Eine gut besuchte Taverne, irgendwo in den Bergen: Die Gäste erfreuen sich wahlweise mit Essen und kleinen Schauergeschichten, die sie sich erzählen, als auf einmal ein seltsamer Mann (Pierre Fresnay) auftaucht, dem die linke Hand fehlt und der eine kleine Schatulle bei sich trägt. Wer er ist oder woher er kommt, weiß niemand. Ebenso wenig, was er von den Ruinen will, nach denen er mehrfach fragt. Aber er scheint auf der Flucht vor jemandem zu sein, was die Neugierde der übrigen Leute anregt – umso mehr als kurze Zeit nach ihm die Polizei auftaucht. Erst als diese wieder abrückt, beginnt er zögerlich seine Geschichte zu erzählen. Sein Name sei Roland Brissot und er sei Maler. Lange hatte er vergeblich versucht, in diesem Bereich Fuß zu fassen, keiner wollte seine Bilder haben. Das änderte sich erst, als er sich auf einen bizarren Handel einließ: Er kaufte eine abgetrennte Hand, dafür sollte ihm in Zukunft das Glück hold sein. Tatsächlich war plötzlich alles anders. Aber dieses Glück hatte einen hohen Preis …
Das teuflisch verführerische Verderben
Der Teufel ist selten ein empfehlenswerter Handelspartner. Er mag gut darin sein, einem etwas zu verkaufen, indem er die Schwächen der Menschen ausnutzt. Er ist aber ebenso gut darin, das Kleingedruckte so zu verstecken, dass niemand ahnt, worauf man sich einlasst. Geschichten um einen solchen Handel hat es sowohl im Bereich der Literatur wie auch dem des Films genug gegeben. Faust und Das Bildnis des Dorian Gray sind beispielsweise große Klassiker der Literaturgeschichte. Vor einigen Monaten gab es mit der Fantasykomödie Der Boandlkramer und die ewige Liebe eine humorvolle Abwandlung eines solchen Teufelspaktes. Eine andere interessante Version ist Die Teufelshand aus dem Jahr 1943, eine französische Produktion entstanden zur Zeit der deutschen Besatzung.
Mysteriös geht diese los, wenn das Geschehen mit der besagten Taverne beginnt, in der die unterschiedlichsten Leute zusammengetroffen sind. Im Grunde braucht es diese für die Geschichte überhaupt nicht. Sie bildet nur den Rahmen für die Erinnerungen von Roland, der dem neugierigen Publikum erzählt, was ihn zu diesem entfernten Ort geführt hat. Man hätte diesen Part mehr oder weniger weglassen können, ohne dass es die Handlung wesentlich beeinflusst hätte. Die Rückblicke sind chronologisch angeordnet, es gibt keine nennenswerten Beeinflussungen der beiden Stränge. Erst ganz zum Schluss kehrt Die Teufelshand noch einmal zu der feuchtfröhlichen Runde zurück, der wir zu Beginn begegnen und die bald an den Lippen des einhändigen Fremden hängt.
Atmosphärischer Einstieg, der neugierig macht
Überflüssig ist die Eingangsszene jedoch nicht. Regisseur Maurice Tourneur nutzt diese, um die Atmosphäre seines Films vorzugeben. Von Anfang an ist das hier irgendwie mysteriös und rätselhaft, gleichzeitig unheimlich. Was hat es mit dem Mann auf sich? Wer ist der zweite Mann, den die Polizei sucht? Und was ist in der Schatulle, die der Neuankömmling bei sich trägt? Die Teufelshand nutzt eine gerade bei Komödien und Thrillern beliebte Methode, mit einer ungewöhnlichen Situation mittendrin zu beginnen, um auf diese Weise Neugierde zu erzeugen. Von dem nicht ganz zu durchschauenden Geschehen angezogen, bleibt man anschließend dabei. Man will ja schließlich wissen, worum es da geht.
Die eigentliche Geschichte ist dabei jedoch mur mäßig interessant. Da man als Zuschauer und Zuschauerin eigentlich ab dem Handel weiß, wie das alles weiterläuft, hält sich die Spannung in Grenzen. Da sind einige hübsche Aufnahmen, die besonders vom ausdrucksstarken Schattenspiel leben. Im Gegensatz dazu hinterlässt Hauptdarsteller Pierre Fresnay (Der Mann, der zuviel wusste) keinen wirklich großen Eindruck. Über weite Strecken besteht sein Beitrag in Die Teufelshand nur darin, dass er mit weit aufgerissenen Augen durch die Gegend läuft, während Roland langsam dämmert, worauf er sich eingelassen hat. Das Publikum darf an diesen Stellen höchstens rätseln, was genau das mit der Taverne und den Ruinen zu tun hat. Außerdem überzeugt Palau in der Rolle des unwahrscheinlichen Teufels, der mit einem unheimlichen Lachen für wohlige Schauer sorgt.
Fantasievoll und surreal
Erst im letzten Drittel läuft der Film wirklich zur Hochform auf, wenn Tourneur eine Reihe fantasievoller bis surrealer Momente einbaut. Ob es eine sich verselbständigende Rechnung ist, ein Puppenspiel oder eine Zusammenkunft der Vergangenheit, der Film glänzt mit einigen originellen Einfällen, welche den ansonsten banalen Inhalt aufwerten. Das Finale ist ein bisschen hurtig und irgendwie unbefriedigend, gerade weil es so lange vorbereitet wurde. Dennoch, das nicht mal 80 Minuten lange Werk ist bis heute einen Blick wert, zeigt auf, dass sich in diesem Bereich mit wenigen Mitteln einiges anstellen lässt. Der Horrorpart mag einem gegenwärtigen Publikum nicht mehr viel geben, als Schauermärchen funktioniert das aber nach wie vor gut.
OT: „La main du diable“
Land: Frankreich
Jahr: 1943
Regie: Maurice Tourneur
Drehbuch: Jean-Paul Le Chanois
Musik: Roger Dumas
Kamera: Armand Thirard
Besetzung: Pierre Fresnay, Josseline Gaël, Noël Roquevert, Guillaume de Sax, Pierre Larquey, Antoine Balpêtré, Georges Chamarat, Palau
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