ARQ Netflix
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Inhalt / Kritik

ARQ Netflix
„ARQ“ // Deutschland-Start: 16. September 2016 (Netflix)

ARQ ist eine neuartige Stromquelle, die der Ingenieur Renton (Robbie Amell), gebaut hat, um die Energiekrise der porträtierten Welt zu bewältigen. Dabei handelt es sich um eine riesige Turbine, die wie ein Perpetuum Mobile funktioniert und aus unendlicher Rotation unendlich Strom erzeugt. Dieser ARQ steht in Rentons Keller und turbint vor sich hin, bis Renton eines Morgens von einigen Maskierten attackiert wird und zusammen mit seiner Ex-Freundin Hannah (Rachel Taylor) aus dem Bett gerissen und gefesselt wird. Während eines Fluchtversuches wird er erschossen, wacht aber erneut auf, um dann das gleiche nochmal mitzuerleben, denn Vorsicht, seine Turbine erzeugt aus Versehen eine Zeitschleife. In diesem Wissen versucht er nun, der Schleife zu entkommen und herauszufinden, was hinter seiner Ermordung steckt.

Die Turbine dreht sich und mit ihr der eigene Kopf

Der offensichtlichste Aspekt des Netflix-Sci-Fi-Thrillers ARQ ist die Zeitschleife. Diese wird in Ansätzen zu erklären versucht, wirkt dabei aber geklaut und zu keiner Sekunde innovativ oder interessant und ist insgesamt eher mittelmäßig. Diese Mittelmäßigkeit wäre vielleicht zu verkraften, wenn der Film eine gute Spannung oder interessante Welt hätte. Unglücklicherweise versagt er hier aber vollständig.

Das Pacing des Films ist grauenhaft, kein Moment hat die Chance zu atmen oder Spannung wirken zu lassen und die Handlung ist unfassbar wirr erzählt. Begründet liegt das in erster Linie darin, dass der Film erst keine und dann häppchenweise eine sehr verdrehte Backstory liefert, in der binnen weniger Minuten versucht wird, eine komplette Welt einzuführen. Diese Welt wird aber nicht ansatzweise genug ergründet, da 90 % des Films in einem Keller spielen. Da kein vernünftiges Worldbuilding stattfindet, wird die ganze Handlung auf die Figuren abgewälzt. Denen kann man dann dabei zuhören, wie sie über irgendwelche Pläne und gemeinsame Vergangenheiten reden, ohne dass man auch nur den Hauch einer Ahnung hätte, wer was warum will. Ein daraus resultierendes Problem ist, dass Misstrauen und Intrigen, die im Verlauf des Films noch eine wichtige Rolle spielen, überhaupt nicht zur Geltung kommen können. Der Film ist wirklich ein heilloses Durcheinander, was sicherlich eine Gefahr des Settings ist, aber dennoch nicht passieren darf und beispielsweise durch cleveres Characterwriting hätte verhindert werden können.

Die Charaktere sind aber leider das größte Problem von ARQ. Neben ihren unklaren Interessen und Motiven, die sie als bloße Hüllen zurücklassen und ihnen jegliche Charaktertiefe verwehren, liegt das an den schrecklichen Dialogen. Diese werden vom Cast, bestehend aus Leuten wie eben Robbie Amell (Resident Evil: Welcome to Raccoon City, The Babysitter) oder Rachel Taylor, auch noch derart hingerotzt, dass einem jede Hoffnung, einen Zugang zu dem Film zu finden, sofort aus den Händen gerissen wird.

Kein trashiger Spaß

Besser ist die Inszenierung des Films, der durch das minimalistische Setdesign sein geringes Budget gut zu verstecken weiß. ARQ sieht über weite Strecken wirklich vernünftig aus und nutzt den Handlungsort Keller immer wieder für klaustrophobische Momente. Auch Sounddesign und Score gehören zu den Stärken des Films.

Ansonsten stimmt hier aber gar nichts. Die Story ist unfassbar langweilig erzählt und abgesehen von einem völlig willkürlichen und nichts verändernden Plottwist am Ende auch noch verdammt vorhersehbar. Außerdem hat er über eine Handlungsebene hinaus nichts Interessantes zu sagen, weil sämtliche Probleme durch die Art der Weltdarstellung so von der Realität entfremdet sind, dass eine völlige Entpolitisierung eines potenziell interessanten Themas vorliegt.

Dazu kommt, dass sich ARQ viel zu ernst nimmt. Er ist viel zu verquer und sieht zu wertig aus, als dass man es lustig fände, diesen Film beim Versagen zu beobachten. Mit jeder Sekunde, die während des Schauens verstreicht, fühlt man seine kostbare Lebenszeit an sich vorbeiziehen. Dieser Film ist nur sehenswert, sofern man masochistische Tendenzen hat.

Credits

OT: „ARQ“
Land: USA, Kanada
Jahr: 2016
Regie: Tony Elliot
Drehbuch: Tony Elliot
Musik: Keegan Jessamy, Bryce Mitchell
Kamera: Daniel Grant
Besetzung: Robbie Amell, Rachel Taylor, Shaun Benson, Adam Butcher, Tantoo Cardinal, Gray Powell, Jacob Naeyem

Bilder

Trailer

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"ARQ" will durch sein Zeitschleifengimmick, seinen räumlich begrenzten Handlungsort und die charakterlichen Intrigen herausstechen. Die Charaktere, deren Motivation und alles, was durch sie an Handlung getragen werden soll, sind aber komplett egal und funktionieren überhaupt nicht. Und mit ihnen scheitert, trotz vernünftiger Optik, der ganze Film. Wer hier einen raffinierten Sci-Fi Thriller erwartet, wird bitter enttäuscht.
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