Als Tänzerin verfügt Marquise Thérèse de Gorla (Sophie Marceau) ohne Zweifel über jede Menge Talent, wie sie auf dem Marktplatz von Lyon zu demonstrieren weiß. Dabei träumt sie eigentlich von einer Karriere als Schauspielerin. Tatsächlich scheint sich dieser Traum zu erfüllen, als sie eines Tages vom berühmten Autor Molière (Bernard Giraudeau) entdeckt wird, der sie in sein Theaterensemble aufnehmen will. Tatsächlich setzt sie nach einem holprigen Auftakt durch, dass sie in dem Stück Andromaque des jungen Racine (Lambert Wilson) die Hauptrolle übernehmen wird. Doch der Weg zum Ruhm ist steinig, nicht zuletzt weil andere wenig begeistert sind von dem Neuzugang. Und auch auf dem Höhepunkt ihres Triumphes hat die Künstlerin mit Rückschlägen zu kämpfen …
Die Fesseln einer patriarchischen Welt
Auf den ersten Blick könnten Sophie Marceau (Chouans! – Revolution und Leidenschaft, Ein Augenblick Liebe) und die von ihr verkörperte Marquise unterschiedlicher nicht sein. Während die französische Schauspielerin schon mit ihrem ersten Film La Boum den Durchbruch feierte, sie war seinerzeit erst 14 Jahre alt, erzählt Marquise – Gefährliche Intrige von einer Frau, die ihr Leben lang darum kämpfen musste, von anderen als Künstlerin ernstgenommen zu werden. Wenn wir sie kennenlernen, ist sie gerade beim Tanzen auf dem Marktplatz, wo sie die gierigen Blicke der Männer auf sich zieht. Und auch sonst wird sie oft auf ihren Körper und ihr Aussehen reduziert. Dass Molière sie lediglich tanzen lassen will, ihr aber keine Sprechrolle zugesteht, verdeutlicht ihre Position in einer von Männern dominierten Welt: Sie selbst hat nichts zu sagen, darf allenfalls unterhalten.
Das wird nicht so bleiben, im Laufe des Films gelingt es ihr, die Fesseln des Patriarchats abzulegen und sich zu behaupten. Um einen Wohlfühlfilm handelt es sich bei Marquise – Gefährliche Intrige, alternativ als Marquise – Die Rolle ihres Lebens bekannt, aber nicht. Auch wenn sich das Szenario nach einer dieser Geschichten anhört, in denen es Underdogs der Welt zeigen und über sich hinauswachsen – das Rocky Prinzip –, so ist der Film doch weit davon entfernt. Das fängt schon damit an, dass Regisseurin und Co-Autorin Véra Belmont ihrer Heldin nur einen Durchbruch zugesteht, der über Männer führt. Erst bringt sie Gros-René (Patrick Timsit) dem Traum näher. Später ist es Molière. Am Ende wird Racine sie in seinem Stück unterbringen. Thérèse bleibt damit immer eine Künstlerin, die von der Gnade der Männer abhängig ist.
Zwischen Kunst und Prostitution
Ein weiterer Punkt ist, dass sie ihren Körper unentwegt einsetzt, um an ihr Ziel zu kommen. Die Grenzen zwischen Tanz, Schauspiel und Prostitution verschwimmen, während sie die größte Waffe einsetzt, die ihr mitgegeben wurde: ihr Aussehen. Daraus hätte man vermutlich ein großes Drama machen können zu dem Thema, wie Kunst und Selbstverkauf zusammenhängen. Oder zumindest dazu, dass Frauen und Männer hier in einem ungleichen Wettstreit agieren. Ganz so weit wollte Belmont dann aber wohl doch nicht gehen. Marquise – Gefährliche Intrige bleibt stark an der Protagonistin kleben, anstatt irgendwann den Blick zu weiten und nach einer universelleren Geschichte zu suchen. Es kristallisiert sich nie eine wirkliche Aussage heraus.
Sehenswert ist das Drama aber schon. Zum einen gibt es – wie bei solchen Historien-Kostümfilmen üblich – einiges zu sehen, wenn uns Belmont auf eine Reise ins 17. Jahrhundert mitnimmt und dabei einige Schichten abtanzt. Aber auch Marceau darf in der tragischen Rolle einer Frau, die sich nach Anerkennung sehnt, zeigen, dass sie mehr ist als ein hübsches Gesicht. Am Ende wird daraus nicht so viel Kapital geschlagen, wie möglich gewesen wäre. Marquise – Gefährliche Intrige erzählt zwar eine im Grunde sehr traurige Geschichte, die dafür gemacht ist, das Publikum durch die Mangel zu nehmen. Irgendwie hält sich der Film aber zu lange mit anderen Themen auf und bleibt damit letztendlich unter seinen Möglichkeiten.
OT: „Marquise“
AT: „Marquise – Die Rolle ihres Lebens“
Land: Frankreich, Italien, Schweiz
Jahr: 1997
Regie: Véra Belmont
Drehbuch: Jean-François Josselin, Véra Belmont, Marcel Beaulieu
Musik: Jordi Savall
Kamera: Jean-Marie Dreujou
Besetzung: Sophie Marceau, Bernard Giraudeau, Lambert Wilson, Patrick Timsit, Thierry Lhermitte, Anémone, Georges Wilson
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