die Jugend von heute weiß nicht, worauf es wirklich ankommt. Die Kinder finden die Eltern hingegen ein bisschen doof. Das gilt in den 80ern genauso wie in den 20ern.
Ein Spiel mit den Zeiten
Gleichzeitig stellt Weihnachtsjagd: Das Fest der Spiele aber auch amüsante Vergleiche an, wenn einige Ereignisse der damaligen Zeit für die jungen Menschen von heute kaum mehr zu vermitteln sind. Ob es die Frage der Kleiderordnung ist oder der deutlich laxere Umgang mit Alltagsgefahren, da hat sich seither schon einiges getan. Das ist auch durch den Wechsel der Zeitebenen spaßig, wenn der erwachsene Jake irgendwie seine Kindheit erklären muss und dabei oft selbst nicht recht weiter weiß. Vergleichbar zu Ein Junge namens Weihnacht gibt es da eine nette Wechselwirkung zwischen Hauptgeschichte und Rahmenhandlung, verbunden auch mit Selbstironie. Das fängt schon damit an, dass sich Jake gar nicht erinnern kann, wann die Geschichte eigentlich spielt und so von Anfang an klar macht: Der zuverlässigste Erzähler ist er nicht.
Auch später sind Regisseur Michael Dowse (Coffee & Kareem, Stuber – 5 Sterne Undercover) einige komische Szenen geglückt. Auffallend ist aber, dass beim Film nicht immer ganz eindeutig ist, wer hier eigentlich die Zielgruppe ist. So gibt es für ein jüngeres Publikum typische Späßchen rund um Hundehaufen oder sich übergebende Kinder. Für die Erwachsenen sind wiederum eindeutig einzelne Anspielungen drin, mit denen der Nachwuchs nichts wird anfangen können – darunter eine Szene mit dem berüchtigten Power Glove. Der Humor selbst schwankt ebenfalls, kann mal bissiger sein, dann wieder albern, zwischendurch auch irgendwie surreal, wenn der junge Jake eine etwas seltsame Begegnung mit dem eigenen Traum hat.
Ohne Risiko spaßig
Hinzu kommt, dass der Film unweigerlich auf ein etwas rührseliges Finale hinausläuft, das gehört bei einem Weihnachtsfilm, der ein größeres Publikum anstrebt, einfach dazu. Weihnachtsjagd: Das Fest der Spiele ist damit eines dieser Werke, bei denen einfach alles zusammengeworfen wird, in der Hoffnung, dass das irgendwie passt. Das große Wunder ist am Ende nicht, dass alle etwas dazugelernt haben, sondern dass diese bunte Wundertüte stimmig ist. Sicher, an wichtigen Stellen sind die Vorbilder schon sehr offensichtlich. Ein wirkliches Risiko will hier niemand eingehen. Aber es macht Spaß, bei dieser etwas anderen Jagd dabei zu sein, auch wegen der schauspielerischen Leistungen. Harris mag dabei als Star des Abends zwangsläufig die meiste Aufmerksamkeit bekommen. Aber vor allem der vielbeschäftigte Nachwuchsdarsteller Winslow Fegley (Timmy Flop: Versagen auf ganzer Linie) zeigt erneut, dass ihm noch eine größere Karriere bevorstehen dürfte.
OT: „8-Bit Christmas“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Michael Dowse
Drehbuch: Kevin Jakubowski
Vorlage: Kevin Jakubowski
Musik: Joseph Trapanese
Kamera: Samy Inayeh
Besetzung: Neil Patrick Harris, Winslow Fegley, June Diane Raphael, Steve Zahn, Sophia Reid-Gantzert, Bellaluna Resnick
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)