Jahre sind vergangen seit den letzten Heldentaten von John McClane (Bruce Willis), doch wie ein Held fühlt er sich nicht gerade. Als Detective bei der New Yorker Polizeibehörde arbeitet er auf seinen Ruhestand hin, lebt von seiner Frau getrennt und seine Tochter Lucy (Mary Elizabeth Winstead) will eigentlich gar nichts mit ihm zu tun haben. Als er im Namen des FBI einen Hacker namens Matthew Farrell (Justin Long) für ein Verhör abholen will, werden die beiden von bewaffneten Männern angegriffen und die Wohnung des Hackers wird durch eine Bombe verwüstet. In letzter Minute gelingt McClane die Flucht, doch auf den Straßen findet er sich wieder in einem Szenario, was wie ein Terroranschlag aussieht, denn Teile der Infrastruktur der Metropole, von der Verkehrsführung bis hin zum Aktienmarkt stehen unter Beschuss, werden manipuliert oder sind gleich ganz ausgefallen. Da die Polizei mit den vielen Hilferufen der Bürger überlastet ist, liegt es an McClane, Farrell ans FBI-Hauptquartier nach Washington D.C. zu liefern, wo er vom Einsatzleiter Bowman (Cliff Curtis) eingeweiht wird, was gerade passiert. Während jedoch das FBI bei der Überführung der Drahtzieher des Angriffs noch im Dunkeln tappen, erkennt Farrell ein Muster in der Attacke und prophezeit das nächste Ziel.
Ein Krieg ohne Waffen
In seinem Artikel A Farewell to Arms für die Zeitschrift Wired beschreibt Autor John Carlin einen „fire sale“, einen Cyberangriff auf ein Land, mit dem Ziele weite Teile der Infrastruktur lahm zu legen und dieses letztlich zu kontrollieren. Nach den Attacken vom 11. September 2001 wurde das Projekt einer Verfilmung weiter vorangetrieben, dieses Mal jedoch im Mantel eines vierten Teils der bekannten Stirb langsam-Reihe, deren letzte Teil immerhin über zehn Jahre zurücklag. Trotz des Plots rund um die Gefahren einer neuen Kriegsführung basierend auf Technologie bestanden Regisseur Len Wiseman und Hauptdarsteller Bruce Willis auf so wenig CGI wie nur möglich, um den Themen und der Ästhetik der vorherigen Filme der Reihe gerecht zu bleiben.
Eigentlich hatte Drehbuchautor David Marconi vorgehabt, eine Geschichte basierend auf Carlins Artikel zu schreiben, doch das Projekt fand leider keinen Abnehmer. Bereits in seinem Skript zu Der Staatsfeind Nr. 1 entwarf Marconi ein Szenario, welches im Gewand eines Hollywood-Blockbusters eine Geschichte vom modernen Überwachungsstaat erzählte und welch technologischen Mitteln beispielsweise Geheimdiensten zur Verfügung stehen, wenn es darum geht, Menschen abzuhören oder diese gar anzugreifen. In gewisser Weise ist Stirb langsam 4.0 auf eine ähnliche Weise, wobei dieses Mal gezeigt wird, wie eben jene Abhängigkeit von Technologie, von der Logistik bis hin zum Aktienmarkt, die moderne westliche Gesellschaft angreifbar gemacht haben. Bei all den Zutaten, welche einen Action-Blockbuster ausmachen, kommt man nicht umhin zu erkennen, wie das Szenario eines Krieges ohne Waffen, wie es Carlin in seinem Artikel entwirft, funktionieren könnte. Bei all der Action behält Stirb langsam 4.0 diese Ebene bei, was ihn nicht nur unterhaltsam macht, sondern in vielerlei Hinsicht auch sehr aktuell.
Der analoge Held
Verlässt man diese Ebene, unterscheidet die Situation, in der sich McClane befindet, nicht sehr von jener im von Terroristen besetzten Nakatomi-Plaza des ersten Films. Verletzt und meist alleine muss er sich einem weiteren Goliath stellen, wobei es nicht nur bewaffnete Männer sind, sondern zugleich ein ganzes Arsenal von technologischen Gadgets und Programmen, die ihm das Leben schwer machen. Gleichzeitig spielt Willis diesen Helden, der ihn als Schauspieler berühmt machte, mit einer Spur Verbitterung, die im Vergleich zu den vorherigen Teilen noch zugenommen hat, vor allem, da er als analoger Held, der nicht weiß, wie eine Webcam funktioniert und die Hälfte der Zeit nicht versteht, was der von Justin Long gespielte Hacker eigentlich erzählt, ein Relikt aus einer anderen Zeit ist. Vielleicht ist er aber auch jener Typ Held, jener Normalo, wie man ihn aus dem ersten Teil kennt, den eine Kultur, die sich im Krieg gegen den Terror befand, brauchte.
Wie es auch sei, Stirb langsam 4.0 mag zwar nicht die Qualität des ersten Teils erreichen, doch ist immerhin wesentlich besser, als es die ersten Trailer des Filmes im Jahr 2006 vermuten ließen. Len Wiseman zeigt sich als handwerklich guter Regisseur, der auf die Chemie seiner beiden Hauptfiguren setzt, den Humor der Reihe sowie einige wirklich sehenswerte Szenen, beispielsweise McClanes Duell mit einem Düsenjet.
OT: „Live Free or Die Hard“
Land: USA
Jahr: 2007
Regie: Len Wiseman
Drehbuch: Mark Bomback
Musik: Marco Beltrami
Kamera: Simon Duggan
Besetzung: Bruce Willis, Justin Long, Timothy Olyphant, Mary Eizabeth Winstead, Cliff Curtis, Maggie Q
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