Wenn das fünfte Lichtlein brennt ARD Das Erste TV Fernsehen
© ARD Degeto/Gordon Mühle

Wenn das fünfte Lichtlein brennt

Inhalt / Kritik

Wenn das fünfte Lichtlein brennt ARD Das Erste TV Fernsehen
„Wenn das fünfte Lichtlein brennt“ // Deutschland-Start: 3. Dezember 2021 (Das Erste)

Heiligabend, die Menschen sind in ganz Deutschland unterwegs, um zu ihren Liebsten zu kommen. So war zumindest der Plan. Doch dieser Plan scheitert, als ein Flughafen durch einen plötzlichen und sehr heftigen Schneefall außer Betrieb genommen werden muss. Kein Flug geht mehr rein oder raus, selbst die Zubringerstraße ist gesperrt. Das bedeutet für den Flughafen-Weihnachtsmann Thorsten (Henning Baum) und Christkind-Kollegin (Xenia Tiling), dass seine Schicht kein Ende nimmt. Sebastian (Tim Kalkhof) und seine Freundin Anja (Sarina Radomski) versuchen das Beste daraus zu machen, indem sie einfach noch mehr Zeit mit seinem Schulfreund Conrad (Daniel Donskoy) verbringen. Dabei kommt es sowohl bei ihnen wie auch zwei anderen Paaren – Jette (Elena Uhlig) und Lars (Michael Lott) sowie Katharina (Meike Droste) und Martin (Max von Pufendorf) – zu Auseinandersetzungen. Währenddessen muss der schwerkranke Rentner Karl (Ernst Stötzner) sich darauf einstellen, dass er und seine Frau Charlotte (Ruth Reinecke) sein letztes Weihnachten nicht mit den Kindern wird feiern können …

Gemeinsam in einer eingeschneiten Zwickmühle

An der Stelle darf man schon kleines Déja-vu-Erlebnis haben. Gerade erst brachte die ARD den Film Die Luft, die wir atmen heraus, bei dem ein plötzlicher Schneefall dazu führte, dass eine ganze Reihe von Leuten in einem Altersheim gefangen war. Nun kommt kurze Zeit später bei derselben Sendergruppe mit Wenn das fünfte Lichtlein brennt bereits der zweite Film mit einem sehr vergleichbaren Szenario. Dieses Mal ist es ein Flughafen, der vom einen Moment zum nächsten zu einem Käfig wird, in dem ein zufällig zusammengewürfelter Haufen aufgrund des Wetters gefangen ist. Das ist nur temporär, klar, am nächsten Tag ist alles wieder gut und das Leben kann weiter gehen. Doch die paar Stunden reichen aus, um so manche in eine tiefe Krise zu stürzen. Oder besser: sich ihren Krisen endlich zu stellen.

Das Ergebnis ist in beiden Fällen ein echter Ensemblefilm, der aus zahlreichen unabhängigen Parallelhandlungen besteht. Vereinzelt laufen sich die Figuren schon über den Weg, was zu Überschneidungen führt. Aber das ist recht selten, seltener noch als beim direkten Inhouse-Kollegen. Ein Flughafen ist nun einmal etwas weitläufiger als ein Altersheim. Aber das muss ja kein Manko sein. Ein episodenhaft erzählter Film lebt in erster Linie von der Stärke der einzelnen Geschichten, so auch bei Wenn das fünfte Lichtlein brennt, das die unterschiedlichsten Leute zusammenführt. Das Setting sowie das Weihnachtsambiente, verstärkt durch die verkleideten Angestellten, sind nur oberflächliche Elemente. Im Mittelpunkt stehen die Charaktere, die hier eigentlich nur eine Zwischenstation einlegen wollten und plötzlich existenzielle Fragen auf den Lippen haben.

Paar 1, Paar 2, Paar 3 …

So richtig groß ist die Abwechslung innerhalb der Geschichten aber nicht. Zwei der fünf Stränge behandeln Paare, bei denen es nicht mehr gut läuft: Im einen Fall wird ständig gestritten, im anderen kommt es zu einer Affäre. Auch ein dritter Strang handelt von einem Paar in der Krise, was da noch durch unterdrückte homosexuelle Gefühle verkompliziert wird. Ein vierter Strang behandelt in Wenn das fünfte Lichtlein brennt ebenfalls ein Paar. Dieses ist ausnahmsweise mal nicht von Krisen bestimmt, steht dafür anderweitig am Ende, wenn der Mann nur noch kurze Zeit zu leben hat, was er anderen aber nicht erzählen will. Lediglich in Strang fünf – Weihnachtsmann und Christkind – gibt es keine Partnerschaft. Zumindest noch nicht: Da bahnt sich offensichtlich etwas an.

Sonderlich abwechslungsreich ist das nicht, dieser starke Fokus auf den romantischen Aspekt führt dazu, dass die einzelnen Geschichten austauschbar werden. Auch bei der Figurenzeichnung hätte deutlich mehr gemacht werden dürfen. Gerade bei den Frauen gibt es deutliche Defizite: Jette ist nervig ohne Ende, die anderen fallen erst nicht weiter auf. Schade ist zudem, dass Wenn das fünfte Lichtlein brennt so gar nichts aus seinem Schauplatz macht. Eigentlich ist ein Flughafen dafür prädestiniert, um eine etwas internationalere Ausrichtung einzuführen oder zumindest Leute aus den unterschiedlichsten Teilen der Gesellschaft zu zeigen. Aber mal abgesehen von einem Bettler, der auch zum Dieb wird, bemühte man sich nicht darum, hier ein wirkliches Zusammenkommen zu inszenieren. Da ist die Idee der unterdrückten Homosexualität schon noch der größte Beitrag zur Diversifizierung.

Am Ende eher nichtssagend

Das bedeutet nicht, dass Wenn das fünfte Lichtlein brennt wirklich schlecht ist. Die Geschichte um das Rentnerpaar, das sich langsam voneinander verabschieden muss, geht schon zu Herzen. Außerdem ist der Film auf eine angenehme Weise zurückhaltend und versucht nicht, mit irgendwelchen peinlichen Situationen für Lacher zu sorgen, obwohl sich das mehrfach angeboten hätte. Allerdings plätschert der offiziell als Komödie verkaufte TV-Film schon irgendwie vor sich her, immer an der Grenze zur Belanglosigkeit. Die schauspielerische Leistung ist dabei durchaus gut, kommt aber aufgrund des nicht übermäßig raffinierten Drehbuchs wenig zum Tragen. Gerade im Vergleich zum besagten Die Luft, die wir atmen ist das hier nur zweite Wahl. Das ist nette Berieselung, die an manchen Stellen zum Nachdenken anregen will, letztendlich aber nicht wirklich viel zu sagen hat.

Credits

OT: „Wenn das fünfte Lichtlein brennt“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Stefan Bühling
Drehbuch: Arndt Stüwe
Musik: Leonard Petersen
Kamera: Marco Uggiano
Besetzung: Henning Baum, Lisa Bitter, Meike Droste, Max von Pufendorf, Michael Lott, Elena Uhlig, Jan Henrik Stahlberg, Xenia Tiling, Daniel Donskoy, Tim Kalkhof, Sarina Radomski, Ruth Reinecke, Ernst Stötzner

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In „Wenn das fünfte Lichtlein brennt“ stecken eine Reihe von Leuten an Heiligabend in einem Flughafen fest und müssen sich dort mit ihrem Leben auseinandersetzen. Das ist irgendwie nett, aber inhaltlich wenig ambitioniert: Die Geschichten sind austauschbar, die Figuren weitestgehend nichtssagend, das Setting wird nicht genutzt. Auch wenn der TV-Film teilweise zum Nachdenken anregen will, viel zu sagen hat er nicht.
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