Wolfsland Böses Blut ARD Das Erste
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Wolfsland: Böses Blut

Inhalt / Kritik

Wolfsland Böses Blut ARD Das Erste
„Wolfsland: Böses Blut“ // Deutschland-Start: 2. Dezember 2021 (Das Erste)

Es hätte so ein schöner Tag werden können. Schließlich ist ziemlich viel Zeit vergangen, seitdem Burkhard „Butsch“ Schulz (Götz Schubert) und seine Ex-Frau Thea (Sabine Vitua) den gemeinsamen Jugendfreund Juro Schwarzbach (Uwe Preuss) gesehen haben. Doch diese Freude ist schnell vorbei, als der Kriminalhauptkommissar auf einmal beschuldigt wird, vor Jahren eine Frau vergewaltigt zu haben. Für ihn ist die Idee völlig absurd, zumal er damals nicht mal wirklich mit ihr schlafen wollte. Doch Kommissariatsleiter Dr. Tobias Grimm (Stephan Grossmann) und Staatsanwältin Anne Konzak (Christina Große) nehmen die Vorwürfe sehr ernst und setzen den Polizisten gehörig unter Druck. Seine Kollegin Viola Delbrück (Yvonne Catterfeld) wiederum glaubt an dessen Unschuld und tut alles dafür, um diese auch zu beweisen …

Ein Drecksack in Nöten

Er sei ein Drecksack, aber kein Vergewaltiger, sagt Butsch an einer Stelle, als er zu den Vorwürfen befragt wird. Woraufhin die Staatsanwältin antwortet: „Ja, Sie sind ein Drecksack.“ Diese Antwort ist nicht nur unerwartet, auf eine fast schon komische Weise. Sie fasst irgendwie auch ganz gut zusammen, worin die Schwierigkeit von Wolfsland: Böses Blut liegt. Wenn die Hauptfigur in einem Film unter Druck steht und irgendwie nach einer Möglichkeit sucht, sich aus der Situation zu befreien, dann wird das Publikum implizit dazu aufgefordert, dieser dabei die Daumen zu drücken. Das Motiv, dass der Protagonist unschuldig verfolgt wird, gehört schließlich zu den Standardszenarios des Thrillers, etwa bei Auf der Flucht oder The Cold Light of Day. Jedes Mal darf man zittern, ob es noch geschafft wird, diese Unschuld zu beweisen.

Bei Wolfsland: Böses Blut ist das anders. Der 9. Teil der ARD-Krimireihe provoziert mit einem derart unsympathischen Protagonisten, dass man eher geneigt ist, die Gegenseite anzufeuern. Wenn in der besagten Verhörszene vergangene Taten des Polizisten angesprochen werden, welche in einem thematischen Zusammenhang zur Vergewaltigung stehen, dann wird der Film zudem in die #MeToo-Richtung geschoben. Butsch, auf eine beeindruckend widerwärtige Weise von Götz Schubert (Zwischen uns die Mauer) verkörpert, sieht noch nicht einmal, dass er sich mehrfach problematisch verhalten hat. Die Erkenntnis, dass er ein Drecksack ist, stellt bereits die Spitze der Selbstkritik dar. Ansonsten macht er vieles falsch, was ihn selbst aber nicht übermäßig zu kümmern scheint.

Schlimme Figuren, mauer Krimi

Das einzige, was einen davon abhält, sich innerlich ganz auf ihn einzuschießen: Bei den übrigen Figuren in Wolfsland: Böses Blut sieht es ebenfalls bitter aus. Viola Delbrück, neben dem mutmaßlichen Vergewaltiger die zweite Hauptfigur, ist gleichermaßen grauenvoll. Gesetze werden gebrochen, wenn es einem von ihr selbst festgelegten guten Zweck dient, ihren eigenen Freund behandelt sie wie Dreck. Kollegen übrigens ebenso: Spurensicher Jakob Böhme (Jan Dose) wird von Anfang an übergangen. Wahrgenommen wird er lediglich, wenn er mal wieder angeschnauzt wird. Dass er sich bei dem vorliegenden Fall korrekt verhalten will und demonstriert, dass auch bei Polizisten die Regeln der Ermittlung gelten sollen, beschert ihm nur böse Blicke.

Natürlich kann man sich Wolfsland: Böses Blut auch als Krimi anschauen. Formal ist der TV-Film das, wenn es kurze Zeit später um ein weiteres Verbrechen geht, das aufgeklärt werden muss. In der Hinsicht sollte man aber keine größeren Erwartungen haben. Es gibt so wenig Episodenrollen, dass da nicht viel Anlass zum Rätseln ist, wer dahintersteckt. Lediglich über das Motiv darf man nachgrübeln, weil das alles keinen Sinn ergibt. Tut es nach der Auflösung aber ebenfalls nicht: Die Erklärung ist zwar nicht ganz so willkürlich wie bei Solo für Weiss: Das letzte Opfer neulich. Sie ist aber sehr schwach und dürfte nicht nur bei Butsch für Irritationen sorgen. Sehenswert ist der Film daher in erster Linie für ein Publikum, das sich an menschlichen Abgründen erfreut, zumal die schauspielerische Leistung tatsächlich stimmt. Aber das grenzt schon an Zumutung, was hier aufgefahren wird, Hobbydetektive daheim lassen den Fernseher besser ausgeschaltet und warten auf Besseres.

Credits

OT: „Wolfsland: Böses Blut“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Alexander Dierbach
Drehbuch: Sönke Lars Neuwöhner, Sven S. Poser
Musik: Andreas Weidinger
Kamera: Ian Blumers
Besetzung: Götz Schubert, Yvonne Catterfeld, Uwe Preuss, Christina Große, Stephan Grossmann, Jan Dose, Sabine Vitua

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„Wolfsland: Böses Blut“ beginnt damit, dass Hauptkommissar Butsch der Vergewaltigung beschuldigt wird. Was normalerweise den Reflex beim Publikum auslöst, hier ganz fest mitzufiebern, funktioniert aufgrund der zutiefst unsympathischen Hauptfigur nicht. Allgemein zeigt man hier ein beispielloses Bekenntnis zu grauenvollen Charakteren. Dafür fehlt ein spannender Kriminalfall.
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