Klatschreporter Ludo (Til Schweiger) platzt auf ungünstigste Weise in die Hochzeit von Wladimir Klitschko und Yvonne Catterfeld (jeweils sie selbst), was damit endet, dass er zu 300 Stunden Sozialdienst verurteilt wird. Diese muss er in einer Kindertagesstätte ableisten, welche der Leitung von Anna (Nora Tschirner) untersteht. Zu Ludos Pech sind die zwei alte Bekannte, in der Schule hatte er die Außenseiterin mit übergroßer Zahnspange immer gemobbt. Da die alten Wunden noch nicht verheilt sind, entschließt sie sich dazu, ihm das Leben zur Hölle zu machen. Was ihr eventuell leichter fiele, würde sie nicht anfangen, Gefühle für den eitlen Macho zu entwickeln …
Zwischen Sex und Vulgarität
Schlechte Filme bleiben meist deshalb in Erinnerung, weil sie schlecht sind. Genauer gesagt bleibt nach einer Weile vorwiegend in Erinnerung, dass sie schlecht sind, konkrete Szenen oder Handlungsverläufe sind dann gar nicht mehr so unbedingt präsent. Dieses Gefühl verstärkt sich mit der Zeit; werden solche schlechten Filme nach einer gewissen Karenz erneut rezipiert, kann es oft zu positiven Überraschungen kommen. Ob es bei Keinohrhasen nun daran liegt, den Film seit fast vierzehn Jahren nicht mehr gesehen zu haben oder ob die deutsche Filmlandschaft mittlerweile in noch desolaterem Zustand ist als damals (nicht ohne Mitschuld von Regisseur Til Schweiger) und im Vergleich dazu alles besser wirkt, lässt sich kaum beurteilen. Der Grund kann dahingestellt bleiben, Keinohrhasen ist aber lange nicht so übel wie manch einer ihn eingeschätzt haben mag.
Das heißt natürlich noch lange nicht, dass er gut ist. Die FSK versah Keinohrhasen zu Beginn mit einer Freigabe ab sechs Jahren, wenige Wochen nach Veröffentlichung wurde diese jedoch auf zwölf Jahre angehoben. Manchen mag auch dies noch zu kulant erscheinen, denn die Sexszenen sowie anzüglichen und vulgären Dialoge, welche zwar nicht unbedingt den Hauptteil des Films ausmachen, aber doch immer wieder in zu hoher Frequenz störend intervenieren, möchte vielleicht nicht jeder seinen Zöglingen im Schutzalter zumuten – es darf auch nicht vergessen werden, dass FSK 12 nicht nur freigegeben ab zwölf Jahren bedeutet, sondern darüber hinaus auch die Freigabe ab sechs Jahren beinhaltet, vorausgesetzt, ein personensorgeberechtigter Erwachsener ist bei der Sichtung anwesend (eine Regelung, die auf die Freigabe von Harry Potter und die Kammer des Schreckens im Jahre 2002 zurückgeht und 2003 implementiert wurde). Schweiger selbst, welcher ja nun eher selten einer Meinung mit Filmkritikern ist, was bei manchen den Eindruck erwecken könnte, es mit einem Sturkopf zu tun zu haben, begrüßte die nachträgliche Änderung, was ihm anzurechnen ist.
Sympathisch, aber wenig originell
Werden die Zoten, einige halbgaren Witzchen und manche selbstdarstellerische Szenen außer Acht gelassen, bleibt eigentlich eine recht sympathische, wenn auch etwas zu konstruierte und unoriginelle Geschichte übrig. Während Schweigers Regiedebüt Der Eisbär von 1998 ein solides Werk war, bei welchem es vornehmlich um den Film ging, scheint Keinohrhasen, seine dritte (oder vierte, je nach Zählweise) Regiearbeit, mitunter eine eher zentrovertierte Handschrift aufzuweisen. Nicht nur brachte er seine vier Kinder im Cast unter, sondern präsentiert selbst auch noch nackte Tatsachen. Es ist nichts verwerflich daran, den eigenen Nachwuchs zu involvieren, um ihm einen Start zu ermöglichen, gerade im Filmgeschäft, in welchem das Meiste sowieso über Beziehungen läuft. Ob das jedoch wirklich in einem Film sein muss, in dem der Vater blankzieht … Aber Schweiger spielt sich nicht durchgehend in den Vordergrund, sondern teilt den Bildschirm auch gerne mit einigen Kollegen. Jürgen Vogel spielt sich selbst, Matthias Schweighöfer (ironischerweise, wenn auch nicht ganz klar ist, ob absichtlich oder unfreiwillig) einen kleinen Mitläufer im Schatten Schweigers, im weiteren Cast befinden sich etwa Armin Rhode oder Rick Kavanian und nicht zuletzt überzeugt Nora Tschirner in der weiblichen Hauptrolle.
OT: „Keinohrhasen“
Land: Deutschland
Jahr: 2007
Regie: Til Schweiger
Drehbuch: Til Schweiger, Anika Decker
Musik: Stefan Hansen, Dirk Reichardt, Mirko Schaffer
Kamera: Christof Wahl
Besetzung: Til Schweiger, Nora Tschirner, Matthias Schweighöfer, Alwara Höfels, Jürgen Vogel, Rick Kavanian, Armin Rohde, Wolfgang Stumph, Christian Tramitz
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