Eigentlich träumt Blink (Shameik Moore) von einer Karriere als Comic-Zeichner, schon seit einer Weile arbeitet er an seiner eigenen Graphic Novel mit dem Titel „Cut Throat City“. Doch seine Chancen stehen schlecht. Niemand will dem jungen schwarzen Mann eine Chance geben. Da auch seine Freunde Miracle (Demetrius Shipp Jr.), Andre (Denzel Whitaker) und Junior (Keean Johnson), die wie er im berüchtigten Stadtviertel Lower Ninth Ward in New Orleans leben, keine Perspektive auf eine besseres Leben haben, lassen sie sich auf den Vorschlag von Bass (T.I.) ein, gemeinsam ein Casino auszurauben. Doch der Versuch endet in einem Desaster. In Folge haben sie nicht nur Bass im Nacken. Auch der jetzt im Stadtrat sitzende Jackson Symms (Ethan Hawke) ist die Sache ein Dorn im Auge, weshalb er Polizistin Lucina Valencia (Eiza González) auf die Räuber ansetzt …
Zwischen Krimi, Thriller und Gesellschaftsporträt
Wie so viele andere Rapper auch zog es Wu-Tang Clan Mastermind RZA schon früh zum Film. Neben den naheliegenden Engagements als Komponist und Schauspieler zeigt er dabei aber auch immer wieder mal Ambitionen, sich als Regisseur einen Namen zu machen. Man mag dabei qualitativ von diesen Ausflügen halten, was man will. Man kann dem US-Amerikaner zumindest nicht den Vorwurf machen, dass er immer wieder dasselbe dreht. Sein Debüt gab er 2012 mit dem grotesken Martial-Arts-Verschnitt The Man with the Iron Fists. 2017 folgte das Musicaldrama Love Beats Rhyme. Sein drittes inszeniertes Werk Cut Throat City – Stadt ohne Gesetz wiederum ist irgendwo zwischen Krimi, Thriller und Gesellschaftsporträt angesiedelt.
Das Setting hierfür liefert New Orleans kurze Zeit nach dem verheerenden Hurricane Katrina, der 2005 die Stadt im Südosten des Landes unzähligen Menschen die Lebensgrundlage raubte. Bei Cut Throat City – Stadt ohne Gesetz spielt der Sturm an sich zwar keine Rolle, RZA hat hier keinen Katastrophenfilm im herkömmlichen Sinn gedreht. Die Auswirkungen sind aber überall zu spüren, da der Regisseur von Anfang an auf eine besonders düstere und ausweglose Stimmung setzt. Alles ist kaputt und heruntergekommen, eine Perspektive gibt es nicht, weder für die vier jungen Männer noch für die anderen, die dort leben. Dafür aber für die Reichen, die sich hier einkaufen und die alteingesessene Bevölkerung verdrängen – das Dauerbrennerthema Gentrifizierung eben.
Gefangen in einem kaputten System
Auch sonst legt Cut Throat City – Stadt ohne Gesetz einen großen Fokus darauf, ein System zu zeigen, welches völlig kaputt ist, von Geld und Macht bestimmt wird, von Verrat und Korruption. Dabei spielt es dann auch keine Rolle, auf welcher Seite des Gesetzes wir uns bewegen. Dieses wird eh von den wenigsten befolgt, es sei denn, es handelt sich um das Gesetz des Stärkeren. Allenfalls Valencia darf hier noch so etwas wie das reine Gute symbolisieren, als einzige nennenswerte Frauenfigur in dem Film. Aber sie ist ein eher kleines Rad, das nicht, wie es bei solchen Filmen oft der Fall ist, ganz allein für Gerechtigkeit sorgt. Dazu hat sie gar nicht die Möglichkeit. Es gibt hier keinen Kampf zwischen Protagonisten und Antagonisten. Die Antagonisten machen das unter sich aus.
Allgemein ist das mit der Einteilung der Figuren so eine Sache. Das hat einerseits mit der moralischen Ambivalenz zu tun. So gibt es hier verschiedene Schattierungen der Schlechtigkeit: Die einen rauben Casinos aus, andere missbrauchen ihre Machtposition, Bass hat eine Vorliebe für besonders bizarre Strafaktionen. Da hat man wirklich die Qual der Wahl. Diese liegt andererseits auch in der Menge an Figuren begründet. Cut Throat City – Stadt ohne Gesetz spinnt ein ganzes Netz aus Abhängigkeiten, bei denen jede Aktion irgendwo anders eine Gegenreaktion nach sich zieht. Natürlich ist jede von diesen schlimmer als die vorangegangene, der Film nutzt mit Vorliebe das Mittel der Eskalation, bis am Ende kaum jemand übrig bleibt.
Überfrachtet und nicht sehr spannend
Das hört sich eigentlich ganz spannend an, ist es aber nicht so wirklich. Vielmehr verzettelt sich Cut Throat City – Stadt ohne Gesetz mit der Zeit zu sehr, will etwas als komplex verkaufen, das eigentlich nur überfrachtet ist. Sehr viel Action sollte man ohnehin nicht erwarten, die gewaltsamen Raubüberfälle machen nur einen kleinen Teil der zwei Stunden langen Laufzeit aus. Das muss man einerseits RZA anrechnen, der hier tatsächliche Ambitionen zeigt und mehr will als nur unmotiviertes Geballer. Es gelingt ihm nur nicht so recht, aus den diversen gesellschaftlich relevanten Themen einen tatsächlich packenden Film zu machen. Stattdessen mäandert der Krimithriller herum, baut eine prinzipiell brauchbare Atmosphäre mit New-Orleans-Flair auf, bleibt letztendlich aber irgendwie blass, ist mal Klischee, dann wieder überzogen.
OT: „Cut Throat City“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: RZA
Drehbuch: Paul Cuschieri
Musik: Dhani Harrison, Paul Hicks
Kamera: Brandon Cox
Besetzung: Shameik Moore, Demetrius Shipp Jr., T.I., Terrence Howard, Ethan Hawke, Wesley Snipes, Eiza González, Denzel Whitaker, Keean Johnson, Kat Graham, Rob Morgan
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