The Unforgivable Netflix
© Netflix/Kimberley French

The Unforgivable

Inhalt / Kritik

The Unforgivable Netflix
„The Unforgivable“ // Deutschland-Start: 10. Dezember 2021 (Netflix)

Viele Jahre saß Ruth Slater (Sandra Bullock) im Gefängnis, als Strafe dafür, einen Polizisten getötet zu haben. Jetzt ist sie draußen, wegen guter Führung, und versucht noch einmal, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Ihre Vorgeschichte soll dabei niemand erfahren, aus Angst vor den Reaktionen der Menschen. Auch ihr Bewährungshelfer Vincent Cross (Rob Morgan) rät ihr dazu, lieber den Mund zu halten, gerade auch bei ihrer neuen Stelle in einer Fischfabrik. Eine Ausnahme ist der Anwalt John Ingram (Vincent D’Onofrio), denn von diesem erhofft sie sich Hilfe bei dem Versuch, ihre Schwester wiederzusehen, die sie seinerzeit zur Adoption geben musste. Aber er bleibt nicht der einzige, der von der Sache erfährt, was Ruth bald zu spüren bekommt …

Über das Leben nach dem Knast

Dass das mit der Rehabilitierung ehemaliger Häftlinge in der US-amerikanischen Gesellschaft schwierig ist, haben uns in den letzten Jahren eine ganze Reihe von Filmen gezeigt. Ob nun Home, Lorelei oder Palmer, in all diesen Fällen sehen wir Männer, die gerade aus dem Gefängnis kommen und ihre Schwierigkeiten damit haben, sich da draußen wieder zurechtzufinden. Das liegt einerseits darin, dass sich die Welt so sehr verändert hat, ohne dass die Häftlinge viel davon mitbekommen hätten. Sie wissen in Folge daher oft nicht, wie das da draußen funktioniert. Es werden ihnen aber auch viele Steine in den Weg gelegt, da ihnen vielleicht von einigen Leuten abgesehen, die im sozialen Bereich arbeiten, niemand eine Chance geben will. Wen es einmal aus der Bahn geworfen hat, der bleibt auch draußen.

Das ist bei dem Netflix-Drama The Unforgivable nicht anders. Zwar ist es hier ausnahmsweise mal eine Frau, die aus dem US-amerikanischen Rechtssystem ausgespuckt wird und jetzt verloren wirkt. Viel ändern tut das aber nicht. Allenfalls die Tatsache, dass sie ausgerechnet einen Polizisten getötet hat, hat tatsächliche Auswirkungen auf den Verlauf der Geschichte. Denn offensichtlich ist das Töten eines Polizisten schlimmer als das eines gewöhnlichen Menschen. Erklärt wird das nicht, ist auch nicht ganz plausibel in einem Land, das gerade wegen exzessiver Polizeigewalt in den Nachrichten steht. Aber Nachfragen steht auf der Prioritätsliste des Films ohnehin nicht weit oben. Da muss man Sachen vielmehr als gegeben annehmen.

Einseitig und oberflächlich

Das trifft besonders auf die Figuren zu, bei denen man sich jetzt nicht so wahnsinnig viel Mühe bei der Charakterisierung gab. Tatsächlich gibt es im ganzen Film keine einzige wirklich komplexe Figur. Zum Teil wird das durch das pure Talent des prominenten Ensembles etwas abgemildert. Wenn beispielsweise Viola Davis und Vincent D’Onofrio ein Ehepaar spielen, dann sieht man so oder so zu, egal was sie genau tun. Und vor allem Sandra Bullock (Während du schliefst, Bird Box – Schließe deine Augen) darf als heruntergekommenes Wrack, das um das eigene Überleben kämpft, eine weniger vorzeigbare Seite an sich zeigen. The Unforgivable kann sich da auf das eigene Ensemble verlassen, da sind immer mal wieder Szenen dabei, die einen Blick auf das Drama lohnenswert machen.

Es sind nur nicht so viele, wie man sich das im Vorfeld hatte erwarten dürfen. Denn es ist nicht nur die prominente Besetzung, die diese Erwartungen schürte. Zusätzlich handelt es sich um den neuen Film von Nora Fingscheidt. Mit ihrem ersten Langfilm Systemsprenger sorgte die deutsche Regisseurin vor zwei Jahren für Furore. Das Drama um ein nicht zu bändigendes Kind, das ständig weitergereicht wird, ging mit harten Szenen durch Mark und Bein. The Unforgivable ist da im Vergleich doch eher weichgespült und zu sehr auf konventionelle Konsens-Unterhaltung ausgelegt. So schwierig die Situation von Ruth ist, so einfach sind die Antworten, welche hier gegeben werden. Selbst nachdenken muss hier keiner, da wird alles vorgekaut.

Verrat zum Schluss

Tatsächlich befremdlich wird es aber zum Schluss, wenn sich die Neuverfilmung der britischen Miniserie Unforgiven aus der Deckung wagt und tatsächlich etwas Eigenes erzählen möchte. Nicht nur, dass die Figur Ruth dann noch einmal ein bisschen mehr zur Heldin gemacht werden soll, was ein unglücklicher Verrat an der Thematik ist. Das zuvor zumindest einigermaßen realistisch gehaltene Drama mutiert außerdem plötzlich zu einem Thriller, was zum finalen Sargnagel wird bei einem Film, der sich mit dem realen Umgang mit Schuld befassen wollte. Von diesem vermurksten, komplett konstruierten Ende einmal abgesehen ist The Unforgivable zumindest ein solides Werk geworden. Dem eigenen Anspruch wird das sicher nicht gerecht. Es kann auch nicht mit den eingangs erwähnten Filmen mithalten. Als eher oberflächliche Light-Variante eines schweren Themas kann es aber zumindest ein wenig zum Nachdenken anregen.

Credits

OT: „The Unforgivable“
Land: USA, Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Nora Fingscheidt
Drehbuch: Peter Craig, Hillary Seitz, Courtenay Miles
Musik: Hans Zimmer, David Fleming
Kamera: Guillermo Navarro
Besetzung: Sandra Bullock, Vincent D’Onofrio, Jon Bernthal, Richard Thomas, Linda Emond, Aisling Franciosi, Rob Morgan, Viola Davis, Will Pullen

Bilder

Trailer

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„The Unforgivable“ erzählt von einer verurteilten Mörderin, die nach ihrer Haftstrafe dafür kämpft, wieder ein normales Leben führen zu dürfen. Das Thema ist wichtig. Das Drama selbst enttäuscht aber durch einseitige Figuren, bei denen selbst das talentierte Ensemble nicht viel machen kann. Vor allem aber das inakzeptable Ende sorgt für jede Menge Minuspunkte.
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