Wolfsland - Die traurigen Schwestern
© MDR/Molina Film/Maor Waisburd

Wolfsland: Die traurigen Schwestern

Inhalt / Kritik

Wolfsland Böses Blut ARD Das Erste
„Wolfsland: Die traurigen Schwestern“ // Deutschland-Start: 9. Dezember 2021 (Das Erste)

Zwei Monate ist es her, dass Burkhard „Butsch“ Schulz (Götz Schubert) im Einsatz bei einem Schusswechsel verletzt wurde. Zwar befindet er sich inzwischen auf dem Weg der Besserung, ist aber nach wie vor auf einen Rollstuhl und Krücken angewiesen. Vor allem mental fehlt da aber noch viel, ihm ist sein unbeugsamer Wille und die Tatkraft abhandengekommen. Dabei könnte seine Kollegin Viola Delbrück (Yvonne Catterfeld), die sich insgeheim die Schuld für seinen Zustand gibt, seine Hilfe gerade sehr gut gebrauchen, schließlich wurde Polizeiobermeister Raaben auf einem Parkplatz überfahren. Auf der Suche nach Spuren stoßen die beiden auf den Witwer Harald Stoltze (Christian Erdmann), der sich allein um seine drei kranken Töchter kümmern muss. Oder liegt die Antwort bei der Polizei selbst verborgen?

Von kaputten Kommissaren

In den letzten Jahren ging der Trend bei Krimis und Thrillern eindeutig in die Richtung: Hauptsache kaputt. Kommissare und Kommissarinnen haben hierzulande mindestens irgendeine Macke. Viele schlagen sich mit privaten Problemen herum. Und dann gibt es solche, die innerlich so verroht sind, dass man sich fragt, wie die überhaupt noch ihren Beruf ausüben dürfen. Dazu zählt auch Butsch aus der ARD-Krimireihe Wolfsland, dem mit der Beschreibung unangenehm noch geschmeichelt wäre. Das fiel vor allem in Böses Blut auf, in dem er so widerwärtig war, dass drumherum nicht mehr viel Platz für anderes war. Dadurch wurde sogar fast überdeckt, dass die anderen Figuren ebenfalls grauenvoll sind und der Kriminalfall ein Fall für die Mülltonne. Aber eben nur fast.

Sehr viel sympathischer ist er in Wolfsland: Die traurigen Schwestern, dem zehnten Teil der Reihe, nicht geworden. Dieses Mal ist es seine Verletzung und die damit einhergehenden Einschränkungen, die ihn dazu veranlassen, jeden anzuschnauzen, der das Pech hat, in seiner Nähe zu sein. Delbrück, die den alten Butsch aus nicht ganz nachzuvollziehenden Gründen zurückhaben will, sitzt derweil in Therapie, um sich alles von der Seele zu reden. Das ist schön für sie, weniger schön für die Leute, die sich das anhören müssen. Und damit eben auch die Zuschauer und Zuschauerinnen zu Hause. Und als wäre das alles nicht schon anstrengend genug, tummeln sich drumherum noch einige weitere Leute, die man nicht sehen mag. Als Polizist Gewalt ausüben? Klar doch, jeder macht, was er will.

Langweilig und lächerlich

Wenn der Film diesen ganzen Unzulänglichkeiten wenigstens etwas abgewinnen würde, das als eine Art Gesellschaftskritik durchgehen würde. Aber nichts da, man verfolgt bei Wolfsland: Die traurigen Schwestern keine weitergehenden Ambitionen. Stattdessen erfreuten sich die Verantwortlichen wohl daran, einfach überall irgendwelche Streitigkeiten einzubauen, die so schrill und lautstark ausfallen, dass der Inhalt zur Nebensache wird. Klar, der Krimi beginnt mit dem Tod des Polizisten. Die Auflösung desselben stellt die Hauptgeschichte des Films. Nur vergaßen die beiden Drehbuchautoren Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser das zuweilen. Vor allem in der ersten Hälfte geht praktisch nichts voran, weil die Leute hier ständig anderweitig beschäftigt sind.

Als Wolfsland: Die traurigen Schwestern sich doch mal fasst und daran erinnert, ein Krimi sein zu wollen, hält die Freude nicht besonders lang. Viel zu früh wird verraten, in welche Richtung das alles geht. Eine kleine Wendung hebt sich der Film zwar noch bis zum Schluss auf. Doch die ist ebenso wenig überzeugend wie die Geschichte an sich. Vermutlich war das Ganze irgendwie tragisch angedacht, ist aber vielmehr lächerlich, völlig an den Haaren herbeigezogen – und über weite Strecken quälend langweilig. Eine späte Ambition, doch noch etwas Spannung aus der Tristesse zu quetschen, bleibt ohne Erfolg. Nicht einmal der erfahrene Genreregisseur Hannu Salonen (Arctic Circle – Der unsichtbare Tod) kann dieses Desaster noch retten.

Credits

OT: „Wolfsland: Die traurigen Schwestern“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Hannu Salonen
Drehbuch: Sönke Lars Neuwöhner, Sven S. Poser
Musik: Andreas Weidinger
Kamera: Christoph Chassée
Besetzung: Götz Schubert, Yvonne Catterfeld, Anna Bachmann, Christian Erdmann, Stephanie Amarell,  Lilli Salonen, Elli Iida Salonen, Jan Dose, Stephan Grossmann

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„Wolfsland: Die traurigen Schwestern“ beginnt mit einem Polizistenmord und führt später zu einer Familie, in der alle krank sind. Hört sich mysteriös an, ist aber vielmehr abwechselnd lächerlich und langweilig. Da die Figuren erneut eine Zumutung sind, gibt es keinen plausiblen Grund, sich diese Ermittlungen freiwillig antun zu wollen.
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