The Last Shift

The Last Shift

Inhalt / Kritik

The Last Shift
„The Last Shift“ // Deutschland-Start: 30. November 2021 (Netflix)

38 Jahre hat Stanley (Richard Jenkins) in dem kleinen Fast-Lood-Laden gearbeitet, hat dort Burger gebraten, die Gäste versorgt und darauf geachtet, dass alles seine Ordnung hat. Doch damit ist nun Schluss: Wenige Tage noch, dann hat er seinen letzten Arbeitstag und wird nach Florida ziehen, wo er sich um seine Mutter kümmern möchte. Da trifft es sich doch gut, dass Jevon (Shane Paul McGhie) jetzt da ist. Der ist noch jung, hat aber schon richtig viel Mist gebaut. Jetzt ist er auf Bewährung draußen und hofft mit dem Job in der Imbissbude für seine Freundin und das gemeinsame Kind sorgen zu können. Die Arbeit selbst interessiert ihn dabei nicht, im Gegensatz zu Stanley sieht er das Ganze nur als vorübergehende Station an, bis er etwas Besseres findet. Das hält den älteren Kollegen aber nicht davon ab, sich seiner anzunehmen, in der Hoffnung, ihm alles beibringen zu können, bevor er geht …

Wie bin ich hier nur gelandet?

Manchmal läuft das Leben bekanntlich nicht so wie erhofft. Davon erzählt auch The Last Shift, bei dem gleich zwei Leute in einem Imbissladen landen, obwohl sie mal anderes vorhatten. Der eine wollte mal studieren, der andere schreiben. Stattdessen stehen sie hinter der Theke, wo sie Burger braten oder Pommes in die Fritteuse stecken. Dabei könnten die Lebensumstände der beiden unterschiedlicher nicht sein: Ein alter weißer Mann ohne Familie, der sich nie was hat zuschulden kommen lassen, trifft auf einen jungen schwarzen Vater, der vorbestraft ist. Der größte Unterschied ist aber, dass Stanley sich mit der Situation arrangiert hat, während Jevon noch an seinen Träumen festhält, so unrealistisch die im Moment auch sein mögen.

Das klingt alles ziemlich deprimierend bis fatalistisch. Warum noch etwas tun, wenn es eh vergeblich ist? Ganz so niederschmetternd ist die Atmosphäre in The Last Shift dann aber doch nicht. Es handelt sich um kein schweres Sozialdrama, das einem die Hoffnung auf ein besseres Leben nimmt. Stattdessen führt die Begegnung der beiden ungleichen Männer zu kleinen Veränderungen bei beiden. Vor allem Stanley, der schon so lange in seinem Hamsterrad steckt, dass er es nicht mehr als solches erkennt, erhält durch die Begegnung lange überfällige Impulse. Durch die Gespräche mit dem jungen Mann, der sich nicht mit dem Status Quo abfinden will, wird ihm bewusst, wie sehr er über all die Jahre ausgenutzt wurde. Er war so glücklich darüber, sich durch seine Arbeit finanzieren zu können, dass er dabei das drumherum nicht wirklich wahrnahm.

Die wandelnde Bedeutung von Arbeit

Damit einher geht das Bild eines Wandels in Bezug auf die Bedeutung von Arbeit. Stanley sieht in seiner Pflichterfüllung eine Art Glück, ist stolz darauf, wenn alles läuft und den Regeln folgt. Die Aufgabe selbst mag nicht toll sein, diese sorgsam auszuüben aber schon und ist Teil seines Selbstverständnisses. Jevon sieht darin in erster Linie ein Mittel zum Zweck. Er braucht die Arbeit, um seine Familie zu versorgen und außerhalb des Knastes überleben zu können. Eine Erfüllung hingegen, die findet er woanders. The Last Shift, welches auf dem Sundance Film Festival 2020 Premiere feierte, erzählt von einer Art Generationenkonflikt, der sich an einem wandelnden Weltbild und Selbstbild festmacht. Man fühlt sich zunächst sich selbst und dem eigenen Umfeld gegenüber verpflichtet. Der Rest ist weniger wichtig, wie sich in der Arbeitseinstellung des jungen Mannes zeigt.

Dabei will Regisseur und Drehbuchautor Andrew Cohn keinen der beiden verurteilen. Der Filmemacher, der ursprünglich aus dem Dokumentarfilmbereich kommt, ist mehr an einer Skizze unserer Zeit interessiert und nutzt den Imbissladen als Mikrokosmos, in dem er einige grundsätzliche Ideen unterbringt. Die sind nicht immer wirklich ausgearbeitet. Überlegungen zum Rassismus verpuffen beispielsweise quasi auf Anhieb, auch bei der Charakterisierung von Jevon wäre mehr möglich gewesen. Insgesamt ist ihm aber ein schöner Film gelungen, der besonders vom Zwischenspiel von Richard Jenkins (Kajillionaire, Shape of Water – Das Flüstern des Meeres) und Shane Paul McGhie (After Passion) lebt. Es macht Spaß, den zwei so grundverschiedenen Männern zuzusehen, wie sie sich mal konfrontativ gegenüberstehen, mal wieder annähern, ohne dass daraus ein kitschiger Wohlfühlfilm würde, der über alles Zuckerguss schmiert.

Credits

OT: „The Last Shift“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Andrew Cohn
Drehbuch: Andrew Cohn
Musik: Mark Orton
Kamera: W. Mott Hupfel III
Besetzung: Richard Jenkins, Shane Paul McGhie, Da’Vine Joy Randolph, Birgundi Baker, Allison Tolman, Ed O’Neill

Trailer

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„The Last Shift“ ist eine schöne Tragikomödie um zwei grundverschiedene Männer, die sich in einem Imbissladen kennenlernen. Interessant ist dabei vor allem das Bild eines Generationenkonfliktes und einer sich wandelnden Bedeutung von Arbeit. Das ist gut gespielt, wenn auch nicht übermäßig tiefgängig, wenn so manche Zeichnung eine Skizze bleibt.
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