Folk med ångest Menschen in Angst Anxious Man Netflix
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Menschen in Angst

Inhalt / Kritik

Folk med ångest Menschen in Angst Anxious Man Netflix
„Menschen in Angst“ // Deutschland-Start: 29. Dezember 2021 (Netflix)

Es hätte eine ganz normale Wohnungsbesichtigung sein sollen, so wie Wohnungsbesichtigungen eben sein sollen. Doch es kam anders. Erst geht ein Banküberfall so richtig in die Hose, weil es in dem Geldinstitut alles gibt nur kein Bargeld. Und dann werden die Männer und Frauen in der Wohnung auch noch als Geiseln genommen. Aber auch für Jim (Dan Ekborg) und seinen Sohn Jack (Alfred Svensson), die beide bei der Polizei arbeiten, läuft der Tag nicht so prickelnd. Denn als sie dort ankommen, ist vom Bankräuber keine Spur zu finden. Also machen sie sich an die Arbeit, die diversen Geiseln zu befragen, schließlich muss jemand doch wissen, was da gelaufen ist und wer der Täter war. Aber je mehr die beiden nachhaken, umso weniger wissen sie, denn schon bald verheddern sich alle in Widersprüchen …

Wahrheitssuche jenseits von Genregrenzen

Mit seinen Romanen über Leute, die an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen oder anderweitig alles noch einmal hinterfragen, ist Fredrik Backman zu einem Phänomen geworden. Weltweit sind seine Romane gefragt. Aber auch Filmfans könnten seine Geschichten kennen, Ein Mann namens Ove und Britt-Marie war hier liefen jeweils bei uns im Kino. Nun startet der nächste Versuch, den schwedischen Autor zu noch größerem Ruhm verfehlen. Dieses Mal erfolgt die Adaption in Form der Netflix-Serie Menschen in Angst. Wer mit dem Titel nichts anfangen kann: Sie basiert auf dem neuesten Buch Eine ganz dumme Idee, das für die hiesige Veröffentlichung aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen umbenannt wurde. Das wiederum hat offensichtlich der Streamingdienst nicht mitbekommen, weswegen der schwedische Originaltitel Folk med ångest wörtlich übersetzt wurde.

Dem Netflix-Publikum kann dies prinzipiell alles egal sein, fürs Vergnügen ist das nicht notwendig. Aber dieses Wirrwarr passt doch irgendwie sehr gut zu einer Serie, bei der vieles nicht so ist, wie es erscheint. Das erste „Problem“ bei Menschen in Angst: Man kann hier gar nicht so genau sagen, was das eigentlich für ein Genre sein soll. Schon bei den sonstigen Geschichten Beckmans wurde ständig zwischen Komödie und Drama geschwankt. Da konnten völlig absurde Situationen auf herzerweichende treffen, vor allem zum Ende hin packt der Autor gerne mal emotionale Tiefschläge aus. Dieses Erfolgsrezept wird hier noch um Elemente des Krimis erweitert. Denn auch wenn klar ist, dass da jemand eine Bank ausrauben wollte und anschließend zum Geiselnehmer wurde, bleibt doch die Frage: Und wer war das jetzt?

Der Mensch am Ende des Labyrinths

Wenn Jim und Jack eben diese Frage beantworten wollen, dann geht das mit den genreüblichen Ermittlungen einher. Und wie beim regulären Krimi auch werden beim Fragen und Suchen und Grübeln Teile der Vergangenheit sichtbar, die vorher versteckt waren. Wo aber beim klassischen Whodunnit das Ziel lautet, durch die Enthüllungen dem Täter oder der Täterin näherzukommen, da überwiegt bei Menschen in Angst der menschliche Faktor. Wir erfahren mehr über die Figuren, ob nun Polizist, Geisel oder sonstiges. Die Erkenntnis der Serie lautet nicht, wer es gewesen ist, auch wenn diese Antwort am Ende vorliegt. Wichtiger ist: Wer sind die Leute? Was macht sie aus? Was sind ihre Geschichten? Beckman hat zwar ein durchaus interessantes Rätselkonstrukt angelegt, welches nicht nur das Vater-Sohn-Gespann beschäftigt. Doch in dessen Zentrum wartet das Persönliche, nicht das Kriminologische.

Das ist teilweise schön, teilweise traurig, zwischendurch auch witzig. Menschen in Angst versammelt da diverse skurrile Gestalten, die durchs Leben stolpern und sich gegenseitig zu Fall bringen. Oder eben sich gegenseitig stützen: Wie bei anderen Geschichten von Beckman ist auch diese hier mit dem Appell verbunden, füreinander da zu sein, ob nun enge Vertraute oder völlig Fremde. Tatsächlich ist das hier so warmherzig, dass die Serie auch gut zur Weihnachtszeit gepasst hätte, anstatt sie erst kurz danach zu veröffentlichen. So oder so ist die schwedische Produktion nach einer Reihe enttäuschender Veröffentlichungen auf Netflix mal wieder ein kleiner Lichtblick, und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Die Tätersuche ist wie eine schöne warme Umarmung, nachdem zuvor irgendwie alles schief gegangen ist. Nur dass diese hier originell verpackt wurde und man lange Zeit gar nicht so genau weiß, was man da vor sich hat.

Credits

OT: „Folk med ångest“
IT: „Anxious Man“
Land: Schweden
Jahr: 2021
Regie: Felix Herngren
Vorlage: Fredrik Backman
Musik: Adam Nordén
Besetzung: Dan Ekborg, Alfred Svensson, Marika Lagercrantz, Leif Andrée, Anna Granath, Per Andersson, Lottie Ejebrant, Carla Sehn, Petrina Solange, Sofia Ledarp, Sascha Zacharias

Bilder

Trailer

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Wenn in „Menschen in Angst“ ein Vater-Sohn-Polizistengespann einen Bankräuber und Geiselnehmer sucht, dann entspricht das formal einem Krimi. Doch dieser wird mit skurril-komischen sowie tragisch-emotionalen Elementen verbunden. Am Ende das Labyrinths wartet dann zwar auch eine Antwort auf die anfangs gestellte Frage. Vor allem wartet dort aber eine dicke Portion Menschlichkeit.
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