Eigentlich wollten Victor (Ellar Coltrane), Lynn (Willa Fitzgerald) und Jeff (Jacob Artist) nur einen schönen Wochenendtrip zusammen verbringen. Im Wald campen, auf dem Wasser paddeln, was Freunde eben so tun, um ein bisschen Spaß zu haben. Nur, so wirklich spaßig ist die Veranstaltung nicht. Victor hadert immer noch damit, dass er und Lynn kein Paar sind. Verkompliziert wird die Situation dadurch, dass Lynn und Jeff etwas miteinander haben, was sie bislang aber streng geheim halten. Während diese Konflikte immer wieder auszubrechen drohen, stolpern sie über ein ganz anderes Problem: Beim Joggen findet Lynn Beutel, die bis zum Rand mit Geld gefüllt sind. Dass sie dieses Geld besser nicht behalten sollten, ist auch ihnen klar. Aber die Versuchung ist zu groß. Dummerweise ist aber auch Miller (John Cusack) in der Nähe. Und der würde alles dafür tun, um die Beute wieder zurückzubekommen …
(K)eine Frage der Moral
Anderen Leuten Geld zu stehlen, ist natürlich nie besonders nett. Aber wie sieht es damit aus, diesen Dieben ihr Geld wieder abzunehmen? Da wird es moralisch auf einmal ein bisschen ambivalent. Zumindest ist es das, was in Heist Movies immer behauptet wird, kürzlich etwa bei The Misfits – Die Meisterdiebe. Während man sich darüber streiten kann, ob dieses Stehlen nun okay ist oder nicht: Es ist oft aus einem anderen Grund nicht ratsam. Schließlich sind die bestohlenen Diebe im Normalfall nicht sehr zimperlich, wenn es darum geht, ihre Beute zurückzubekommen. Dass so etwas ganz böse eskalieren kann, bewies zuletzt die Serie Kojoten um eine Pfadfindertruppe, die gestohlene Diamanten erbeutet. Und auch bei Blood Money – Lauf um dein Leben zeigt sich der gedemütigte Antagonist nicht willens, einfach tatenlos zuzusehen.
Prinzipiell läuft das dann auf das altbekannte Katz-und-Maus-Spiel hinaus. Auf der einen Seite haben wir die Clique, die versucht, irgendwie mit der Kohle abhauen zu können. Ihr gegenüber steht der skrupellose Verbrecher, der im Zweifel über Leichen gehen würde. Was die Handlung an sich angeht, ist Blood Money – Lauf um dein Leben deshalb auch weniger erwähnenswert. Mal scheint die eine Seite die Oberhand zu gewinnen, dann ist wieder Miller an der Reihe. Sie alle rennen durch den Wald, begegnen sich zwischendurch, die Wege trennen sich wieder. Und irgendwann läuft das auf das große Finale hinaus, bei denen sich beide Seiten gegenüberstehen und klar ist: Es kann nur einen geben! Zwar ist in den Säcken so viel Kohle, dass eigentlich alle gut davon leben könnten. Aber da geht es schon ums Prinzip.
Duell der Unsympathen
So weit so bekannt. Ungewohnt ist aber, dass das mit den Guten nicht ganz so eindeutig ist. Genauer ist das Trio so grauenvoll und durch und durch unsympathisch, dass man eigentlich schon aus Prinzip den Verbrecher anfeuern möchte. Victor verhält sich wie ein trotziges Kind, weil er Lynn nicht bekommen hat. Jeff, der erfolgreicher war, sieht sie als Trophäe an. Bei zwei solchen Männern sollte die Sympathie eindeutig zur Frau wechseln, welche das Geld auch als Mittel der Unabhängigkeit ansieht. Aber selbst das funktioniert bei Blood Money – Lauf um dein Leben nicht. Von Anfang an ist Lynn ziemlich nervig. Im Laufe des Films wird es noch schlimmer: Die vermeintliche Heldin ginge genauso als Antagonistin durch, wenn sie nicht minder skrupellos und dreist das Geld will.
Als Figurenkonstellation ist das spannend. Als Film eher nicht. Tatsächlich ist der Thriller von Regisseur Lucky McKee (The Woman) nur sehr bedingt unterhaltsam. Das liegt auch daran, dass zwar alle recht verbissen sind, gleichzeitig aber auch irgendwie unfähig. Wenn aus nächster Nähe nicht getroffen wird oder selbst die Aufgabe, einen Sack anzubinden, ein unüberwindbares Hindernisse darstellt, dann wirkt das nicht übermäßig kompetent. Man wartet vielmehr darauf, wie sie sich alle versehentlich selbst umbringen. Als schwarze Komödie hätte das funktionieren können. Und zumindest an manchen Stellen liegt der Verdacht nahe, dass Blood Money – Lauf um dein Leben das auch irgendwie sein soll. Nur wird das nie so richtig konsequent gemacht. Das Ergebnis: Man schaut hier anderthalb Stunden lang zu, wie fürchterliche Leute durch den Wald rennen und nichts auf die Reihe bekommen. So schwierig die angesprochene Frage zur Moral zu beantworten sein mag, eine andere ist dafür umso leichter zu beantworten: Nein, das Einschalten lohnt sich nicht.
OT: „Blood Money“
Land: USA
Jahr: 2017
Regie: Lucky McKee
Drehbuch: Jared Butler, Lars Norberg
Musik: Matt Gates
Kamera: Alex Vendler
Besetzung: John Cusack, Ellar Coltrane, Willa Fitzgerald, Jacob Artist
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