![Tatort Logo](https://www.film-rezensionen.de/wp-content/uploads/2021/01/Tatort-204x300.jpg)
Als ein Wirtschaftsprüfer tot zusammenbricht, führt die Spur zu einem Nonnenkloster, wo der Mann kurz zuvor noch nach dem Rechten sah. Für die Münchner Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), die bald die Ermittlungen aufnehmen, stellt sich die Aufklärung des Verbrechens als echte Herausforderung dar. Denn auch wenn die Nonnen unter der Leitung von Schwester Barbara (Corinna Harfouch) freundlich sind, stoßen die beiden schnell auf eine Wand des Schweigens. Auch Hausmeister Friedrich Neubauer (Aurel Manthei) benimmt sich verdächtig. Und dann wäre da noch der Junge Sandro (Samuel Benito), der sich Hals über Kopf in Schwester Antonia (Maresi Riegner) verliebt hat und immer wieder für Ärger sorgt …
Glaube statt Gesellschaft
Zuletzt gab sich der Tatort wieder verstärkt gesellschaftlich relevant. In Masken ging es beispielsweise um das immer wieder beliebte Thema toxische Männlichkeit, wenn unsichere Möchtegern-Alphas lernen wollen, wie sie über Frauen bestimmen. Bei Und immer gewinnt die Nacht wurde unter anderem die Schere zwischen Reich und Arm angesprochen, wenn Luxus-Zigarren mit Mülltonnen-Lebensmitteln kontrastiert werden. Da war es an der Zeit, dass mit Wunder gibt es immer wieder mal wieder ein inhaltlich weniger mitteilungsbedürftiger Krimi ausgestrahlt wird, bei dem es „nur“ darum geht, den oder die Mörder eines Wirtschaftsprüfer zu finden. Das geht immer, ganz gleich, in welcher Phase des zivilisatorischen Fortschritts wir uns gerade befinden.
Wenn überhaupt, befasst sich Tatort: Wunder gibt es immer wieder, der 1182. Teil der ARD-Krimireihe, mit der Rolle von Religion in der heutigen Zeit. Wobei der Film sich nur wenig dafür interessiert, was genau der Glaube für die Nonnen oder Menschen im allgemeinen bedeutet. Es gibt lediglich die Sehnsucht nach einem Wunder, die sich hier in mehrfacher Hinsicht zeigt. Dafür erzählt der Film von den wirtschaftlichen Zwängen, denen selbst ein Kloster unterliegt. Wenn die Frage, ob sich die Einrichtung noch rentiert oder aufgelöst werden muss, dann zeigen sich an der Stelle Parallelen zu allgemeinen Entwicklungen innerhalb der Gesellschaft auf. Am Ende entscheidet dann doch das Geld, sind finanzielle Aspekte wichtiger als moralische.
Atmosphärisch, aber etwas langweilig
Aus dem Thema der Religion hätte man sicherlich noch mehr herausholen können. Da zeigten sich die Drehbuchautoren Alex Buresch und Matthias Pacht, die zusammen beispielsweise Jugend ohne Gott geschrieben haben, von einer eher genügsamen Seite. Dafür ist das Setting recht atmosphärisch. So ein abgelegenes Kloster mit vielen dunklen Räumen und Gängen, bei denen nicht ganz klar ist, wohin die führen: Das geht immer. Wenn dies auch noch zu seltsamen nächtlichen Visionen führt, bewegt sich Tatort: Wunder gibt es immer wieder plötzlich sogar kurz in die Horrorrichtung und erinnert an unselige Nunsploitation-Tage. Natürlich geht der Film nicht sonderlich weit in diese Richtung, wir haben es schließlich immer noch mit Sonntagabendunterhaltung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu tun. Aber es sorgt doch zumindest für kleinere Höhepunkte.
Ansonsten ist Tatort: Wunder gibt es immer wieder nicht so wirklich erwähnenswert. Die Geschichte kommt relativ spät in Gang. Sehr viel Spannung ist, trotz des beklemmenden Settings, nicht zu spüren. Auch der Fall an sich beschäftigt einen nicht so sehr, wie das vermutlich angedacht war. Sonderlich viele mögliche Erklärungen gibt es nicht. Am Ende wird eine Lösung aus dem Hut gezaubert, die zum Teil zwar vorbereitet wurde, zum Teil aber auch sehr willkürlich ist. Trotz des stimmungsvollen Schauplatzes und der talentierten Besetzung reicht es daher auch dieses Wochenende nur zum Mittelfeld. Ein Tatort, der seinen Zweck erfüllt, aber kaum in Erinnerung bleiben wird.
(Anzeige)