Als der 12-jährige Jakob (Jonathan Tittel) auf dem Markt eine alte Frau (Anica Dobra) wegen ihrer großen Nase verspottet, ahnt er nicht, dass er diese Tat bald bereuen wird. Kurze Zeit später ist der Junge bereits ein Gefangener der Fee Kräuterweis und wird von dieser mehrere Jahre lang gezwungen, für sie und deren Gäste zu kochen. Und als wäre das nicht schon Strafe genug, verwandelt sie ihn im Anschluss auch noch in einen Zwerg, der seinerseits mit einer großen Nase ausgestattet ist. Derart verändert erkennt ihn im Anschluss niemand mehr wieder, nicht einmal seine Mutter Hanne (Maria Simon). Und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als seine neu gewonnenen Kochkenntnisse bei Herzog Kunz der Schlemmer (Daniel Zillmann) anzuwenden. Dieser ist erfreut über seinen neuen Koch – im Gegensatz zum Oberküchenmeister (Christian Ahlers), der über die Konkurrenz so gar nicht glücklich ist …
Alle Jahre wieder
Sie gehören zum festen Programm des ZDF-Weihnachtsfernsehens: die Märchenperlen. Jährlich produziert der zweite große öffentlich-rechtliche Sender einen eigenen Titel. Oft handelt es sich dabei um eines der beliebten Volksmärchen der Gebrüder Grimm. Dann und wann werden aber auch andere Quellen angezapft. Bei Zwerg Nase ist es die gleichnamige Geschichte von Wilhelm Hauff, die Pate stand. Von dieser gab es zuvor schon einmal eine Verfilmung, die zwar eigentlich nicht zu der Reihe gehört, aber als Teil von ihr in der gleichnamigen DVD-Reihe veröffentlicht wurde.
Wie sinnvoll es ist, dasselbe Märchen gleich mehrfach unterzubringen, während es noch so viele gibt, die eine Adaption vertragen können, darüber lässt sich streiten. Zumal die 2021er Version – im Gegensatz zu so manch anderem Film der Märchenperlen – keine wirklichen neuen Wege beschreitet. Das betrifft den Inhalt, der ohne große Änderungen übernommen werde. Und auch inszenatorisch versucht Regisseur Ngo The Chau, der zuvor schon Schneewittchen und der Zauber der Zwerge und Die Hexenprinzessin für die Reihe gedreht hat, keine bahnbrechenden Neuigkeiten. Zwerg Nase ist ein klassisches Märchen, das sich nicht dafür schämt, in der Tradition der vielen anderen Verfilmungen der Geschichte um den kochenden Zwerg zu stehen. Man weiß hier, was funktioniert, und hält sich daran.
Solides Märchen für ein junges Publikum
Bemerkenswert ist allenfalls, dass mit Mick Morris Mehnert ein tatsächlich kleinwüchsiger Schauspieler für die Titelrolle engagiert wurde. Wobei die dankbarere Rolle ohnehin Daniel Zillmann (Rückenwind von vorn) hat. Der oftmals auf komische Figuren gebuchte Darsteller zelebriert den aufgeplusterten Vielfraß Schlemmer geradezu, den es gleichermaßen nach lecker Speisen und Anerkennung giert. Das ist alles gnadenlos überzogen, aber durchaus amüsant. Besonders das jüngere Publikum, für welches diese Filme gedreht werden, darf seinen Spaß an der Groteske haben. Hinzu kommt die eine oder andere brenzlige Situation, durch die sich Jakob kämpfen muss, begleitet von der sprechenden Gans Mimi.
Das ist alles dann ganz solide umgesetzt. Das Märchen, welches auf dem Schlingel Filmfestival 2021 uraufgeführt wurde, fügt sich nahtlos in die beliebte Reihe ein, ohne jedoch auf nennenswerte Weise hervorzustechen. Gerade weil es so viele andere Adaptionen von Hauffs Geschichte gegeben hat, wären etwas größere Ambitionen vielleicht nicht schlecht gewesen. Wer solche aber weder braucht noch erwartet, sondern einfach nur wieder einen netten Film für den Nachwuchs sucht, der bekommt hier schon genügend geboten, um sich anderthalb Stunden die Zeit zu vertreiben. Zwerg Nase hält die Balance aus Spaß und Spannung und führt den jungen Zuschauern und Zuschauerinnen vor Auge, wie der Protagonist langsam erwachsen wird und Verantwortung zu übernehmen bereit ist.
OT: „Zwerg Nase“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Ngo The Chau
Drehbuch: Adrian Bickenbach
Vorlage: Wilhelm Hauff
Musik: Tim Morten Uhlenbrock
Kamera: Ngo The Chau
Besetzung: Mick Morris Mehnert, Christian Ahlers, Daniel Zillmann, Anica Dobra, Maria Simon, Alexander Schubert
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