Harald Naegeli Der Sprayer von Zuerich
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Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich

Inhalt / Kritik

Harald Naegeli Der Sprayer von Zuerich
„Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich“ // Deutschland-Start: 2. Dezember 2021 (Kino)

Es liegt in der Natur der Kunst, dass sie gleichzeitig im Auge des Betrachters oder der Betrachterin liegt. Was für die einen eine inspirierende Offenbarung darstellt, ist für andere nichtssagend oder vielleicht sogar ein Ärgernis. Kürzlich machte sich Das Schwarze Quadrat genüsslich darüber lustig, indem das gleichnamige Gemälde zum Inhalt einer absurden Fälschungsaktion wurde. Mit Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich folgt nun ein weiteres Beispiel dafür, dass es da sehr unterschiedliche Ansichten zu einem Werk geben. Ansichten, die mit entsprechenden Folgen einhergehen. Denn während der titelgebende Schweizer Sprayer von den einen verehrt wird, rümpften die Verantwortlichen seiner Heimatstadt die Nase. Manche seiner Kollegen und Kolleginnen enden in Galerie. Naegeli selbst im Knast.

Ist das Kunst oder kann das weg?

Das erklärt er in der ihm gewidmeten Dokumentation Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich mit einer Mischung aus Belustigung und Empörung. Zwar spielt er diese Erfahrung herunter, verspottet seine Ankläger, auch wegen der rechtlich nicht ganz eindeutig geklärten Frage: Fällt die oberflächliche Veränderung eines Objekts schon unter Sachbeschädigung? Doch die Art und Weise, wie er argumentiert, verrät recht eindeutig seine Verärgerung. Und diese Verärgerung drückt er auch dadurch aus, dass er einfach weitermacht. Tatsächlich ist nie ganz klar, wie viel von seiner Kunst aus einem künstlerischen Antrieb entsteht und wie viel davon einfach Provokation sein soll.

Regisseurin Nathalie David, die den streitbaren Graffiti-Künstler begleitet hat, macht dabei aus ihrer Sympathie für den inzwischen über 80 Jahre alten Mann kein Geheimnis. Die interessanten Fragen, die ihr Film aufwirft – was macht ein Bild zur Kunst? – werden nicht beantwortet. Wieso werden die einen für Graffitis gefeiert, die anderen verfolgt? Wo zieht man da die Grenze? Solche Grundsatzdiskussionen werden in Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich nicht geführt. Gegenpositionen wird kein Platz eingeräumt, da ist niemand, der sich den Aussagen Naegelis entgegenstellen würde. Seine Gegner bleiben anonyme Nichtsversteher, die sich hinter Paragrafen verstecken, die aber auch von dem Film dahinter versteckt werden. Die Dokumentation ist Aussage, kein Diskurs.

Zwischen Witz und Trotz

Wer sich von Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich neue Erkenntnisse zum Thema erhofft, der geht also eher leer aus. Sehenswert ist der Dokumentarfilm, der auf dem Zurich Film Festival 2021 Weltpremiere feierte, dafür aber als Porträt eines ungewöhnlichen Mannes. Es macht Spaß ihm dabei zuzuhören, wie er die Welt um sich herum kommentiert und selbst im hohen Alter keine Angst davor hat irgendwo anzuecken. Das Publikum lernt hier einen Freigeist kennen, der mit Humor, Scharfsinn und einer gehörigen Portion genussvoller Aufmüpfigkeit den Menschen begegnet. Ein Mann, der selbst im Angesicht seines eigenen nähernden Todes nicht seinen Witz verliert, sondern diesen trotzig auf die Wände sprüht.

Das Ergebnis dieses letzten Protests – eine Art tanzender Sensenmann – wird dabei ebenso wie viele andere seiner Werke im Film festgehalten. Wer bislang noch gar nichts von dem Schweizer kannte, der viele Jahre im Düsseldorfer Exil lebte, bekommt in Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich viel Anschauungsmaterial. Und auch dieses trägt dazu bei, dass der Dokumentarfilm sehenswert ist. Unabhängig davon, wie man dem Thema Graffiti gegenübersteht, sind seine flüchtigen Figuren, die sich an allen möglichen Stellen wiederfinden, lebendige Beispiele eines verspielten Geistes, der sich von niemandem einfangen lassen will. Umso schöner ist, dass auf diese Weise einige der Gedanken und Werke festgehalten werden konnten, die vielleicht morgen schon nicht mehr da sein werden.

Credits

OT: „Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich“
Land: Schweiz, Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Nathalie David
Drehbuch: Nathalie David
Musik: Andrina Bollinger
Kamera: Adrian Stähli, Nathalie David, Steffen Bohn

Bilder

Trailer

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„Harald Naegeli – Der Sprayer von Zürich“ begleitet den gleichnamigen Graffiti-Künstler, während dieser munter von seinem künstlerischen Werdegang und den vielen Streitereien mit Behörden berichtet. Das ist nicht nur wegen seiner originellen Werke sehenswert, auch er selbst trägt viel dazu bei, dass die Dokumentation gelungen ist. Eine tatsächliche Auseinandersetzung zu diversen angestoßenen Themen findet aber nicht statt.
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