Die Aufregung ist groß bei den Männern und Frauen, die in einer Sternwarte in Norwegen arbeiten. Schließlich soll das riesige Radioteleskop, das auf der Forschungseinrichtung angebracht ist, ungeahnte Einblicke in den Weltraum ermöglichen. Während sich das Team auf die gemeinsame Arbeit freut, beschäftigt sie noch ein ganz anderes Thema: Jemand hat mitten im Wald ein Seil aufgespannt. Wer dahinter steckt ist dabei ebenso unklar wie die Absicht. Klar ist nur, dass es endlos zu sein scheint, niemand hat bislang das Ende gesehen. Von Neugierde getrieben verabreden sich deshalb einige aus dem Team, sich auf eine kleine Wanderung zu begeben. Leïla (Christa Théret), Joseph (Tom Mercier), Sophie (Jeanne Balibar), Dani (Planitia Kenese), Serge (Jean-Marc Barr) und Bernhardt (Richard Sammel) ziehen los, in der festen Absicht, das Rätsel um das Seil zu lösen und herauszufinden, wohin es führt. Gleichzeitig wächst bei Bernhardts Frau Agnès (Suzanne Clément) die Sorge, als die Expedition nicht zurückkehrt …
Rätsel in der unberührten Natur
Und die nächste ungewöhnliche Serie mit Genre-Anleihen, die arte in sein Programm aufgenommen hat. Nachdem es beim letzten Mal im klaustrophobischen Krimi Vigil – Tod auf hoher See um die Suche nach einem Mörder an Bord eines U-Boots ging, steht dieses Mal in Das Seil ein Ausflug in die unberührte Natur Norwegens an. Beengt ist hier gar nichts, der Wald ist im Gegenteil sehr weitläufig. Es fehlt auch ein Widersacher, der umhergeht und die Figuren in irgendeiner Form bedroht. Wenn überhaupt sind die Menschen eine Gefahr für sich selbst, als sie sich auf eine gemeinsame Expedition begeben. Das einzige Konkrete, was es hier gibt, ist das titelgebende Seil, das scheinbar über Nacht aufgetaucht ist. Das klingt nicht nach viel und ist doch genug für eine der seltsamsten Serien, die derzeit im deutschen Fernsehen zu sehen sind. Dabei ist die Geschichte gar nicht mal so neu. Genauer basiert die französische Serie auf dem gleichnamigen Roman von Stefan aus dem Siepen, der dieses Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert.
Regisseur und Co-Autor Dominique Rocher nahm die Vorlage, wandelte sie inhaltlich aber ab. Wo es im Original um Bauern ging, die in einem abgelegenen Dorf ihre Expedition starten, da sind es dieses Mal Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen einer Sternwarte. Grundsätzlich ist der Wechsel ohne große Relevanz für die Ereignisse. Durch einen Wald zu wandern, der ebenso wie das Seil kein Ende zu nehmen scheint, bekommt schließlich jeder hin, egal was er sonst noch so in seinem Leben macht. Wobei die Idee der Umbesetzung durchaus etwas für sich hat, kommt es doch auf diese Weise zu einer reizvollen Parallele: Während die einen die Weiten des Weltalls durchforschen, sind die anderen den Geheimnissen dieser Welt auf der Spur. Der Wissensdurst und die Neugierde sind in beiden Fällen ähnlich, da macht sich schon der Forschergeist bemerkbar.
Die persönliche Suche nach Antworten
Die Neugierde überträgt sich dabei auf das Publikum daheim. Auch wenn das Szenario eigentlich nicht sehr aufregend klingt, man würde dann doch ganz gerne wissen wollen, was genau es mit dem Seil auf sich hat und wohin es führt. Wer jedoch das Mystery-Genre in der Erwartung schaut, am Ende eine überraschende Antwort auf die eigenen Fragen zu bekommen, der ist bei Das Seil falsch. Die gibt es hier nicht. Genauer gibt es überhaupt keine Antworten. Bei der Serie geht es eben nicht darum, dass man am Ende bei einem bestimmten Ort rauskommt und alles einen Sinn ergibt. Die Antworten, nach denen man sich sehnt, müssen im Zweifelsfall vom Publikum selbst beantwortet werden. Eventuell auch in der Gruppe: Kaum eine Serie bietet sich vergleichbar gut für Diskussionen an wie diese hier.
Spektakulär ist das nicht, die Abwechslung hält sich auch in Grenzen. Ein Großteil der drei Folgen besteht wirklich darin, wie die Gruppe nur durch den Wald läuft, dann und wann unterbrochen durch die parallelen Ereignisse in der Sternwarte. Erst später nimmt die Intensität etwas zu, wenn die lange Wanderung psychische Folgen nach sich zieht und es auch den einen oder anderen Survival-Abenteuer-Moment gibt. Dennoch sollte man sich in der Hinsicht nicht zu viel erwarten. Das Seil ist mehr Drama als Thriller, wenn es viel um die Menschen geht, um deren Schwächen und wechselseitige Verhältnisse. Darum, was es heißt, zunehmend die Kontrolle zu verlieren. Diese höchst menschlichen Abgründe und existenziellen Themen werden jedoch in eine zunehmend surreale Situation eingebettet, an deren Ende man letztendlich nur das wiederfindet, was man zuvor selbst eingepackt hat.
OT: „La Corde“
Land: Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Dominique Rocher
Drehbuch: Dominique Rocher, Eric Forestier
Vorlage: Stefan aus dem Siepen
Musik: Grégoire Hetzel
Kamera: Jordane Chouzenoux
Besetzung: Suzanne Clément, Jean-Marc Barr, Christa Théret, Tom Mercier, Richard Sammel, Jakob Cedergren, Planitia Kenese, Jeanne Balibar
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