Bandidas
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Inhalt / Kritik

Bandidas
„Bandidas“ // Deutschland-Start: 31. August 2006 (Kino) // 8. Januar 2007 (DVD)

Es ist das späte 19. Jahrhundert in Mexiko. Der skrupellose Tyler (Dwight Yoakam) wird von der New Yorker Capital Bank and Trust beauftragt, das Land mexikanischer Bauern zu sichern, damit eine neue Bahnlinie durch dieses Land errichtet werden kann. Opfer dieser Handlungen sind unter anderem die ungleichen Sara (Salma Hayek) und María (Penélope Cruz), die sich zusammenschließen, um die Filialen der Capital Bank and Trust auszurauben und das Geld unter den betroffenen Leuten zu verteilen. Schnell machen die Bandidas von sich reden und werden polizeilich sowie von Tyler gesucht.

Fehlendes Konzept

Bandidas versucht in seiner Inszenierung sowohl das Comedy- als auch das Action-Genre abzudecken. Das sorgt dafür, dass er tonal stellenweise sehr unpassend wirkt. Zwar ist gerade der Schnitt in einigen Montagen sehr gelungen, aber das Problem ist, dass der Film es häufig nicht schafft, klarzumachen, ob er gerade lustig oder ernst sein möchte. So ist die Musik in vielen Szenen sehr überladen und fast schon aufdringlich, dabei vermitteln zu wollen, dass nun bitte zu lachen ist, auch wenn die Szene das überhaupt nicht hergibt. Das lässt den ganzen Film sehr chaotisch wirken.

Nicht hilfreich, das Chaos einzudämmen, ist die Kameraarbeit. Gerade die Action-Szenen, weisen mit wenigen Ausnahmen eine anstrengende Wackelkamera mit miserablem Blocking auf, was zu einer teils sehr desorientierenden Szenengeografie führt. Aber auch die humoristischen Szenen sind eher Hit-or-Miss. In erster Linie wird in Bandidas auf Slapstick gesetzt, der wiederum in der Regel funktional gut gefilmt ist. Dennoch sind viele Pointen einfach unfassbar stumpf und landen nicht. Insgesamt wirkt es so, als wisse der Film oft nicht, wo er hinwolle. Dramaturgisch ist Bandidas eher unterdurchschnittlich. Grundsätzlich steht die Handlung sehr im Hintergrund und ist vielmehr Beiwerk. Im Fokus stehen vor allem die beiden Hauptfiguren, die auch durchaus gut miteinander harmonieren sowie die Tatsache, dass sie Frauen sind.

Zwischen Sexualisierung und Female-Empowerment

Entsprechend interessant ist natürlich die Darstellung der Hauptfiguren. Das liegt zum einen daran, dass es gerade für das Westerngenre unüblich ist, die wichtigen Frauenrollen mehr als nur Damsels in Distress sein zu lassen. Aber auch daran, dass der Film, wie bereits angedeutet, in diesem Gimmick eindeutig sein Alleinstellungsmerkmal sieht und somit den Fokus auch klar darauf legt. Mit Luc Besson, der den Film produziert und am Drehbuch mitgeschrieben hat, ist sogar jemand in führender kreativer Rolle, der den Ruf hat, tolle Frauenfiguren in Action-Filme zu packen.

Bandidas ist aber kein Nikita, und zwar nicht nur inszenatorisch. Auch der Konflikt der Hauptfiguren zwischen ihrer Rolle als Heldinnen und in ein bestimmtes Weiblichkeitsbild passen zu müssen, wird in Bandidas nur sehr vereinzelt sinnvoll behandelt. Während Nikita beispielsweise seinen Kern darin hat, zu zeigen, wie die Hauptfigur versucht, ihre Entmenschlichung durch ihren Beruf zu verhindern, dabei die patriarchischen Gesellschaftsstrukturen aber die Kontrolle entreißen und sie nur zum Objekt machen, ist Bandidas viel zu eindimensional für eine derartige Auseinandersetzung.

Nicht weit genug gedacht

Unter anderem verantwortlich dafür ist die fehlende Subtilität, die sich durch den ganzen Film zieht. Dazu kommt, dass sich schlicht ideenlos und letztlich auch unkritisch sich mit dem Thema befasst wird. Die meiste Zeit wirkt es, als wollte man gutaussehende, weibliche und kompetente Figuren schaffen, ohne sich mit den gesellschaftlichen Implikationen auseinanderzusetzen, weswegen diese Figuren eben trotzdem zu Stereotypen und Karikaturen verfallen. Es macht einen Unterschied, ob eine weibliche Figur eine Person verführt, um beispielsweise an Informationen zu kommen oder ob sie es tut, um sich bestmöglich als eine untergebene Liebhaberin zu inszenieren, die da ist, um einem Mann seine Wünsche zu erfüllen. Insbesondere, wenn das dann in einen mädchenhaften Wettstreit darüber ausartet, wer das am besten könne.

Beide Beispiele kommen im Film vor. Der letztgenannte nimmt dabei aber einen erheblich größeren und wichtigeren Anteil der Handlung ein. Zwar zeigt Bandidas auch immer wieder Momente, in denen sich die Figuren mit dem angesprochenen Konflikt zwischen Weiblichkeits- und Heldinnenrolle konfrontiert sehen, lässt diese dann aber zu sehr in Klamauk verkommen. Ähnliches gilt übrigens auch für die am Rand angeschnittene Rassismus-, Imperialismus- und Kapitalismuskritik.

Credits

OT: „Bandidas“
Land: USA, Mexiko, Frankreich
Jahr: 2006
Regie: Joachim Rønning, Espen Sandberg
Drehbuch: Luc Besson, Robert Mark Kamen
Musik: Éric Serra
Kamera: Thierry Arbogast
Besetzung: Penélope Cruz, Salma Hayek, Steve Zahn, Dwight Yoakam, Denis Arndt, Sam Shepard

Trailer

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Weder filmisch, noch inhaltlich ist „Bandidas“ ein furchtbarer Film, aber eben auch nicht interessant genug, um dem Mittelmaß zu entfliehen. Dazu denkt er die Probleme, die er behandelt, nicht zu Ende und bleibt dabei teils sogar so oberflächlich, dass er selbst zum Teil dieser Probleme wird.
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