Encounter Der Feind in dir Amazon Prime Video
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Encounter – Der Feind in dir

Inhalt / Kritik

Encounter Der Feind in dir Amazon Prime Video
„Encounter – Der Feind in dir“ // Deutschland-Start: 10. Dezember 2021 (Amazon Prime Video)

Die beiden Brüder Jay (Lucian-River Chauhan) und Bobby (Aditya Geddada) können ihren Augen kaum glauben, als mitten in der Nacht Malik (Riz Ahmed) vor ihnen steht. Jahre haben sie inzwischen ihren Vater schon nicht mehr gesehen, sie leben ausschließlich bei ihrer Mutter und deren neuen Partner. Umso größer ist die Freude, als sie ihn wiedersehen, zumal er ihnen ein großes Abenteuer verspricht. Dabei verrät er ihnen nicht, dass er sie in Wahrheit vor außerirdischen Parasiten beschützen möchte, welche die Menschen befallen haben. Während die drei auf dem Weg zu einer versteckten Militärbasis sind, wo sie sicher sein sollen, ist ihnen FBI-Agent Shepard West (Rory Cochrane) auf den Spuren. Und auch Hattie (Octavia Spencer), Maliks Bewährungshelferin, wird in die Geschichte hineingezogen …

Invasion aus dem Weltall

Es gehört zu den klassischen Motiven des Science-Fiction-Genres: Aliens erreichen die Erde und verfolgen dabei finstere Absichten, nur mit vereinten Kräften lassen sich die Invasoren wieder vertreiben. Das kann in Filmen und Serien die unterschiedlichsten Formen annehmen. Infiltration machte daraus kürzlich einen traditionellen Abwehrkampf. Der Tag, an dem die Erde stillstand nahm das Szenario, um der Menschheit einen nicht sehr schmeichelhaften Spiegel vorzuhalten und Gesellschaftskritik zu üben. Save Yourselves! wiederum nahm das Ganze mit Humor und verwandelt die Invasion in eine skurrile Komödie. Da sollte man eigentlich der Meinung sein, man hätte inzwischen alles schon gesehen. Doch der Amazon Prime Video Thriller Encounter – Der Feind in dir zeigt: Es geht auch noch anders.

Dabei darf einem der Einstieg noch vergleichsweise bekannt vorkommen. Zwar sind es hier mal keine Tentakelmonster oder Viecher mit messerscharfen Zähnen, mit denen sie die Menschen in Stücke reißen, sondern mikroskopisch kleine Wesen, welche die Menschen befallen und in Besitz nehmen. Aber solche Geschichten hat es ebenfalls immer mal wieder gegeben, etwa beim Klassiker Das Dorf der Verdammten. Außerdem ist in Zeiten einer unendlich erscheinenden Pandemie die Vorstellung eines unsichtbaren Feindes im Körper der Menschen vielleicht sogar die erschreckendere Variante. Encounter – Der Feind in dir zeigt, wie jeder betroffen sein kann und dabei langsam die Kontrolle verliert. Der Feind kommt eben nicht von außen, sondern von innen.

Freund oder Feind?

Regisseur und Co-Autor Michael Pearce, der schon bei Beast mit der Feind-Freund-Ungewissheit gespielt hat, verknüpft die Horrorvorstellung mit einem kräftigen Schuss Verschwörungstheorie. Schließlich weiß man hier nie genau, wer noch Mensch, wer schon Alien ist. Jede Begegnung unterwegs kann die letzte sein, man sieht zunächst niemandem an, wer infiziert ist. Das hört sich eigentlich ganz spannend an. Und doch ist Encounter – Der Feind in dir nicht ganz das, was man bei der Beschreibung erwarten konnte. Nur hin und wieder geraten die drei tatsächlich in brenzlige Situationen, bei denen die Gefahr spürbar wird, von der Malik die ganze Zeit spricht. Actionszenen sollte man hier besser nicht erwarten. Die sind recht rar gesät und zudem nicht übermäßig interessant.

Stattdessen legt der Thriller, der auf dem Telluride Film Festival 2021 Premiere feierte, den Schwerpunkt auf das Trio und das Verhältnis des Vaters zu seinen zwei Söhnen. Das klingt nicht übermäßig spannend, da Kinder in solchen Filmen meist recht billig eingeführte Elemente sind, um Geschichten mehr Relevanz zu verleihen. Der Protagonist braucht jemanden zum Beschützen und um sich profilieren zu können. Wer Kinder rettet, der ist ein Held, so die oft zynisch-berechnende Drehbuchkonvention. Nur lässt Encounter – Der Feind in dir genau daran Zweifel. Ist Malik ein Held? Ist er in der Lage, seine Kinder zu beschützen, oder geht von ihm eine Gefahr aus? Denn auch wenn er dank seiner Kriegserfahrung mit Ausnahmesituationen vertraut ist, sonderlich kompetent wirkt er nicht.

Originell verpacktes Drama

Sehenswert ist das in erster Linie für Riz Ahmed (Sound of Metal), dessen Malik vor den Augen des Publikums und seiner Kinder immer weiter auseinanderbricht. Je mehr er versucht, gegen die Alien-Invasion anzukommen, umso schlimmer macht er alles. Für Octavia Spencer, der zweite groß beworbene Star des Films, braucht hingegen niemand einzuschalten. Ihr Talent wurde an eine kaum genutzte Figur verschwendet. Ebenfalls enttäuschend wird für viele das Ende sein, wenn klar wird, dass der Film gar nicht der Science-Fiction-Thriller ist, als der er verkauft wurde. Stattdessen handelt es sich bei Encounter – Der Feind in dir vielmehr um ein Drama, welches von menschlichen Brüchen handelt, sich dafür aber billiger Tricks bedient. Die Idee an sich ist originell, spielt mit den Konventionen solcher Geschichten. An dem Ergebnis werden sich aber sicherlich die Geister scheiden. Da dürfte es einige geben, die sich im Nachhinein betrogen fühlen.

Credits

OT: „Encounter“
Land: USA, UK
Jahr: 2021
Regie: Michael Pearce
Drehbuch: Michael Pearce, Joe Barton
Musik: Jed Kurzel
Kamera: Sôhei Tanikawa
Besetzung: Riz Ahmed, Octavia Spencer, Janina Gavankar, Rory Cochrane, Lucian-River Chauhan, Aditya Geddada

Bilder

Trailer

Filmfeste

Telluride Film Festival 2021
Toronto International Film Festival 2021

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In „Encounter – Der Feind in dir“ will ein Vater seine beiden Kinder vor einer Alien-Invasion schützen und dafür in eine versteckte Militär-Basis bringen. Das beginnt als klassischer Science-Fiction-Thriller mit Verschwörungselementen, ist letztendlich aber doch mehr an einem menschlichen Drama interessiert. Das ist originell, aber auch irgendwie billig und wird mit Sicherheit einige vor den Kopf stoßen.
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