Die kleine irische Gemeinde Six Mile Hill ist nicht unbedingt das, was man einen Touristenmagneten nennt. Und wenn sich doch mal jemand dorthin verirrt, dann hängt das oft mit der Legende um Abhartach zusammen, der Bram Stoker zu seiner Romanfigur Dracula inspiriert haben soll. So sagt man zumindest. Eugene (Jack Rowan), William (Fra Fee), SP (Michael Hough) und Claire (Louisa Harland) können mit dieser Legende nicht viel anfangen. Im Gegenteil: Sie machen sich sogar über die Leute lustig, die sich für den angeblich hier vergrabenen Abhartach interessieren. Das Lachen soll ihnen aber bald vergehen, als bei einem geplanten Bauprojekt versehentlich ein Missgeschick geschieht, das bald zu einem ersten Blutvergießen führt …
Die Geschichte des wahren Dracula
Dracula? Klar, den kennt jeder. Selbst wer nicht den Original-Roman von Bram Stoker gelesen hat, wird auf die eine oder andere Weise mit seinem Blutsauger vertraut gemacht worden sein – und sei es durch die unzähligen Filme und Serien, die auf diesen zurückgreifen. Viele dürften auf diese Weise auch von Vlad Dracula erfahren haben, einem Herrscher im 15. Jahrhundert, der im Ruf stand, besonders brutale Gräueltaten verübt zu haben. Die Legende um Abhartach dürfte hingegen kaum jemand kennen. Dabei wurden in den letzten zwanzig Jahren diverse Theorien verkündet, dass tatsächlich dieser die Inspiration für die berühmte Romanfigur gewesen sein soll. Ob das stimmt oder nicht, das weiß auch Chris Baugh nicht. Aber es ist doch ein schöner Aufhänger, um mit Boys from County Hell eine irische Variante des Vampirfilms aufzuziehen.
Wobei er die Unterschiede zwischen seinem Vampir und dem aus Buch und Film bekannten erst vergleichsweise spät thematisiert. Genauer macht sich Boys from County Hell einen Spaß daraus, die diversen Klischees, die wir alle von den Blutsaugern kennen, abzuarbeiten und auf ihre Richtigkeit hin zu überprüfen. Das ist auch tatsächlich ganz amüsant, wenn in Zeiten der Not das mühsam erworbene Halbwissen irgendwie doch nicht so wirklich was nützt. Trial and Error, an dessen Ende möglicherweise der Tod wartet, das ist für die Betroffenen eher weniger lustig. Als unbeteiligtes Publikum darf man bei den eher kläglichen Versuchen aber schon seinen Spaß haben. Dass dieser mit dem einen oder anderen Verlust einhergeht, das nimmt man dann in Kauf. Gerade zum Ende hin spritzt da schon das Blut.
Sympathisch mit deutlichen Längen
Wobei auch der Einstieg die Richtung vorgibt, wenn sich in einem Vorausblick auf spätere Ereignisse die Bedrohung ankündigt. Das ist tatsächlich unheimlich, so wie Baugh an mehreren Stellen sein Händchen für das Genre beweist. Zwischen dem vielversprechenden Einstieg und dem deftigen Ende kommt es in Boys from County Hell aber zu ausgiebigen Längen. Selbst als die eigentliche Handlung beginnt mit dem folgenreichen Missgeschick, kommt der Film kaum in die Gänge. Es geht dann doch mehr um die Figuren und ihre Verhältnisse zueinander. Vor allem Eugene, der nach dem Tod der Mutter in der Einöde verloren ist, wird dabei ausgiebig thematisiert. Aber auch die anderen sind nicht so wirklich glücklich mit ihrer jeweiligen Situation.
Daraus hätte man eine interessante Mischung aus Sozialdrama und Horror machen können. Stattdessen strebte Baugh eine Komödienrichtung an. Möglich ist das natürlich. So richtig geglückt ist es ihm aber nicht. Wenn es zu den besagten Vergleichen von Filmvampir und echter Bedrohung kommt, ist das schon amüsant. Außerdem gibt es – typisch Provinz eben – einige eher skurril angelegte Figuren, bei denen es schon aufgrund ihrer Eigenheiten zu Reibungen kommt. Dennoch, die wirklichen Lacher muss man bei Boys from County Hell schon suchen. Die irisch-britische Coproduktion, die auf diversen Festivals zu sehen war, ist zweifelsfrei sympathisch. Sie ist aber nur selten mehr als nett, manchmal nicht einmal das. Da hatten das Szenario und das Setting doch irgendwie mehr versprochen.
OT: „Boys from County Hell“
Land: Irland, UK
Jahr: 2020
Regie: Chris Baugh
Drehbuch: Chris Baugh, Brendan Mullin
Musik: Steve Lynch
Kamera: Ryan Kernaghan
Besetzung: Jack Rowan, Nigel O’Neill, Louisa Harland, Michael Hough, John Lynch
Tribeca Film Festival 2020
Sitges 2020
NIFFF 2021
Fantasy Filmfest 2021
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