Zwei Jahre sind seit den Ereignissen in Frankreich vergangen und Jason Bourne (Matt Damon) es gelang, die CIA, seine einstigen Arbeitgeber, im Glauben zu lassen, er wäre tot. Mittlerweile hat er sich mit Marie (Franka Potente) in Goa, Indien niedergelassen, einer Zuflucht für Weltenbummler und Auswanderer, in welcher die beiden nicht weiter auffallen. Doch eines Tages taucht ein unbekannter Attentäter (Karl Urban) auf, mit dem Befehl Bourne zu liquidieren. Dieser macht sich anschließend auf die Suche nach den Arbeitgebern, den Leitern von Treadstone, jenem geheimen Bund, die ihn einst zum Killer ausbildeten. Seine erste Station ist dabei Italien, wo er herausfindet, dass er Teil einer Verschwörung ist, wobei ihm die Schuld am Tod mehrerer CIA-Agenten in Berlin gegeben wird, einem Einsatz, den CIA-Agentin Pamela Landy (Joan Allen) leitete, die nun Bourne ins Visier genommen hat. Auch der einstige Leiter von Treadstone, Ward Abbott (Brian Cox), steht abermals im Zentrum der Aufmerksamkeit, verspricht sich Landy von diesem einen Weg, Bournes nächstes Manöver vorherzusagen.
Ein Pfad der Sühne
Nach dem großen kritischen wie auch kommerziellen Erfolg von Die Bourne Identität, sollte es nicht lange dauern, bis es Pläne gab, für eine Fortsetzung, besonders nach dem eher offenen Ende des ersten Teiles. Dieses Mal wurde mit dem Briten Paul Greengrass ein Regisseur verpflichtet, der den Produzenten vor allem wegen seines originellen ästhetischen Ansatzes aufgefallen war, welchen er schließlich auch in Die Bourne Verschwörung übernahm und, ähnlich wie der erste Teil, einer Art Vorreiterfunktion einnahm, tauchte er doch in vielen anderen Actionfilmen der nächsten Jahre wieder auf.
In einem Interview begründet Produzent Frank Marshall die Idee für das Sequel mit der Idee, dass es darum gehe, Jasons Weg weiterzuverfolgen, hat dieser doch sehr viel in seiner Vergangenheit getan, auf das er nicht stolz ist und was er bereut. Entsprechend gebrochen finden wir die Figur als Zuschauer vor, die eher wegläuft, anstatt sich ihren Erinnerungen zu stellen, wobei immer offen gelassen wird, ob es sich dabei tatsächlich um eine Begleiterscheinung der Amnesie aus dem ersten Teil handelt oder um einen emotionalen Unterdrückungsmechanismus. Nicht nur durch Tony Gilroys Drehbuch wird dieser Aspekt der Hauptfigur näher beleuchtet, sondern auch durch die abermals glaubwürdige Darstellung Matt Damons, der im zweiten Teil wahrscheinlich seine beste Leistung als Jason Bourne zeigt. Seine Taten in Frankreich und der Bruch mit der CIA warnen nur eine Atempause, haben aber keinesfalls die fatale Tendenz in seinem Leben aus dem Weg geräumt, alles zu vernichten und hinter sich zu lassen, was freilich durch die dramatischen ersten Minuten in Goa, Indien nochmals betont wird.
Kollateralschäden
Auch wenn sich die Handlung an Robert Ludlums Die Borowski-Herrschaft anlehnt, ist Die Bourne Verschwörung, wie auch der Vorgänger, nicht nur in der Moderne des Jahres 2004 verankert, sondern kann als Spiegel der Post-09/11 Ära gesehen werden. Ging es in Die Bourne Identität noch um das Finden der Identität, des Ichs und damit eines Schlüssels zu Vergangenheit, ist die Fortsetzung eine Geschichte über den schweren Umgang mit diesem Erbe sowie der Verantwortung, die ein Einzelner wie auch eine Institution trägt. Allein die Wahl Berlins als Haupthandlungsort zeigt jene Verwurzelung in die alten Ost-West-Konflikte, welche das Fundament für jene Grabenkriege der Neuzeit gelegt haben. Figuren wie der von Brian Cox gespielte Abbott stellen jene Tendenzen der Vertuschung dar, jene Machtmenschen, die sich hinter Euphemismen wie „Kollateralschäden“ verstecken und den Status Quo halten wollen.
Das Fragmentarische und Unübersichtliche spiegelt sich auch in der ästhetischen Herangehensweise des Filmes wider. Verfolgungsjagden und Kampfszenen sind wahre „Schnitt-Spektakel“, bei denen der Zuschauer immer wieder den Überblick verliert, welche aber gleichzeitig das Physische der Handlungen betonen. Generell wirkt Greengrass’ Film wie einer, der niemals richtig zur Ruhe kommt, der seine Figuren nur beim Laufen oder Rennen zeigt sowie die Welt, welche sie umgibt, die ebenfalls einem ständigen Wandel begriffen ist.
OT: „The Bourne Supremacy“
Land: USA, Deutschland
Jahr: 2004
Regie: Paul Greengrass
Drehbuch: Tony Gilroy
Vorlage: Robert Ludlum
Musik: John Powell
Kamera: Oliver Wood
Besetzung: Matt Damon, Franka Potente, Brian Cox, Joan Allen, Karl Urban, Julia Stiles, Gabriel Mann
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