Die Toten vom Bodensee - Das zweite Gesicht ZDF TV Fernsehen
© ZDF/Bernd Schuller/Patrick Pfeiffer

Die Toten vom Bodensee: Das zweite Gesicht

„Die Toten vom Bodensee: Das zweite Gesicht“ // Deutschland-Start: 10. Januar 2022 (ZDF) // 28. Oktober 2022 (DVD)

Inhalt / Kritik

Völlig aufgelöst taucht Lisa Schwegelin (Anna Herrmann) beim Polizeipräsidium auf und berichtet von einem Mord, der beim jährlichen Geistertanz stattgefunden haben soll. Die Erzählung scheint glaubhaft, ist voller Details. Die Sache hat nur einen Haken: Der Umzug steht erst noch bevor, weswegen es überhaupt keinen Mord gegeben haben kann. Und auch die Suche nach einer Leiche bleibt ohne Ergebnis. Als später doch noch ein Mord stattfindet, genau so, wie es die junge Frau vorher beschrieben hatte, steht für Micha Oberländer (Matthias Koeberlin) fest, dass sie die Täterin sein muss. Hannah Zeiler (Nora Waldstätten) wiederum ist nicht von ihrer Schuld überzeugt und glaubt Lisa, dass sie den Toten zuvor nie gesehen hat. Kurze Zeit später berichtet diese von einer erneuten Mord-Vision …

Eine Reihe sucht den Neuanfang

Und wenn sie nicht gestorben sind, ermitteln sie noch heute. Eigentlich sind Micha Oberländer und Hannah Zeiler noch gar nicht so lange im Einsatz. Auf 13 Filme brachten es die beiden bislang, seit 2014 läuft die Krimireihe Die Toten vom Bodensee, eine Gemeinschaftsarbeit vom ORF und dem ZDF, im Fernsehen. Im Vergleich zu einigen anderen solcher Reihen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ist das noch relativ neu. Und doch zeigen die beiden schon seit einer ganzen Weile unverkennbare Verschleißerscheinungen. Vieles war zur Routine geworden. Vor allem das Verhältnis zwischen den beiden Hauptfiguren, welches zunächst noch das Kernstück der Geschichte war, wurde so weit aufgelöst, dass man sich fragen durfte: Wofür braucht es sie überhaupt noch?

Vielleicht merkten auch die Verantwortlichen, dass ein bisschen frischer Wind ganz gut tun würde. Zumindest ist auffällig, wie bei Die Toten vom Bodensee: Das zweite Gesicht das Kreativteam ausgetauscht wurde. Regie übernahm erstmals der krimierfahrene Christian Theede (Tatort: Der Herr des Waldes, Der Dänemark-Krimi: Rauhnächte). Das Drehbuch stammt mal nicht von Timo Berndt, der seit dem dritten Teil sämtliche Geschichten geschrieben hatte. Stattdessen machten sich gleich drei Leute an die Arbeit, die Reihe fortzusetzen: Jeanet Pfitzer, Frank Koopmann und Roland Heep. Dass das Trio bislang keine Erfahrung damit hat, muss nicht zwangsläufig ein Manko sein. Zumindest bot es die Chance, das Ganze noch einmal neu anzugehen und vielleicht einen eigenen Blickwinkel auf das alles zu entwickeln.

Alte Fehler, neuer Blödsinn

Diese Chance wurde vertan. Ausgerechnet bei dem größten Knackpunkt, dem Verhältnis der beiden Hauptfiguren, wurde nichts erreicht. Wo es in den ersten Filmen noch eine reizvolle Reibung zwischen zwei ungleichen Menschen kam, die sich nach und nach näherkamen, gibt es seit einiger Zeit überhaupt keine Chemie mehr. Weder gibt es eine Figurenzeichnung, die eine solche Bezeichnung verdient – ohne Vorkenntnisse ist da überhaupt kein Charakter zu entdecken. Noch hat man den Eindruck, dass die beiden seit Jahren schon zusammenarbeiten. Zwar darf in einer Nebenhandlung von Die Toten vom Bodensee: Das zweite Gesicht Zeiler die neue Beziehung von Oberländer anzweifeln. Doch das bleibt ohne Konsequenz und ist letztendlich nur eine Umkehrung der vorangegangenen Nebenhandlung. Dort war es Oberländer, der ein Problem mit ihrer Beziehung hatte. Kreativ ist das nicht gerade.

Der eigentliche Fall lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Zwar fängt das Ganz recht atmosphärisch an, wenn auf einen lokalen Brauch verwiesen wird, was immer eine der Stärken der Reihe war. Die Idee, einen Mord zu melden, der sich erst später ereignet, macht ebenfalls neugierig. Die Auflösung ist jedoch eine Enttäuschung. Die Grundidee ist eine dieser Küchenpsychologie-Erklärungen, die man immer dann heranzieht, wenn einem sonst nichts einfällt. Es ergibt noch nicht einmal wirklich Sinn, zum Ende hin ist das alles einfach nicht durchdacht. Als Neustart ist Die Toten vom Bodensee: Das zweite Gesicht damit kräftig missglückt. Schade, dass es besser geht hat die Reihe anfangs immer wieder gezeigt. Nicht einmal der titelgebende Bodensee oder das deutsch-österreichische Miteinander spielen hier noch eine Rolle.

Credits

OT: „Die Toten vom Bodensee: Das zweite Gesicht“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2022
Regie: Christian Theede
Drehbuch: Jeanet Pfitzer, Frank Koopmann, Roland Heep
Musik: Chris Bremus
Kamera: Lukas Gnaiger
Besetzung: Nora Waldstätten, Matthias Koeberlin, Hary Prinz, Stefan Pohl, Christopher Schärf, Anna Herrmann, Julia Cencig, Andy Gätjen, Paula Kroh

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fazit
„Die Toten vom Bodensee: Das zweite Gesicht“ versprach mit neuem Kreativteam den dringend notwendigen frischen Wind. Stattdessen gibt es die alten Probleme bei den Figuren. Der Fall selbst ist ebenfalls eine Enttäuschung: Nach einem stimmungsvollen Auftakt wird es zunehmend unsinniger.
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