Unpregnant

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Inhalt / Kritik

Unpregnant
„Unpregnant“ // Deutschland-Start: 15. Oktober 2021 (Video on Demand)

Für die 17-Jährige Veronica Clarke (Haley Lu Richardson) bricht eine Welt zusammen, als sie feststellt, dass sie schwanger ist. Ein Kind, wie sollte sie das schaffen? Die Entscheidung auf eine Abtreibung ist schnell gefasst. Die Sache hat nur einen Haken: In Missouri braucht es bei Minderjährigen die Einwilligung der Eltern. Und das kann sie vergessen. Da auch ihr Freund Kevin (Alex MacNicoll) keine Hilfe ist, bleibt ihr nichts anderes übrig, als Bailey (Barbie Ferreira) zu fragen. Eigentlich hatte sie zu ihrer ehemaligen besten Freundin keinen wirklichen Kontakt mehr, sie haben sich auseinandergelebt. Doch da Bailey dummerweise gerade dann hineinplatzte, als Veronica den Schwangerschaftstest machte, ist sie ohnehin schon im Bilde. Und so machen sich die beiden ungleichen Jugendlichen gemeinsam auf den Weg nach New Mexiko, wo eine Abtreibung auch ohne Einwilligung der Eltern möglich ist, und begegnen dabei den unterschiedlichsten Leuten …

Reise durch ein geteiltes Land

Dass die Vereinigten Staaten von Amerika eigentlich ein alles andere als vereinigtes Land ist, das haben die letzten Jahre deutlich gemacht. Die Themenvielfalt der Streitpunkte ist groß, reicht vom Impfkrieg über Akzeptanz von Minderheiten bis zur Waffenkontrolle. Ganz weit oben auf der Konfliktliste steht das Thema der Abtreibung, welches das Land deutlich entzweit. Das macht sich auch in der Gesetzgebung bemerkbar, die von einem Bundesstaat zum nächsten komplett unterschiedlich sein kann. Was im einen Land erlaubt ist, ist im nächsten schon wieder verboten. Die Folge: Betroffene müssen zum Teil sehr weite Wege zurücklegen, um ihre Rechte wahrnehmen zu dürfen. Das wird hin und wieder in Filmen angesprochen. Niemals selten manchmal immer machte aus diesem Umstand ein flammendes und herzzerreißendes Plädoyer für die Selbstbestimmung von Frauen.

Die Parallelen zwischen Unpregnant und dem einige Monate zuvor veröffentlichten gefeierten Drama sind frappierend. In beiden Fällen geht es um eine 17-Jährige, die ungewollt schwanger wird, jedoch in einem konservativen Teil der USA lebt und deshalb ohne die Eltern keine Möglichkeit der Abtreibung hat. In beiden Fällen macht sie sich mit einer anderen jungen Frau deshalb auf den Weg in einen anderen Bundesstaat. Das gesellschaftlich orientierte Thema wird also in einen Roadmovie verpackt, bei dem – wie das Genre es meistens vorgibt – der Weg das Ziel ist. Tatsächlich ist die Abtreibung zwar das erklärte Ziel von Veronica. Der Film selbst wendet sich unterwegs aber immer wieder anderen Themen zu, lässt die zwei auf eine Reihe anderer Figuren treffen.

Überall nur Spinner

Die sind größtenteils ein wenig eigen, teilweise skurril, zum Teil sogar absolut wahnsinnig. Das unterscheidet Unpregnant dann letztendlich auch von Niemals selten manchmal immer: Wo Letzteres ein zum Teil richtig hartes Drama war, welches die Realität junger Frauen beleuchtete, da ist die Adaption des gleichnamigen Romans von Ted Caplan und Jenni Hendriks sehr viel humorvoller angelegt. Tatsächlich ist der Film angesichts des ernsten, überhaupt nicht spaßigen Themas überraschend witzig. Teilweise bezieht er seinen Humor aus einer Veralberung der Abtreibungsgegner. Gerade eine Begegnung im späteren Verlauf zeichnet diese als ebenso wohlmeinende wie übergriffige Spinner. Regisseurin und Co-Autorin Rachel Lee Goldenberg beschränkt sich aber nicht darauf, überzogene Witzfiguren zu verhöhnen.

Wichtiger ist hier das Verhältnis der beiden Jugendlichen, die früher einmal sehr eng befreundet waren, bis das Leben sie auseinandertrieb. Inzwischen ist kaum zu glauben, dass die zwei sich einmal sehr eng gewesen sein sollen. Der Film inszeniert sie als kaum zu vereinende Gegensätze: Veronika ist fleißig, adrett und beliebt, Bailey eine wilde und laute Außenseiterin. Klar ist das ein bisschen grob gezeichnet. Ebenso klar ist, dass dieser Kontrast mit der Zeit kleiner wird, der gemeinsame Weg sie wieder irgendwie zusammenführen muss. Sonderlich originell ist Unpregnant an dieser und anderen Stellen nicht. Wobei das größere Problem darin besteht, dass dem Film eine einheitliche Linie fehlt. Da trifft eine konventionelle Teenie-Komödie auf verrückte Exzesse, Bitteres auf Albernes, Gesellschaftskritik auf Freundschaftsschwur.

Ein warmherziges Duo

Dass Letzterer zu Herzen geht, ist maßgeblich den beiden Hauptdarstellerinnen zu verdanken. Haley Lu Richardson (The Edge of Seventeen) und Barbie Ferreira haben als Reisepartnerinnen immer wieder schöne Momente. Der Film erinnert daran, wie es ist, als junger Mensch mit Gleichaltrigen nach einem Sinn in dem Chaos zu suchen, welches sich Leben nennt. Die ganzen großen Erkenntnisse wird man als Zuschauer und Zuschauerin daraus wohl nicht mitnehmen. Aber es ist doch charmant und unterhaltsam, wie es trotz allem hier versucht wird. Der tragikomische Wohlfühl-Roadtrip ist wie eine dicke Umarmung, wenn irgendwie alles mal wieder schiefläuft. Am Ende mag zwar nicht alles wieder in Ordnung sein, ganz so kitschig wird es hier dann doch nicht. Aber der Film entlässt einen mit einem Lächeln. Und das ist ja auch schon mal was.

Credits

OT: „Unpregnant“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Rachel Lee Goldenberg
Drehbuch: Rachel Lee Goldenberg, Ted Caplan, Jenni Hendriks, Jennifer Kaytin Robinson, William Parker
Vorgabe: Ted Caplan, Jenni Hendriks
Musik: Roger Neill
Kamera: Doug Emmett
Besetzung: Haley Lu Richardson, Barbie Ferreira, Alex MacNicoll

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=FEchWX525Es

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„Unpregnant“ folgt einer 17-Jährigen und ihrer ehemaligen besten Freundin, wie sie quer durch die USA fahren, um eine Abtreibung durchführen zu lassen. Die Romanadaption kombiniert dabei ein tragisches Thema mit zum Teil absurden Humor und einer Wiederannäherung zweier entfremdeter Jugendlicher. Das ist zuweilen etwas ziellos. Spaß macht es trotzdem.
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