Die Verwirrung ist groß bei Dr. Helen Benson (Jennifer Connelly) und den anderen Wissenschaftlern, als sie eines Tages höflich, aber bestimmt von fremden Männern von zu Hause abgeholt und mitgenommen werden. Was könnte man nur von ihnen wollen? Die schockierende Antwort wartet in einer Militärbasis: Ein Objekt rast auf die Erde zu, ein Aufprall hätte katastrophale Folgen für die Menschen. Zu ihrer Überraschung stellt sich dieses Objekt aber nicht als Asteroid heraus. Vielmehr handelt es sich um ein Raumschiff, das mitten im Central Park landet und dem der humanoide Außerirdische Klaatu (Keanu Reeves) entsteigt. Dieser wird sofort vom Militär abgeführt und in eine Hochsicherheitsanlage gebracht, wo er untersucht und befragt werden soll. Doch das Wesen hat einen eigenen Plan, bei dem es um das Schicksal der gesamten Erde geht …
Ökokatastrophe statt Atomkrieg
Die Filmografie des Regisseurs Robert Wise gehört sicherlich zu den spannendsten in der Geschichte Hollywoods. So war er gleichermaßen für Musicals (West Side Story, The Sound of Music), Horrorfilme (Bis das Blut gefriert) und Science-Fiction-Werke (Star Trek – Der Film) bekannt. Aus letzterem Genre stammt auch Der Tag, an dem die Erde stillstand, das ebenso wie die genannten Titel zu den großen Klassikern zählt. Der auf einer Kurzgeschichte von Harry Bates basierende Film traf 1951 mit seiner Antikriegsaussage den Nerv der Menschen. Schließlich war der Zweite Weltkrieg erst einige Jahre vorbei. Der Kalte Krieg war aber bereits in vollem Gange. Die Angst vor einer militärischen Auseinandersetzung wuchs, gerade auch in Verbindung mit den verheerenden Auswirkungen von Nuklearwaffen. Würde es zu einem Atomkrieg kommen?
Als mehr als fünfzig Jahre später die Arbeit an einem Remake begann, waren die gesellschaftlichen Umstände natürlich völlig andere. Zwar gab es noch immer Konflikte, auch atomare Waffen wurden weiter produziert. Doch der Atomkrieg hatte seine unmittelbare Bedrohlichkeit verloren. Und so wurde bei der 2008er Ausgabe von Der Tag, an dem die Erde stillstand kräftig am Inhalt geschraubt. Auch bei dieser Version geht es darum, wie die Menschheit eine drohende Katastrophe abzuwenden hat, kombiniert mit einer extraterrestrischen Warnung. Dieses Mal geht es jedoch weniger um die Aggression der Menschen als den Raubbau, den sie auf der Erde betreiben. Aus dem Antikriegsfilm wurde ein ökologisch orientierte Abhandlung.
Nicht wirklich überzeugend
Dass das nicht weniger dringend ist, haben in den letzten Jahren zahlreiche Filme demonstriert. Gerade der Science-Fiction-Bereich ist inzwischen dominiert von Titeln, die vor dem Kollaps der Erde warnen und apokalyptische Endzeitszenarien entwerfen. Insofern ist es durchaus passend, wenn Der Tag, an dem die Erde stillstand ebenfalls in diese Richtung warnt. Da nimmt man dann auch in Kauf, dass die Motivation der Aliens nicht ganz so überzeugend ist wie beim Klassiker. Schwierig ist aber, dass es bei der Entwicklung der Geschichte mitunter sehr holprig wird. Gerade die Veränderungen im Hinblick auf die Familiengeschichte – Helen hat keinen Sohn mehr, sondern einen von Jaden Smith verkörperten Stiefsohn – schaden dem Film mehr als dass sie ihm nützen. Denn dafür hätte mehr in diesen Aspekt investiert werden müssen. Der Sinneswandel kommt schon sehr plötzlich.
Ein weiteres Problem: Es mangelt an Spannung. Die eine oder andere brenzlige Situation gibt es natürlich schon. Aber die können nicht darüber hinwegtäuschen, wie sehr sich Der Tag, an dem die Erde stillstand im Mittelteil zieht. Das ist auch deshalb enttäuschend, weil auf dem Regiestuhl mit Scott Derrickson (Doctor Strange, Sinister) ein echter Horrorexperte Platz nahm. Aber es gelingt ihm nicht, das Bedrohliche dieser fremden Lebensform wirklich zu veranschaulichen. Seinerzeit konnte das noch durch die umfangreichen Spezialeffekte etwas kaschiert werden. Mit mehr als einem Jahrzehnt Abstand ist von der Faszination dieser Bilder aber nicht sehr viel übrig geblieben. Während das Original trotz der antiquierten Ausstattung und der veränderten Ausgangslage noch immer sehenswert ist, fällt einem bei der Neuinterpretation kein wirklicher Grund ein, warum man sich das anschauen müsste.
OT: „The Day the Earth Stood Still“
Land: USA
Jahr: 2008
Regie: Scott Derrickson
Drehbuch: David Scarpa
Vorlage: Edmund H. North, Harry Bates
Musik: Tyler Bates
Kamera: David Tattersall
Besetzung: Keanu Reeves, Jennifer Connelly, Jaden Smith, John Cleese, Jon Hamm, Kathy Bates
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