Ein bisschen Ruhe täte der Familie ganz gut. So dachte sich zumindest Gerald Bundschuh (Axel Milberg), als er vor den Toren Berlins ein altes Gutshaus ersteigert. Bei dem muss zwar ein bisschen was gemacht werden, außerdem gibt es die Auflagen des Denkmalschutzes. Aber nichts, was sich nicht regeln ließe. Während seine Frau Gundula (Andrea Sawatzki) alles dafür tut, um alles möglichst schön und regelkonform wieder herzurichten, kommt von den anderen nicht sonderlich viel Unterstützung. Für Sohn Matz (Levis Kachel) ist das Haus ein energetischer Alptraum. Gundulas Bruder Hadi Schultze (Stephan Grossmann) und seine Frau Rose (Eva Löbau) drücken sich davor, sich an den Kosten zu beteiligen. Geralds Mutter Susanne (Judy Winter) hat sowieso kein Geld. Was mit Ilse (Thekla Carola Wied) ist, der Mutter von Gundula und Hadi, weiß ohnehin niemand. Und dann wäre da noch Hella von Sternberg (Leslie Malton), die ortsansässige Denkmalschützerin, die ständig für Ärger sorgt …
Das verlässliche Chaos
Mit ihren Geschichten zur Chaosfamilie Bundschuh hat sich die durch ihre zahlreichen TV-Produktionen eigentlich nicht gerade wenig beschäftigte Andrea Sawatzki ein verlässliches zweites Standbein aufgebaut. Mehrere Bücher hat das Multitalent dazu geschrieben, inzwischen kommt jedes Jahr ein neuer Film mit ihnen heraus. Nachdem letztes Jahr bei Familie Bundschuh im Weihnachtschaos mangels literarischer Vorlage erstmals eine Originalgeschichte erzählt wurde, gibt es mit Familie Bundschuh: Woanders ist es auch nicht ruhiger nun wieder „richtigen“ Nachschub. Erst im März erschien der neue Roman von Sawatzki. Ein dreiviertel Jahr später folgt bereits die Verfilmung, der nunmehr sechste Teil der ZDF-Reihe.
Am Grundprinzip hat sich natürlich nichts geändert. Die Geschichten sind immer ähnlich aufgebaut und handeln in erster Linie davon, wie sich die einzelnen Familienmitglieder gegenseitig auf die Nerven gehen und das Leben zur Hölle machen – mal bewusst, mal weniger. Lediglich der Aufhänger für das Chaos ändert sich. Nachdem bei den vorangegangenen Teilen immer wieder gern genommene herangezogene Situationen wie ein Urlaub oder Weihnachten im Mittelpunkt stehen, da ist es dieses Mal bei Familie Bundschuh: Woanders ist es auch nicht ruhiger der Umzug. Das ist ein durchaus passender Anlass, schon unter normalen Umständen kann so etwas sehr nervenaufreibend sein. Und wie wir alle wissen: Bei den Bundschuhs und den Schultzes ist eigentlich niemand normal.
Konflikte in jedem Zimmer
Ein großer Teil des Spaßes besteht dann auch darin, wie diese einzelnen beekloppten Familienmitglieder aufeinander losgelassen werden. Dass sie in Familie Bundschuh: Woanders ist es auch nicht ruhiger nun auch noch dazu gezwungen werden, sich ein gemeinsames Zuhause zu teilen, verstärkt diesen Konflikt noch. Das Anwesen ist zwar so weitläufig, dass sich prinzipiell alle aus dem Weg gehen könnten. Durch die Renovierungsarbeiten und den finanziellen Druck sind sie dann aber doch alle gezwungen, irgendwie miteinander klarzukommen. Eigentlich müssen sie sogar zusammenarbeiten, was aber erwartungsgemäß zunächst nicht wirklich funktioniert. Erst mit der Zeit dürfen sie lernen, an einem Strang zu ziehen. Oder zumindest, was in dieser Familie als Strang zählt.
Wer die bisherigen Filme um die Truppe mochte, fühlt sich dabei selbst schnell zu Hause. Logisch, es wurde ja auch nicht viel geändert, eine richtige Entwicklung ist bei der Familie nicht mehr zu erwarten. Kleinere Ermüdungserscheinungen bleiben dabei nicht aus, richtig abwechslungsreich ist der Humor in Familie Bundschuh: Woanders ist es auch nicht ruhiger nicht. Zumindest in der ersten Hälfte sind aber genügend witzige Einfälle dabei, weshalb das Wiedersehen durchaus Freude macht. Wer bislang noch keinen Kontakt zu den Figuren hatte, kann übrigens direkt hier einsteigen. Anfangs mag es ein wenig unübersichtlich sein, wer da mit wem wie verwandt ist. Der Film setzt da ganz offensichtlich auf ein bereits erfahrenes Publikum. Das meiste erschließt sich aber auch so nach einer Weile, wirkliche Vorkenntnisse braucht es nicht. Zudem sind bei aller lustvoller Übertreibung und Überzeichnung einige der gezeigten Konflikte so universell, dass man sich selbst in dem Chaos wiederfinden kann.
OT: „Familie Bundschuh: Woanders ist es auch nicht ruhiger“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Thomas Nennstiel
Drehbuch: Stefan Kuhlmann
Vorlage: Andrea Sawatzki
Musik: Jacki Engelken
Kamera: Nicolay Gutscher
Besetzung: Andrea Sawatzki, Axel Milberg, Levis Kachel, Thekla Carola Wied, Judy Winter, Stephan Grossmann, Eva Löbau, Uwe Ochsenknecht, Leslie Malton
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