Ludo (Til Schweiger) und Anna (Nora Tschirner) sind seit zwei Jahren zusammen, lange schon hat sich der Alltag eingestellt. Ludo hat seinen Job bei der Klatschpresse aufgegeben, beide arbeiten nun in der Kindertagesstätte. Zu Hause hält Ludo wenig davon, Pfandflaschen zurückzubringen oder aufzuräumen, sehr zum Ärgernis von Anna. Die bereits vorbelastete Beziehung wird einem weiteren Stresstest unterzogen, als Marie (Edita Malovcic), ein ehemaliges Betthäschen von Ludo, wieder in sein Leben tritt. Doch damit nicht genug, kurz darauf betritt auch Ralf (Ken Duken) die Bühne – der ehemalige Studienkollege und Liebhaber von Anna kommt für ein paar Tage in der Wohnung der beiden unter. Ob das gut gehen kann?
Alles irgendwie überflüssig
Allein die Anfangssequenz von Zweiohrküken scheint ein großer Mittelfinger an all jene zu sein, welche es Til Schweiger abnahmen, sich über die nachträgliche Änderung der Altersfreigabe von Keinohrhasen zu freuen. Die Fortsetzung wurde ebenfalls, dieses Mal allerdings von vorneherein, mit einer Freigabe ab zwölf Jahren versehen und enthält erstaunlicherweise tatsächlich kaum eine Sexszene. Wenn dann doch einmal eine gezeigt wird, ist diese keineswegs explizit, sondern, vor allem in Relation zum ersten Teil, geradezu dezent. Dennoch ist der Film insgesamt deutlich sexualisierter als der Vorgänger. Sollte es irgendwann einen dritten Teil geben und folgte er demselben Nomenklatur, wäre es angesichts der Inhalte hier nicht weiter verwunderlich, trüge er tatsächlich den im Internet oft als Scherz benutzten, nicht jugendfreien Titel, welcher mit einer Zahl (in diesem Fall drei) anfängt und mit einem (in diesem Fall weiblichen) Tier aufhört.
Der Subplot mit Matthias Schweighöfer ist unnötiger als der abgedroschene Vergleich mit einem Kropf; er ist noch dazu derart dolorös deplatziert, dass er sich kaum als Subplot bezeichnen lässt. Das Ganze hat so unglaublich wenig mit der Hauptgeschichte zu tun und ist auch für sich genommen eine Aneinanderreihung von Belanglosigkeiten, dass es am besten als Kurzfilm konzipiert worden wäre, dessen Drehbuch die Verantwortlichen dann in der Versenkungen hätten verschwinden lassen sollen. So richtig kongruent mit Schweighöfers Charakter aus dem ersten Film ist das alles auch nicht, was sich zunächst damit erklären ließe, dass zwei Jahre vergangen sind und Menschen sich ändern können.
Billig und dünn
Allerdings bezieht sich die mangelnde Deckungsgleichheit auch auf andere Figuren, bei welchen diese Begründung nicht greift. So soll Anna, die wir im ersten Teil als kleine, schüchterne graue Maus kennenlernten, in der Vergangenheit nicht nur mit genügend Liebhabern das Bett geteilt, um seitenlang deren Namen aufzulisten, sondern darüber hinaus auch noch zu jedem davon pikante Details vermerkt haben. Sicher. Das ist genau so plausibel wie eine Szene, in der sie sich nicht entscheiden kann, welches Paar Schuhe sie anziehen soll und was genau zu welchem Kleid passen würde. Billige Gags erhalten hier gegenüber Konsistenz der Geschichte und Charaktere den Vorzug.
Steckte in Keinohrhasen unter allem möglichen Geröll immerhin noch eine halbwegs sympathische Story, muss sich in Zweiohrküken durch einen Haufen Füllmaterial gegraben werden, um die dünne Haupthandlung freizulegen. Wieder wird der Film mit prominenten Gastauftritten gespickt, abgesehen von Wladimir Klitschko und Yvonne Catterfeld, welche ihre Rollen als sie selbst wieder aufgreifen, bleiben diese jedoch hinsichtlich Prägnanz und Qualität deutlich hinter dem vorherigen Film zurück. Der Fairness halber ist zu erwähnen, dass Schweigers selbstdarstellerische Ambitionen ebenfalls deutlich zurückgegangen sind, was aber auch nichts mehr rettet.
OT: „Zweiohrküken“
Land: Deutschland
Jahr: 2009
Regie: Til Schweiger, Torsten Künstler
Drehbuch: Til Schweiger, Anika Decker
Musik: Daniel Nitt, Dirk Reichardt, Mirko Schaffer
Kamera: Christof Wahl
Besetzung: Til Schweiger, Nora Tschirner, Matthias Schweighöfer, Edita Malovcic, Ken Duken, Uwe Ochsenknecht, Heiner Lauterbach
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