Die Einöde El Páramo The Beast Netflix
© Netflix/Lander Larranaga

Die Einöde

Inhalt / Kritik

Die Einöde El Páramo The Beast Netflix
„Die Einöde“ // Deutschland-Start: 6. Januar 2022 (Netflix)

Spanien im 19. Jahrhundert: Das von Kriegen und Gewalt geplagte Land hat viele Menschen dazu veranlasst, lieber abgeschieden von dem Rest zu leben. So auch Salvador (Roberto Álamo), der mit seiner Frau Lucía (Inma Cuesta) und Sohn Diego (Asier Flores) ein Leben im Nirgendwo gewählt hat. Tatsächlich sicher sind sie aber auch dort nicht, dessen ist sich das Familienoberhaupt bewusst, weshalb er schon früh seinen Sohn dazu drängt, das Schießen zu lernen, um sich im Notfall verteidigen zu können. Außerdem braucht es das, um Hasen erlegen zu können, eine wichtige Nahrungsquelle. Dabei lauert da noch eine ganz andere Gefahr, wie er eines Abends erzählt: eine grausame Bestie, die auch schon seiner Schwester das Leben gekostet hat. Als Salvador kurze Zeit später aufbricht und seine Familie vorläufig alleine lässt, scheint sich die Geschichte zu bewahrheiten. Immer wieder sieht Lucia die furchteinflößende Gestalt. Und sie scheint näher und näher zu kommen …

Düsteres aus Spanien

Düstere Filme und Serien aus Spanien gibt es auf Netflix inzwischen nicht zu knapp. Der bekannteste Titel ist dabei zweifelsfrei der Exportschlager Haus des Geldes, der zu einer weltweiten Sensation wurde. Aber auch sonst man kann sich über mangelnden Nachschub aus dem südeuropäischen Land beim Streamingdienst nicht beklagen. Ob die Nazijagd in der Serie Jaguar, das Mystery-Drama Das Gift, der Thriller Outlaws oder auch der Ekelhorror Zwei: Die Quantität hat in den letzten Monaten ohne jeden Zweifel gestimmt, auch wenn man bei der Qualität das eine oder andere Fragezeichen setzen durfte. An so manchem Beitrag schieden sich die Geister. Und auch bei Die Einöde, einem weiteren Werk aus Spanien, ist ein solches Schicksal abzusehen.

Das Setting ist dabei durchaus massentauglich. Ein abgeschiedener Ort mitten im Nirgendwo? Das ist gerade im Horrorgenre eigentlich Standard. Da gibt es alte Herrenhäuser oder Waldhütten, vielleicht auch mal ein eingeschneites Hotel. Die Variationen sind endlos, Hauptsache, man ist ganz weit weg von der Zivilisation und jeder  potenziellen Hilfe, die man im Notfall gebrauchen kann. Und dass ein solcher eintreten wird, daran gibt es keinen Zweifel. Dafür sind solche Filme ja da. In Die Einöde ist es nun ein Familienhaus, welches zum Schauplatz des Grauens ist. Drumherum ist nicht viel, wie der deutsche Titel bereits ankündigt. Eigentlich sieht man hier kilometerweit drumherum nichts, wohin man auch blickt.

Gefangen auf einem Präsentierteller

Das ist einerseits etwas eigenartig, da bei solchen Filmen ja viel davon abhängt, dass sich das Böse irgendwo verstecken kann. Aber wo nichts ist, da ist eigentlich auch kein Versteck. Der vermeintliche Vorteil, alles immer überblicken zu können, trägt gleichzeitig zu der unheilvollen Stimmung bei. Denn auch die Familie sitzt wie auf einem Präsentierteller und hat keine Möglichkeit sich zurückzuziehen. Und doch spielt Regisseur und Co-Autor David Casademunt bei seinem Langfilmdebüt Die Einöde nicht mit der sichtbaren Gefahr, wie man meinen könnte. Stattdessen sieht man über weite Strecken nichts. So kommt es beispielsweise vor, dass Lucía zum Horizont zeigt und dort die Bestie zu sehen glaubt. Die Kamera folgt aber ihrem Blick nicht, zumindest nicht so weit, dass man selbst etwas sehen würde. Man sieht lediglich ihre Reaktion.

Nach diesem Prinzip funktioniert dann auch mehr oder weniger der gesamte Film. Die Einöde handelt anders, als es sich manche wohl erhoffen würden, nicht davon, wie eine Familie sich einen konkreten Kampf mit einem Monster liefert. Stattdessen geht es hier um die Reaktionen der Familie auf dieses Monster. Diese Form des psychologischen Horrors ist damit Werken wie Der Babadook deutlich näher als regulärem Creature Horror bzw. Home Invasion Thrillern. Besonders das Thema Angst spielt eine große Rolle. Erst bläut Salvador seinem Sohn ein, dass er Herr über seine Angst werden muss, später tut es ihm Lucía gleich. Die Idee: Die Bestie gewinnt ihre Macht über die anderen, indem man sie fürchtet. Wer sie besiegen will, der muss also seine Furcht besiegen.

Unwirklich schöne Bilder mit aufdringlicher Musik

Das ist natürlich nicht sonderlich originell, viele Horrorfilme arbeiteten mit einer ähnlichen. Außerdem ist Die Einöde alles andere als subtil bei der Umsetzung dieses Themas. Was den Film aber auszeichnet ist seine Optik. Casademunt und sein Kameramann Isaac Vila (Das Schweigen des Sumpfes, Bajocero (Unter Null)) haben unwirklich schöne Bilder aus der spanischen Provinz mitgebracht, die auch ohne die Idee eines Monsters nicht von dieser Welt sind. Das neigt etwas zum Verkünstelten, gerade im Zusammenspiel mit der doch recht aufdringlichen Musik im weiteren Verlauf. Dennoch: Da sind so viele Aufnahmen dabei, die einen dazu veranlassen, auf die Pausetaste zu drücken, um sie noch etwas mehr genießen zu können. Das zusammen mit den starken schauspielerischen Leistungen ist Grund genug, für anderthalb Stunden ins staubige Nirgendwo ziehen zu wollen. Wer sich also damit abfinden kann, dass es hier mehr ums Ambiente geht, weniger um eine Handlung, sollte hier einmal vorbeischauen. Fans körperlichen Horrors kommen hingegen weniger auf ihre Kosten.

Credits

OT: „El Páramo“
AT: „La Bestia“
IT: „The Beast“
Land: Spanien
Jahr: 2021
Regie: David Casademunt
Drehbuch: David Casademunt, Martí Lucas, Fran Menchón
Musik: Diego Navarro
Kamera: Isaac Vila
Besetzung: Inma Cuesta, Asier Flores, Roberto Álamo

Bilder

Trailer

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„Die Einöde“ handelt von einer Familie, die im staubigen Nirgendwo Spaniens lebt und dort von einer Bestie belagert wird. Das Ergebnis ist jedoch kein Creature Horror, sondern befasst sich mehr mit den Figuren und ihrer Angst. Wer es konkret mag, kann das eher ignorieren. Die unwirklich schönen Bilder und die schauspielerischen Leistungen machen den Film aber sehenswert.
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