Verplant – Wie zwei Typen versuchen, mit dem Rad nach Vietnam zu fahren
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Verplant – Wie zwei Typen versuchen mit dem Rad nach Vietnam zu fahren

Inhalt / Kritik

Verplant DVD
„Verplant – Wie zwei Typen versuchen, mit dem Rad nach Vietnam zu fahren“ // Deutschland-Start: 5. November 2021 (DVD/Blu-ray)

Bereits seit Jahrhunderten dient das Reisen zu mehr als der Entspannung, sondern der Bildung und dem Kennenlernen einer fremden Kultur. Schon Johann Wolfgang von Goethe schwärmte, lange bevor er sich tatsächlich nach dorthin auf den Weg machte, von der Kultur, der Kunst und der Landschaft Italiens, was wohl auch erklärt, warum seine Dokumente zu seiner langen Italienreise nicht nur als Reiselektüre bekannt sind, denn ihren literarischen Stellenwert verdient sich sein Reisetagebuch allemal. In gewissen Sinne nimmt eine solche Reise und die damit verbundene Erfahrung die Idee der Bildungsreise vorweg, welche besonders in den oberen gesellschaftlichen Schichten bis heute vorherrscht. So wurde das jüngste Mitglied einer reichen Familie für einige Zeit zu Städten wie Paris, London, Rom und Athen geschickt, um nicht nur die vorherbestimmte Stellung im Familienbetrieb zu übernehmen, sondern zugleich eine Bildung zu erlangen, die eben nicht nur auf Buchlektüre oder Studium beruht. Die bekannten Reiseprogramme in Schulen oder Universitäten zeugen noch heute von diesem Konzept, wie auch die vielen jungen Leute, die, nach dem Erreichen eines Bildungsabschlusses, alleine die Welt erkunden wollen, was freilich nicht immer nur einen Trip nach Mallorca beinhaltet.

Nicht nur auf dem Buchmarkt, auch im Medium Film gibt es eine ganze Reihe Reisereportagen oder -tagebücher, welche das Erlebnis einer solchen Bildungs- oder Erlebnisreise versuchen einzufangen. Angefangen bei Shows wie Long Way Round bis hin zu eher zweifelhaften Projekten wie Expedition Happiness ist das Angebot groß und vielfältig, was gerade in Zeiten eines Lockdowns sehr viele Zuschauer gewinnen könnte. Auch die Prämisse von Waldemar Schleichers  Verplant – Wie zwei Typen versuchen, mit dem Rad nach Vietnam zu fahren klingt zunächst wie eine jener Reisereportagen, die vor allem durch Landschaftsaufnahmen und pseudo-spirituelle Kalendersprüche daherkommen will, das Projekt hat durchaus sehr viel mehr zu bieten. Im Zentrum stehen dabei die Freunde des Filmemachers, Tobias John, genannt „Otti“, und Matthias Schneemann, genannt „Keule“, die, wie der Titel bereits beschreibt, eine Fahrradtour von ihrer Heimat Heiligenstadt bis nach Saigon im Jahre 2018 unternahmen. Überzeugen (und unterhalten) weiß dabei nicht nur der kauzige Charme der beiden Protagonisten, sondern vor allem die bodenständige Herangehensweise an eine solche Unternehmung, ihre positiven wie auch negativen Seiten.

Kulturschocks und Polizeikontrollen

Bereits 2008 hatten sich John und Schneemann mit zwei weiteren Schulfreunden, zu denen auch der Regisseur zählt, auf eine ähnlich ambitionierte Reise gemacht, wobei es um eine Fahrradtour durch Europa ging. Die Planlosigkeit kombiniert mit einer Learning-by-doing-Mentalität ist auch die Grundlage für die Reise nach Vietnam zehn Jahre später, bei der zwar etwas mehr Vorbereitung und anderweitige Überlegungen eine Rolle spielten, doch die nach wie vor einige Stationen beinhaltet, die schon bei der Vorstellung der Reiseroute für einiges Kopfschütteln beim Zuschauer führen wird. Zu diesen Komplikationen, angefangen bei platten Reifen bis hin zu Polizeikontrollen in China, kommt es dann auch, doch es dominieren nach wie vor der gallige Humor, die Kumpel-Mentalität sowie die Neugier der beiden Reisenden, die sich etwas naiv, dann aber auch mit vollem Elan in die einzelnen Stationen ihrer Reise stürzen. Auch die Krisen ihres Projekts, die Phasen des Zweifels und des Stillstandes, werden in Verplant gezeigt, was visuell vielleicht nicht unbedingt immer interessant ist, aber menschlich durchaus sympathisch.

Es sind daher nicht die Landschaftsaufnahmen, welche eine Dokumentation wie Verplant ausmachen, denn die ist bisweilen ganz schön trist und monoton, was von den beiden Reisenden auch entsprechend kommentiert wird. Vielmehr ist es die Freundschaft und der Zusammenhalt, der den Zuschauer immer wieder in den Film zurückholt und selbst die zahlreichen Bierpausen wie auch die Phasen des Wartens, beispielsweise auf ein Visum, unterhaltsam macht.

Credits

OT: „Verplant – Wie zwei Typen versuchen, mit dem Rad nach Vietnam zu fahren“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Waldemar Schleicher
Drehbuch: Waldemar Schleicher, Matthias Schneemann
Kamera: Waldemar Schleicher, Matthias Schneemann, Tobias John

Bilder

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„Verplant – Wie zwei Typen versuchen, mit dem Rad nach Vietnam zu fahren“ ist eine sehr unterhaltsame Reise-Dokumentation. Waldemar Schleicher gelingt eine sehr kurzweilige und sympathische Dokumentation, die besonders von der Chemie und dem Humor ihrer beiden Protagonisten lebt.
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