The Host Seelen
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Seelen

Inhalt / Kritik

The Host Seelen
„Seelen“ // Deutschland-Start: 13. Juni 2013 (Kino) // 12. November 2013 (DVD/Blu-ray)

Nicht mehr lange, dann ist von der Menschheit nicht mehr geblieben als eine Hülle. Grund hierfür sind außerirdische Parasiten, welche durchs Weltall reisen und die Körper fremder Wesen und damit die Kontrolle über den Planeten übernehmen. Nun ist die Erde an der Reihe, die meisten Menschen sind bereits befallen. Auch Melanie (Saoirse Ronan), die im Widerstand gegen die Aggressoren kämpft, ist nun in der Hand des Feindes. Eine Seele namens Wanderer hat Besitz von ihr ergriffen und soll im Auftrag einer sogenannten Sucherin (Diane Kruger) die Mitstreiter ausfindig machen. Doch Melanie will sich nicht ohne weiteres aus ihrem eigenen Körper verdrängen lassen. Stattdessen kommen sich die zwei durch Gespräche näher und fliehen kurze Zeit später gemeinsam. Das Ziel: Melanies Freund Jared (Max Irons), ihren Bruder Jamie (Chandler Canterbury) und ihren Onkel Jeb (William Hurt) zu finden, die ebenfalls der Widerstandsgruppe angehören …

Eine Enttäuschung für alle

Nach dem obszön großen Erfolg der Romanreihe Twilight und den darauf basierenden Verfilmungen war es nur eine Frage der Zeit, bis Hollywood sich auch der anderen Werke von Stephenie Meyer annehmen würde, in der Hoffnung, diesen Erfolg wiederholen zu können. Am Ende kam es anders. Seelen enttäuschte an den Kinokassen, ins Auge gefasste Fortsetzungen waren bereits tot, noch bevor sie konkret werden konnten. Die Kritiken ließen sowieso kein gutes Haar an dem Film, der Mix aus Science-Fiction und Romanze wurde böse abgestraft. Es ist nicht einmal so, dass die Geschichte rund um Parasiten und die Suche nach Liebe beim spärlichen Publikum gut ankam. Die Reaktionen der Kinobesucher und Kinobesucherinnen waren mehr als bescheiden, kaum jemand konnte sich für die Adaption erwärmen.

Dabei hat Seelen durchaus etwas zu bieten, mehr als es die zum Teil vernichtenden Kritiken vermuten lassen. Da wäre vor allem natürlich Hauptdarstellerin Saoirse Ronan (Lady Bird, Little Women), eine der talentiertesten und wandelbarsten Schauspielerinnen ihrer Generation. Diese Fähigkeit darf sie auch hier unter Beweis stellen. Und das sogar doppelt: Da sie zwei Figuren innerhalb desselben Körpers darstellen muss, ist besonders viel Fingerspitzengefühl vonnöten. Schließlich muss das Publikum zu jeder Zeit sehen, welche der beiden Persönlichkeit gerade die Oberhand hat, ohne dass dies von außen sichtbar gemacht werden kann – der Körper bleibt nun einmal gleich. Ronan wird dieser Aufgabe auch gerecht, schafft es nicht nur, die zwei zu differenzieren, sondern sie sich auch mit der Zeit annähern zu lassen.

Dualität der Gefühle

Das Problem ist vielmehr die Geschichte an sich. Grundsätzlich ist die Idee, zwei Seelen innerhalb eines Körpers miteinander kämpfen zu lassen, ein immer wieder gern verwendetes Motiv – von Doktor Jekyll und Mr. Hyde bis zu Venom, wo der Wettstreit zu jeder Menge komischer Szenen führt. Es ist auch ein sehr flexibel zu verwendendes Element. Bei Seelen wird dies beispielsweise für Fragen der Moral genutzt, wenn der Parasit erstmals in seinem Leben darüber nachgrübeln muss, ob diese Besitznahme gerechtfertigt ist oder nicht. Schließlich bedeutet der durch die Auslöschung des menschlichen Bewusstseins erkaufte Frieden auch Verlust von all dem, was die Menschen ausmacht. Gerade das individuelle Element geht hierbei verloren.

So richtig vertieft wird dieser Gedankengang aber nicht, da gleichzeitig noch viel Herzschmerz rein muss – es handelt sich letztendlich immer noch um eine Geschichte von Meyer. Die Idee des seltsamen Liebeskonstruktes in Seelen ist interessant, wenn sich gleich zwei Männer in denselben weiblichen Körper verlieben, aber in verschiedene darin wohnende Seelen. Als Gedankenspiel ist das reizvoll. Das Ergebnis ist es nicht. Im Film wird daraus ein austauschbares Teeniedrama, dem selbst die Persönlichkeit fehlt. Die vielen Schmachtmomente führen zudem dazu, dass von dem eigentlichen Szenario kaum etwas bleibt, da dieses immer wieder in den Hintergrund gedrängt wird. Der Thrillerteil, wenn die geflüchtete Melanie von anderen Parasiten gejagt wird, verpufft völlig.

Schicke Bilder zum Kitsch

Zum Teil wird das durch die Bilder ausgeglichen. Der im Science-Fiction-Genre bestens erfahrene Regisseur und Drehbuchautor Andrew Niccol (Anon, Gattaca) versteht es, eine unterkühlte Zukunftsvision zu entwerfen, die bekannt und fremd zugleich ist. Aber auch dieses positive Element reicht nicht aus, um Seelen tatsächlich sehenswert zu machen. Es reicht ja nicht einmal wirklich für Durchschnitt. Er lieferte hiermit einen Film ab, der auch außen hin so viel zu bieten macht, was einen echten Höhepunkt erwartbar, fast schon zwingend machen würde. Wenn der Inhalt aber nicht mitspielt, bringt das alles nichts. Gerade die grauenvollen Dialoge verhindern, dass der Film sein Potenzial auszuspielen versteht. Statt anregender Gedankenspiele gibt es am Ende nur Kitsch aus der Konserve.

Credits

OT: „The Host“
Land: USA
Jahr: 2013
Regie: Andrew Niccol
Drehbuch: Andrew Niccol
Vorlage: Stephenie Meyer
Musik: Antonio Pinto
Kamera: Roberto Schaefer
Besetzung: Saoirse Ronan, Jake Abel, Max Irons, Frances Fisher, Chandler Canterbury, Diane Kruger, William Hurt

Bilder

Trailer

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Ein Parasit nimmt von einem Menschen Besitz und beginnt daraufhin, sich mit diesem auszutauschen. Das Szenario von „Seelen“ hatte durchaus Potenzial, zudem locken schicke Bilder und eine extrem talentierte Hauptdarstellerin. Aber all das bringt wenig, wenn der Inhalt am Ende so schwach ist und es lediglich für ein bisschen Kitsch aus der Konserve reicht.
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